Stress im Job Diese Dinge machen uns bei der Arbeit krank

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So können Chefs ihre Mitarbeiter schützen

Denn wenn Arbeitnehmer in der Lage sind, sich richtig zu erholen und grundsätzlich Spaß an ihrem Job haben, kann Stress gesundheits- und leistungsfördernd sein, meint Hagemann. Denn wenn der Angestellte unter Druck gerät, schüttet sein Körper Stresshormone aus. Das macht ihn aufmerksamer und er reagiert schneller. Die Ausschüttung des Stresshormons geht allerdings zulasten anderer körperlicher Funktionen wie die des Magendarmtraktes und des Immunsystems. Schließlich sind die Ressourcen des Körpers begrenzt. "Diesen Reflex gab es bereits, als die ersten Menschen einem Säbelzahn-Tiger begegneten. Heute ist es allerdings der Chef, der diese Reaktion hervorrufen kann", sagt Hagemann. In diesen Situationen nutzt der Körper automatisch seine Energie, um die Ursache des Stresses zu bewältigen. Sobald sich die Lage beruhigt hat, werden die Immun- und Darmfunktionen wieder hochgefahren.

Was bei der Arbeit stresst

Wenn der Druck aber permanent anhält und es immer wieder Ärger mit dem Vorgesetzten gibt, stellt sich beim Arbeitnehmer Unzufriedenheit ein. Die Konsequenz: Er identifiziert sich weniger mit dem Unternehmen und seiner Tätigkeit – und schmeißt leichtfertiger als seine Kollegen das Handtuch. In vielen Fällen ist das reiner Selbstschutz.

Fünf Tipps zur Stressbewältigung

Dieser scheinbar natürliche Mechanismus setzt aber bei vielen Arbeitnehmern aus. Trotz Belastung bleiben sie ihrem Arbeitgeber treu und ignorieren typische Warnsignale: Abends finden sie nur schwer in den Schlaf, tagsüber sind sie so müde und erschöpft, dass sich das Unbehagen selbst bei den Kollegen bemerkbar macht. "Stress macht Mitarbeiter auch emotional dünnhäutiger. Sie reagieren dann in scheinbar harmlosen Situationen  gereizt oder aggressiv", sagt Lück. Dann ist es höchste Zeit zu handeln: Denn in dieser Situation ist das Risiko hoch, dass die Angestellten ernsthaft erkranken. Während laut IGA-Report die hohe Arbeitsbelastung und der eingeschränkte Handlungsspielraum vor allem bei Männern häufig zu erhöhtem Blutdruck führen, erhöhen sie insbesondere bei Frauen das Risiko, an Diabetes zu erkranken. Aber auch für psychische Krankheiten wie Depressionen, Burn-out oder Angststörungen werden Arbeitnehmer anfälliger.

Stressbedingter Ausfall ist teuer

Umso wichtiger ist es, dass Unternehmen ihre Mitarbeiter schützen – auch aus wirtschaftlicher Perspektive. Denn durch präventive Maßnahmen haben sie die Möglichkeit, den Krankheitsausfall zu verringern. Denn der kommt der deutschen Wirtschaft teuer zu stehen. Laut Bundesanstalt für Arbeitsschutz und-medizin verursachten die Krankheitstage 2014 volkswirtschaftliche Produktionsausfälle in Höhe von 57 Milliarden Euro.

Dabei können Chefs ihre Mitarbeiter durch einfache und kostenlose Maßnahmen bei Laune halten. "Es ist wichtig, dass ein Vorgesetzter seine Mitarbeiter wertschätzt, offen ist, ihnen Rückmeldungen gibt, Erfolge sichtbar und die Indikatoren transparent macht, anhand derer er Entscheidungen trifft", sagt Hagemann.

Wenn der Chef allerdings bemerkt, dass ein Mitarbeiter kurz davor ist, krank zu werden, sollte er laut dem Arbeitspsychologen das Einzel-Gespräch suchen. "In dieser Situation ist es ratsam, wenn die Führungskraft ihrem Mitarbeiter Unterstützung anbietet, ihn fragt, ob er Urlaub braucht oder die Arbeitszeit reduzieren will", sagt Hagemann. Oft helfen aber auch Qualifizierungsmaßnahmen, um Arbeitsbelastungen weniger bedrohlich erscheinen zu lassen.

Krankenversicherungen bieten zudem betriebliche Gesundheitsförderungen an: Unternehmen erfahren, wie sie die Arbeitsbedingungen verbessern können und Mitarbeiter lernen, wie sie Stress systematisch abbauen.

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