Arbeit am Abend und am Samstag: Für viele Selbstständige ist das Alltag, aber auch für immer mehr Angestellte ist das inzwischen normal. Zwar ist die durchschnittliche Wochenarbeitszeit von 38,2 Stunden im Jahr 1992 auf 35,3 Stunden 2014 gesunken, wie das Statistische Bundesamt in seiner Studie „Qualität der Arbeit – Geld verdienen und was sonst noch zählt“ berichtet. Das liege allerdings allein daran, dass inzwischen deutlich über ein Viertel der Erwerbstätigen nur teilzeitbeschäftigt ist. Dieser Anteil hat sich seit 1992 verdoppelt.
Gleichzeitig arbeitet inzwischen aber auch jeder achte Vollzeit-Erwerbstätige regelmäßig mehr als 48 Stunden in der Woche. Vor allem Selbstständige und Führungskräfte verbringen oft so viel Zeit im Job, dass ihre Arbeitszeit nach internationaler Konvention „überlang“ ist, wie die Statistiker betonen: „Dabei können zu lange Arbeitszeiten belastend sein, weil nicht genügend Zeit für das Privatleben zur Verfügung steht.“
So stellen Sie fest, ob die Arbeitsqualität stimmt
Können die Beschäftigten Einfluss auf die Arbeitsmenge nehmen?
Ist es ihnen möglich, die Gestaltung ihrer Arbeitszeit zu beeinflussen?
Können sie ihre Arbeit selbstständig planen?
Quelle: Gute-Arbeit-Index 2015
Bietet der Betrieb berufliche Weiterbildungsmöglichkeiten?
Können die Beschäftigten eigene Ideen in ihre Arbeit einbringen? Ihr Wissen und Können weiterentwickeln?
Haben Sie Aufstiegschancen?
Gibt es Wertschätzung durch Vorgesetzte? Hilfe von Kolleginnen?
Ein offenes Meinungsklima? Wird rechtzeitig informiert? Planen die Vorgesetzten gut?
Wird Kollegialität gefördert?
Haben die Beschäftigten den Eindruck, dass sie mit ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft leisten? Einen wichtigen Beitrag für den Betrieb?
Identifizieren sie sich mit ihrer Arbeit?
Wird am Wochenende gearbeitet? In den Abendstunden? In der Nacht?
Wird von den Beschäftigten erwartet, ständig für die Arbeit erreichbar zu sein?
Leisten sie auch unbezahlte Arbeit für den Betrieb?
Sind die Beschäftigten respektloser Behandlung ausgesetzt?
Müssen sie ihre Gefühle bei der Arbeit verbergen?
Kommt es zu Konflikten oder Streitigkeiten mit Kund/innen, Patient/innen, Klient/innen?
Muss in ungünstigen Körperhaltungen gearbeitet werden? Bei Kälte, Nässe, Zugluft?
Müssen die Beschäftigten körperlich schwer arbeiten?
Sind sie bei der Arbeit Lärm ausgesetzt?
Widersprüchliche Anforderungen und Arbeitsintensität?
Gibt es Arbeitshetze? Unterbrechungen des Arbeitsflusses? Schwer zu vereinbarende Anforderungen?
Werden alle arbeitswichtigen Informationen geliefert?
Müssen Abstriche bei der Qualität der Arbeitsausführung gemacht werden?
Wird die Arbeit leistungsgerecht bezahlt?
Hat das Einkommen ein Niveau, dass sich davon leben lässt?
Wird die Rente, die sich aus der Erwerbstätigkeit ergibt, später zum Leben reichen?
Gibt es ausreichend Angebote zur Altersvorsorge im Betrieb?
Werden Maßnahmen zur Gesundheitsförderung offeriert?
Werden Sozialleistungen geboten, z.B. Kinderbetreuung, Fahrtkosten- oder Essenszuschüsse?
Beschäftigungssicherheit / Berufliche Zukunftssicherung?
Sind die Beschäftigten in Sorge, dass ihr Arbeitsplatz durch technische Veränderungen oder Umstrukturierungen überflüssig wird?
Machen sie sich Sorgen um ihre berufliche Zukunft? Um den Arbeitsplatz?
Auch am Abend und am Wochenende lassen viele Menschen den Job nicht ruhen. Inzwischen arbeite gut ein Viertel der Erwerbstätigen regelmäßig in der Zeit von 18 bis 23 Uhr, wie die Statistiker herausfanden. „Im Jahr 1992 hatte der Anteil mit 15 Prozent auf einem deutlich niedrigeren Niveau gelegen.“
Das schränke nicht nur den Raum für private Aktivitäten wie Sport oder Kultur und für die Familie ein: „Abend- und Nachtarbeit können (...) auch mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen einhergehen.“ Und: Längst seien davon nicht mehr nur Selbstständige betroffen. Bei Arbeitnehmern kletterte der Anteil der „Spätarbeiter“ in dem Zeitraum von 13 auf 24 Prozent.
So finden Sie den Spaß im Job wieder!
"Keinen Bock mehr?" lautet der Titel des Buches von Klaus Schuster. Der ehemalige Vorstand einer internationalen Bankengruppe gibt Tipps, wie Sie wieder mehr Spaß bei der Arbeit haben. Das Buch ist im Redline Verlag erschienen.
Sie müssen die gleiche Tätigkeit immer wieder erfüllen - ohne, dass sich ein Sinn ergibt: Sprechen Sie mit Ihrem Chef. Ist es zum Beispiel ein Statusbericht, greifen Sie auf den alten zurück und aktualisieren Sie lediglich die Daten. Wenn der Chef dahinterkommt, ist ein Gespräch immer noch möglich. Es ist die Entscheidung zwischen Kadavergehorsam und Emotional Leadership.
Ein langer Konflikt im Vorstand eines Unternehmens. Alle Beteiligten schreiben einen Brandbrief, der zur Klärung auffordert und mit Streik droht. Beteiligen Sie sich daran.
Wenn Arbeit keine Freude bereitet, dann liegt das oft daran, dass eine Entscheidung verschleppt wurde. Treffen Sie diese! Wenn Sie nicht zuständig sind, bringen Sie einen übergeordneten Entscheidungsträger auf Trab. Opfer haben wenig Spaß, Spaß haben die Gestalter.
Kennen Sie den Unterschied? In vielen Führungsjobs gibt es die Gefahr, dass man es mit dem Spaß übertreibt, einfach zu viel davon haben will. Es gibt Gründe, wieso einige Manager zerrüttete Familien haben, Ehefrauen sich scheiden lassen, die Gesundheit leidet und die Kinder verhaltensauffällig sind. Wieso? Weil man sich selbst verarscht. Spaß muss gemanagt werden - bevor man eine Überdosis davon schnupft. Sonst nutzt er nicht.
Es eröffnet sich für Sie eine Chance, eine potentielle Erfolgsgelegenheit - hadern Sie nicht lange: Treffen Sie die Entscheidung. Sonst zieht sie an Ihnen vorbei. Es gilt: Du bist Manager! Du willst Erfolg! Und für Erfolg schämt man sicht nicht! Diese Imperative sollte man konsequent im Alltag beherzigen und verfolgen. Das ist Emotional Leadership.
Wenn man Ihnen mit beruflichem Misstrauen begegnet, versuchen Sie die Gründe zu finden und reagieren Sie darauf. Sprechen Sie die Person darauf an. Vielleicht können Sie den Spieß sonst umdrehen. Seien Sie in jedem Fall so offen wie möglich - das schafft Vertrauen!
Niemand braucht einen Hammer. Aber viele einen Nagel in der Wand. So weit der Leitspruch. Das sollte man auch im Geschäftsalltag beherzigen. Wenn es um den Verkauf geht zum Beispiel. Eine Schuhverkäuferin sollte es nicht darum gehen, um jeden Preis ein Paar zu verkaufen. Sondern als Emotional Leader auch dem Kunden ein gutes Gefühl mitgeben. Dann kommt er wieder.
Je besser Sie sich selbst kennen, desto mehr Spaß haben Sie an Leben und Arbeit. Es gibt verschiedene Typen: Exra- und Introvertierte, Kopf- und Bauchmenschen, Praktiker und Visionäre, Ordnungsliebende und Spontane. Wenn Sie wissen, welcher Typ Sie selbst sind, können Sie Ihre eigenen Entscheidungen besser einschätzen und wissen, wie Sie damit umgehen sollten.
Es geht um Mohrrüben: Chefetagen halten sie Managern gerne vor die Nase. Sie wollen den Mitarbeitern Anreize geben. Das führt oft dazu, dass man sich zu Falschem verleiten lässt und über das Ziel hinaus schießt. Vermeiden Sie Pyrrhus-Siege, lassen Sie sich nicht aufs Kreuz legen - bleiben Sie Ihrer Erfolgsdefinition treu.
Sich die Zähne putzen - ob man dabei Spaß hat oder nicht, das Ergebnis ist das gleiche. Anders ist es im Job. Den großen Durchbruch, Quantensprünge im Job dagegen, das ist viel leichter, wenn wir Freude an unserer Arbeit haben.
Natürlich ist Freude eine Emotion, aber auch ein Tool. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie zu viel Spaß abgekommen, verhalten Sie sich wie ein Emotional Leader: Ziehen Sie sich selbst aus dem Verkehr und gehen Sie zum Beispiel für drei Tage in eine Therme. Sie sollten die Kontrolle über Ihren eigenen Spaß behalten.
Schenken Sie Ihren Mitarbeitern Vertrauen: Nicht den Dumpfbacken und Lemmingen, wohl aber den selbstständig denkenden und engagierten Kollegen. Setzen Sie mehr kontrolliertes Vertrauen in Ihre Leistungsträger. Als Lohn bekommen Sie Motivation, Engagement, Respekt, Loyalität und Leistung.
Zwei junge Leute kommen zu Reinhard, er ist im Vorstand einer Volksbank tätig. Als Bauchmensch will er ihnen eine Freude machen. Damit hilft er dem jungen Paar. Die sind so dankbar, dass sie bald darauf zu ihm kommen und ihr ganzes Geld mitbringen: Sie vertrauen ihm. Er soll alles anlegen. Die größte Freude ist das Vertrauen des Kundens. Es ist mehr wert als Preis, Qualität und Leistung. Deshalb versuchen Sie auch als Kopfmensch Ihr Bauchgefühl zu aktivieren.
Notieren Sie die Liste mit fünf Kundennamen. Was fällt Ihnen, wenn Sie die Namen durchgehen, bei den Einzelnen auf Anhieb ein. Dem Emotional Leader fällt sofort ein, was dem jeweiligen Geschäftspartner am meisten Spaß im Leben oder im Business bringt. Das ist das Sesam-öffne-dich jeder Verhandlung.
Und auch an den Wochenenden stehen den Angaben zufolge immer mehr Menschen hierzulande beruflich unter Strom. Der Anteil der Erwerbstätigen, die samstags arbeiten, stieg von 20 Prozent im Jahr 1992 auf 26 Prozent im Jahr 2014. Gleichzeitig stieg der Anteil der Sonntagsarbeiter von 10 auf 14 Prozent. Dazu habe vermutlich auch die Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten beigetragen.
„Dass 90 Prozent der Beschäftigten in der Zeit zwischen 8 bis 18 Uhr arbeiten, gilt schon lange nicht mehr“, sagt Reinhard Bispinck, Leiter des WSI-Tarifarchivs der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Hauptursache hierfür sei der Ausbau des Dienstleistungssektors. „Randzeiten zum Beispiel am Abend im Einzelhandel müssen bedient werden.“ Häufig würden Frauen in Teilzeit oder Minijobs diese Aufgaben übernehmen.
Im Durchschnitt kann sich die Wochenarbeitszeit aller Erwerbstätigen in Deutschland aber durchaus sehen lassen. Mit 35,3 Stunden verbringen sie vergleichsweise weniger Zeit im Beruf als Europäer mit durchschnittlich 37,2 Stunden. Besonders lange arbeiteten nach den Angaben die Menschen in der Türkei mit 47,7 Stunden, während die Arbeitswoche in den Niederlanden mit 30,1 Stunden besonders kurz ist.
Im digitalen Zeitalter wünschen sich die Arbeitgeber allerdings mehr Flexibilität bei der Gestaltung der Arbeitszeiten. Sie schlagen vor, die maximale Arbeitszeitdauer von der täglichen auf eine wöchentliche Basis umzustellen. „Auf der Grundlage von Tarifverträgen gibt es schon heute vielfältige Möglichkeiten zur Flexibilisierung der Arbeitszeit“, sagt Roland Wolf vom Arbeitgeberverband BDA. Etwa 50 Prozent der Betriebe nutzten Arbeitszeitkonten. „Durch eine Reform des Arbeitszeitgesetzes könnten die Gestaltungsmöglichkeiten erweitert werden.“
DGB-Chef Reiner Hoffmann warnt jedoch davor, Flexibilitätsspielräume durch die Digitalisierung einseitig im Interesse der Unternehmen zu nutzen. Höchstarbeitszeiten oder Ruhezeiten außer Kraft zu setzen, wäre fatal, sagte Hoffmann dem „Handelsblatt“: „Der Acht-Stunden-Tag ist eine soziale Errungenschaft, die wir nicht zur Disposition stellen werden.“