Superman(n) im Business So viel Chauvi ist im Job noch zeitgemäß

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Wie Chauvis an sich arbeiten können

Häufig pflegen intelligente Menschen - und Chauvis im Besonderen - in Diskussionen den schnellen Austausch von ironischen, sarkastischen Äußerungen. Das kann im Freundeskreis Freude machen und unterhaltsam sein, ins berufliche Leben gehört dieses Verhalten nicht. Wer sich diszipliniert und professionelle Verhaltensweisen für sich etabliert, wird sich daher nie entschuldigen müssen, etwas gesagt zu haben, was er "nicht so gemeint" hat. Diese schnellen Äußerungen sind zwar immer ehrlich, kommen aber nicht überall gut an. Auch wenn gerade in Deutschland viele glauben, dass etwas Ehrliches immer gesagt werden könne.


Das ist aber falsch, Eine solche Form der Ehrlichkeit erzeugt besonders in der interkulturellen Arbeit viele Probleme: Ich habe 25 Jahre meines Lebens in unterschiedlichen Kulturen gelebt und durfte erleben, wieviel Ansehen deutsche Produkte und Dienstleistungen erfahren. Konflikte und Misstrauen auf der internationalen Seite basierten dagegen häufig auf unserer direkten, „ehrlichen“ Art zu sprechen und andere zu belehren. Genau hier müssen Chauvis achtsam sein. Deutsche Unternehmensrepräsentanten sind zu häufig getrieben von Abschlussorientiertheit, Effizienzdenken und Eile. Die potentiellen Kunden interpretieren dieses Vorgehen aber als Überheblichkeit und Missachtung gegenüber den eigenen, lokalen Usancen, die oft auf vielen Jahrhunderten ihrer eigenen Traditionen beruhen.

Geschäftsbeziehungen über Landesgrenzen hinweg bergen immer kulturellen Konfliktstoff. Wie Sie Fettnäpfchen im Ausland umgehen.
von Claudia Tödtmann


Interkulturell versierte Geschäftsleute wissen dagegen, dass gar nicht so viel zu beachten ist im internationalen Geschäft. Es braucht lediglich:

  1. eine gute Beobachtungsgabe
  2. aufmerksames Zuhören
  3. sachliches Formulieren der eigenen Standpunkte
  4. eine Form der Kritik, die sich nur auf die Sache und nie auf die Person beziehen darf.

Gegenüber in Schubladen stecken

Was die sachliche Kritik anbelangt, ist innere Distanz vonnöten. Wer sich damit schwer tut und immer gleich lospoltert, sollte sich im Kopf drei Schubladen einrichten:

In der 1. Schublade sitzen Freunde und Familie. Menschen aus dieser Schublade können mich innerlich verletzen und enttäuschen.
In der 2. Schublade sitzen Kollegen und Kunden. Menschen aus dieser Schublade sind mir wichtig, aber stehen mir nicht nahe genug, um mich wirklich zu verletzen.
In der 3. Schubladesitzen Fremde, zu denen ich freundlich bin, die mich aber auf gar keinen Fall persönlich verärgern können.

Wenn nun der Kunde ein Produkt kritisiert, ist es nicht nötig, ausfallend zu werden. Schließlich sitzt er nicht in der wichtigen Schublade.

Zählen, durchatmen, denken, sprechen

Laut der Schweizer Wissenschaftlerin Maja Storch erledigen wir 80 Prozent der Dinge, die wir täglich tun, unbewusst: wir reagieren mit reinen Bauchentscheidungen. Um unser Gehirn einzuschalten, benötigen wir etwas Zeit. Daher rate ich meinen Kunden in brenzligen, schwierigen oder gar verletzenden Situationen, innerlich bis 2 zu zählen: "21…,22…", dann tief Luft zu holen und langsam in normalen Tonfall zu reagieren. Eine kurze Pause von zwei Sekunden bringt uns Aufmerksamkeit und wirkt souverän.

Der Profi nutzt diese Sprechpause, das Gehörte von der Person abzukoppeln, Gedanken zu ordnen und ausschließlich sachlich zu antworten. Der auf sich selbst fokussierte Besprechungsleiter wird einen Vielredner im Meeting mit gereizter Miene rüde abblocken „Mit dem Blick auf die Uhr muss ich das hier abbrechen.“ Der teamorientierte Besprechungsleiter dagegen wird den Vielredner früher unterbrechen, und zwar mit unaufgeregtem Augenkontakt und professioneller Stimme: „Vielen Dank, Herr X, das war eine umfangreiche Erklärung, und wir sind alle auf dem aktuellen Stand. Nun ist mir ganz wichtig, die Meinung von Frau Y dazu zu hören“. Das können nur Profis kommunizieren, Chauvis nicht!

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