Team-Arbeit Was die Kollegen nicht wissen, bringt mich weiter!

Die Präsentation wird verschoben? Es gibt neue Erkenntnisse zu einem Sachverhalt? Solche Informationen behalten deutsche Angestellte gerne mal für sich - denn so lässt es sich besser vor dem Chef glänzen.

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Die Vier-Tage-Woche ist in Deutschland immer noch ein Down-Shifting-Modell für Besserverdiener. Quelle: Fotolia

Wissen ist Macht. Entsprechend teilen nur 37,1 Prozent der Deutschen ihr Wissen auch immer uneingeschränkt mit ihrem Team-Kollegen. Das zeigt eine Erhebung der Hamburger Beratungsgesellschaft Teamworks GTQ. Zugegeben, die Erhebung ist nicht repräsentativ und das Ergebnis spielt der Teamworks GTQ insofern in die Hände, als es nun noch einen Grund mehr hat, Unternehmen bei der Zusammenstellung und Förderung von Teams zu beraten und Teamleiter auszubilden.

Doch auch Studien mit mehr als 78 Teilnehmern wie hier zeigen: In Teams gilt das Prinzip "Was die anderen nicht wissen, lässt mich vor dem Chef gut dastehen". So belegen mehrere psychologische Experimente, dass Menschen ihr Wissen nicht gerne teilen. Was fatale Folgen haben kann. Für eines dieser Experimente wurden Ärzte in Gruppen aufgeteilt. Jeder Gruppe wurden je zwei Videos über einen fiktiven Patienten gezeigt.

Das erste Video war immer identisch, vom zweiten gab es verschiedene Versionen. Anhand der Videos sollten die Versuchdoktoren eine Diagnose erstellen. Für die korrekte Diagnose hätten sie ihr Wissenaustauschen müssen, den die Hinweise darauf waren auf alle Videos verteilt. Die Probanden dagegen behielten ihr Herrschaftswissen lieber für sich und stellten so alle eine falsche Diagnose.

Die unterschiedlichen Typen eines Teams

Dieses Verhalten kann mehrere Ursachen haben. So gibt es beispielsweise das sogenannte Not-Invented-Here-Syndrom, wonach jedes Teammitglied der beziehungsweise die Beste sein möchte und deshalb alle anderen schlecht dastehen lässt. Beim Chinese-Wall-Syndrom dagegen wird Wissen zum Eintrittsgeld in einen elitären Zirkel. Auch hier wird Wissen nicht geteilt, um nicht Hinz und Kunz Zutritt zu verschaffen.

Die schlechte Nachricht: Gegen menschliche Eitelkeit - und die steckt nun einmal hinter diesem Verhalten - lässt sich nicht viel machen. Die gute Nachricht: Bei entsprechender Führung lässt sich die Attraktivität dieser Wissenhamsterei reduzieren. Dafür muss allen klar sein, dass immer das Team hinter einer Leistung steht.

Statt zu sagen: "Das hat der Meyer aber wieder gut gemacht", muss die ganze Abteilung gelobt oder eben kritisiert werden. Nur so kann man vermitteln, dass jeder auch für den Erfolg der anderen mitverantwortlich ist.

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