Tipps zum Jobwechsel "Manchmal hat man einfach etwas Besseres verdient"

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"Ich habe ein Angebot bekommen, dem ich nicht widerstehen kann"

Alle anderen sagen ihrem Vorgesetzten: „Chef in drei Monaten bin ich weg!“?

In anderen Branchen mag es Ausnahmen geben – beispielsweise wenn man eine wichtige Position innehat, der Empfangschef in einem großen Hotel zum Beispiel. Da ist es vorstellbar, dass es klüger ist, dem Hotelleiter rechtzeitig zu sagen: „Ich bin jetzt seit zwei Jahren hier, ich arbeite hier sehr gerne“ – auch wenn es eine Lüge ist – „aber ich möchte noch woanders Erfahrungen sammeln“, damit er einen entsprechenden Nachfolger suchen kann. Das ist aber nur eine Hypothese. Bei den Medizinern kann ich es definitiv sagen, bei anderen Jobs ist das sicherlich auch abhängig von der Firmenkultur, ob man sofort mit offenen Karten spielt.

Und wie sage ich es dem Chef?

Wichtig ist: Wenn man jemandem schon eine schlechte Nachricht überbringt, ist das nicht der richtige Moment, um Kritik loszuwerden und zu meckern. Man muss sich erklären, sagen, was man alles Tolles gelernt hat, auch was schief gegangen ist. Man darf auch eine Enttäuschung zugeben, sonst ist es nicht glaubwürdig. Aber alles in allem müssen Sie sagen: „Es war eine gute Zeit, aber ich schaue mich jetzt nach neuen Herausforderungen um“ beziehungsweise „Ich habe ein Angebot bekommen, dem ich nicht widerstehen kann“.

Und dann bietet mir mein Horrorchef mehr Geld, den Dienstwagen oder das neue Büro, wenn ich bleibe.

Wenn Sie von Ihrem Job wirklich die Nase voll haben und Ihr Chef sagt: „Wir verdoppeln Ihr Gehalt“ dann antworten Sie: „Nein, daran liegt es nicht“ oder „Das ist wirklich sehr großzügig, aber ich habe mich bereits entschieden“. Dann merkt der Chef auch schnell,  dass Sie fest entschlossen sind. Und mal ganz ehrlich: Wenn man Sie mit Geld oder anderen Privilegien zurück erobern will, rächt sich das früher oder später, weil sich darüber hinaus an den Arbeitsbedingungen nichts ändert. Dann stehen Sie in Viertel- oder halbes Jahr später wieder am gleichen Punkt. Das bringt’s nicht.

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Wenn ich mich woanders bewerbe, kommt irgendwann im Vorstellungsgespräch die Frage, warum ich denn wechseln will…

…das ist eine der klassischen Fragen…

…auf die ich nicht antworten darf: „Weil ich frustriert bin und mein Chef ein Idiot ist.“

Sie dürfen weder in die eine noch die andere Richtung total übertreiben. Man will da vor allem testen, wie loyal ein Bewerber ist. Auch wenn es objektiv stimmt, Antworten wie „Sie können sich nicht vorstellen, wie es bei uns zugeht“ oder „Sie glauben ja nicht, wie schlecht meine Firma dasteht“ darf man bloß nicht geben.

20 fiese Fragen, 20 clevere Antworten im Vorstellungsgespräch

Aber es ist natürlich auch unglaubwürdig, wenn Sie sagen, dass Ihr Chef Sie hofiert, die Kollegen Sie lieben und Ihr Job das Größte ist. Sie müssen intrinsisch motiviert sagen: Ihr Angebot, Ihr Produkt, Ihre Branche, Ihre Performance am Markt – das reizt mich und da kann ich einen wertvollen Beitrag leisten, der mich auch persönlich weiterbringt.

Auch wenn das vielleicht gar nicht stimmt, sondern ich einfach irgendeinen Job brauche?

Wenn Sie eine Tomate kaufen, fassen Sie die doch auch vorher an und drücken mal ein bisschen, um zu sehen, ob sie gut ist.  Genauso will der Personaler hier testen, ob der Bewerber sich zu benehmen weiß oder ob er aus dem Nähkästchen plaudert oder dem potenziellen neuen Arbeitgeber Honig um’s Maul schmiert. Um es ganz deutlich zu sagen: Bei dieser Frage erwartet keiner die Wahrheit. 

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