WirtschaftsWoche Online: Herr Vater, warum sind so viele Menschen unzufrieden mit ihrem Job?
Gerhard J. Vater: Dafür gibt es ein Bündel von Gründen. Zu den objektiven Faktoren zähle ich unter anderem Arbeitsumfeld, Zeitdruck, Betriebsklima oder Bezahlung. Subjektive Gründe sind die (falsche) Vorstellung von Arbeitswelt, Lebenskonzept oder Anspruchsdenken, ausschließlich monetäre Anreize oder auch das Einkommen als Statusfaktor. Subjektive und objektive Faktoren beeinflussen sich wechselseitig.
All das ist eingebettet in den herrschenden Zeitgeist: Arbeit darf und muss keine Freude machen. Freude an der Arbeit ist ähnlich einer milden Erkrankung. Wer gibt schon gerne zu, dass er Freude an seiner Arbeit hat? Das Bekenntnis zu Stress oder Burnout ist schicker. All das führt zu einem großen Maß an Unzufriedenheit.
Was tun, wenn man die Nase voll hat?
Wenn man sich umschaut, erkennt man drei häufig angewandte Verhaltenskonzepte: Aussitzen – Auswechseln – Aussteigen.
Aussitzen heißt „Augen zu und durch“. Auf das Licht am Ende des Tunnels hoffen. Anderswo ist es auch nicht besser und man gewöhnt sich an alles. Den Mist hier kenne ich schon, den woanders noch nicht. Da verharre ich lieber im Vertrauten, auch wenn es mir keine Freude macht. Das ist der Preis der Sicherheit.
Zur Person
Gerhard J. Vater ist Wirtschaftswissenschaftler. Er arbeitete in zahlreichen Führungspositionen, bis er sich Anfang der Neunzigerjahre selbstständig machte, um seine Erfahrung im beratungsintensiven Verkauf weiterzugeben. Dabei entwickelte er die Vater-Methode. Heute arbeitet er als Speaker, Trainer und Coach. Seine Mission: Freude und Erfolg zurück an die Arbeitsplätze zu bringen.
Auswechseln heißt die Suche nach einem neuen Arbeitsplatz im erlernten Beruf. Ich suche mir das Gleiche, nur woanders. Die Gefahr dabei ist, dass man weiterhin mit dem gleichen Pflug in der falschen Furche ackert und eigentlich Pflug und Furche wechseln sollte. Das wäre dann das Aussteigen.
Ich sehe aber noch eine vierte Möglichkeit: Ausloten. Das bedeutet, zu überprüfen, ob das unbefriedigende Bild, das man von der eigenen Arbeit hat, stimmt. Ob man schon alle Nuancen wahrgenommen hat oder ob es noch etwas Neues gibt, das man bisher übersehen hat. Als Ergebnis des Auslotens wartet entweder die Erkenntnis, dass noch etwas drinsteckt und es dadurch kein Aussitzen mehr ist. Wenn nicht, winkt immerhin das Wissen, was bei erfolgreichem Auswechseln oder Aussteigen die Alternativen sein müssen. Das bewahrt davor, Fehler zu wiederholen.
Was hat Liebe mit guter und erfüllender Arbeit zu tun?
Der Industrielle Charles Michael Schwab erläuterte diesen Zusammenhang so: „Wer nicht aus Liebe zur Sache arbeitet, sondern nur des Geldes willen, der bekommt gar nichts: weder Geld noch Glück. Die Liebe zur Sache ist der Schlüssel zur Freude an der Arbeit und zum Erfolg.“
Und Liebe ist noch mehr: Liebe im Sinne von Zuwendung, Hingabe, Verbundenheit mit einer Sache ist nicht nur der Schlüssel zum Erfolg, sondern vor allem zur Erfüllung. Und das ist schon ein großer Unterschied. Ich kenne eine Reihe von Managern, die erfolgreich, aber nicht wirklich mit sich im Reinen sind. Das meine ich mit „Erfüllung“. Es genügt nicht, wenn man eine Sache nur gut macht. Man muss sie auch gerne machen. Weil man sie besser macht, wenn man sie liebt. Das ist eine Wechselwirkung: Liebe liefert die Voraussetzung für die Überzeugung vom Sinn der eigenen Arbeit. Sinn der Arbeit ist die Voraussetzung dafür, die eigene Arbeit zu lieben.
Vincent van Gogh malte das mit Worten so: "Man soll lieben, soviel man kann, und darin liegt die wahre Stärke, und wer viel liebt, der tut auch viel und vermag viel, und was in Liebe getan wird, das wird gut getan."
"Weshalb muss ich mir das antun?"
Aber Hand aufs Herz: Wer geht schon gern arbeiten? Ist Arbeitsfreude nicht eher etwas Seltsames?
Natürlich ist Arbeitsfreude etwas Seltsames, wenn der Zeitgeist sie dazu macht. Wir haben einen Zeitgeist der Maloche. Dieser Zeitgeist definiert, dass Freude an der Arbeit seltsam ist. Irgendwie altmodisch in unserer modernen multioptionalen Zeit. Arbeitsfreude bleibt so immer nur die ‚second best solution‘ von den Optionen der Lebensgestaltung. Jemand, der zur Arbeit genauso gern oder sogar lieber als ins Kino geht, der ist heutzutage einfach nicht hip.
In Zeiten der Diskussion über Neoliberalismus, Globalisierung und Digitalisierung gerät immer mehr ins Hintertreffen, dass Arbeiten sehr wohl etwas Erfreuliches sein kann. Eine Freude, die jeder braucht, weil à la longue nur „Spaß am Leben“ nicht erfüllend ist. Doch danach sehnt sich der Mensch. Die eigene Arbeit bietet reichlich Möglichkeit dazu. Man muss sie nur richtig anschauen im Wechselspiel von Müssen und Wollen. Da hilft es, einen ungetrübten Blick auf die eigene Arbeit zu werfen und sie nicht nur als Verpflichtung, sondern auch als Verlockung begreifen.
In Ihrem Buch sprechen Sie davon, dass sich alles um die eine Frage dreht: Warum tue ich mir das an?
Ich halte die Frage in ihrer Tragweite für unterschätzt. Sie ist der wichtigste Treiber für Fortschritt und Entwicklung von Gesellschaft und Kultur. Die Frage hat mit Konsequenz, Strategie, Durchhaltevermögen, Opferbereitschaft, Überzeugung und Hoffnung zu tun. Weil alles, was den Fortschritt gebracht hat, ja nicht leicht und einfach gewesen ist.
Echte Arbeitsfreude statt mantraartiger Selbstmotivation - so geht's
Wenn wir etwas Neues in Angriff nehmen, sind wir hellwach und lebendig. Herausforderungen stellen deshalb eine ausgezeichnete Glücksquelle dar. Wir können Zusammenhänge erforschen, wir lernen, wir gehen Risiken ein, müssen improvisieren, erfinderisch sein, Hindernisse aus dem Weg räumen usw. Das Erleben steht im Vordergrund. Wer so arbeitet, denkt nicht daran, zwischendurch auf die Uhr zu sehen und der Feierabend kommt überraschend.
Quelle: Diplom-Psychologin Marion Lemper-Pychlau
Das, womit sich der Geist beschäftigt, das wächst. Konzentrieren wir uns auf all die Faktoren, die Anlass zur Unzufriedenheit geben, dann wächst unweigerlich die Unzufriedenheit. Empfinden wir hingegen Dankbarkeit für die Dinge, die in Ordnung sind, wächst die Zufriedenheit. Alles nur eine Frage der Wahl...
Als soziale Wesen sind wir auf nährende Beziehungen angewiesen. Gerade im beruflichen Stress tut es gut, öfter mal ein Lächeln und ein aufmunterndes Wort geschenkt zu bekommen. Eine lockere Plauderei, gemeinsames Lachen, ein bisschen Anteilnahme – es braucht nicht viel, um Verbundenheit herzustellen. Jeder kann damit anfangen, solch eine Kultur der Freundlichkeit und des gegenseitigen Wohlwollens zu etablieren. Ein wenig Wärme im rauen Tagesgeschäft ist ein wertvoller Wohlfühlfaktor.
In der Arbeitswelt geht es den meisten um Gewinn und groß ist die Befürchtung, man könnte zu kurz kommen. Dahinter steht die unreflektierte Überzeugung, dass wir um so glücklicher sein werden, je mehr wir bekommen. Diese Überzeugung ist falsch. Denn wir sind alle Opfer des Gewöhnungseffekts: Was auch immer wie bekommen, wir gewöhnen uns daran und wollen dann um so mehr. So werden wir zu Getriebenen.
Beständiger hingegen ist das Glück des Gebens, ebenfalls eine Erfindung der Evolution. Wenn wir etwas für andere tun, nutzt das häufig mehr uns selbst als dem Empfänger unserer Wohltaten. Die Natur belohnt Selbstlosigkeit mit Glücksgefühlen, weil sie früher einmal unmittelbar dem Überleben der Art diente. Der Mechanismus funktioniert auch heute noch hervorragend. Und ganz nebenbei erweist sich großer Einsatz oft auch als sehr förderlich für die eigene Karriere...
Fremdbestimmung ist der Arbeitsfreude abträglich. Das Gefühl, nur ein Befehlsempfänger zu sein, lässt kein Glück zu. Wir können in solch einer Situation jedoch zum versierten Detektiv für Spielräume werden. Kleine Spielräume finden sich immer. Es ist sehr beglückend, sie auf persönliche und eigenwillige Weise zu nutzen. Wir wollen gestalten und der Welt unseren eigenen Stempel aufdrücken – das liegt in unserer Natur. Auch wenn es nur im Kleinen geschieht, so fühlt es sich doch sehr gut an.
Die Entwicklung der Welt provoziert diese Frage unentwegt. Und alle Anstrengungen, die zu Ende gebracht wurden und in Fortschritt mündeten, hätten ja auch unterbrochen und aufgegeben werden können. Alle Menschen, die Fortschritt entwickelt, vorangetrieben, erfunden, entdeckt, ja manchmal sogar dafür gekämpft haben, waren immer wieder in Situationen, in denen sie sich diese Frage gestellt haben. Sie hätten ihre Bemühungen einstellen können. Aber sie haben weitergemacht - mit beeindruckenden Erfolgen.
Sich diese Frage zu stellen ist kein Makel. Ein Makel ist vielmehr, sie sich nicht zu stellen. Erfolgreiche Menschen gehen mit dieser Fragestellung sorgsam um und finden die für sie überzeugende Antwort. Der Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg, zwischen Durchschnitt und Spitze liegt in der Qualität der Antwort. Es ist keinesfalls die Frage der Verlierer. Nico Rosberg hat sie sich als Weltmeister gestellt, keine überzeugende Antwort gefunden und den Rennsport aufgegeben. Er war wahrlich kein Verlierer.
Gallup Engagement-Index 2017: So steht es in den G7 um die Arbeitsmotivation
In den Vereinigten Staaten haben 33 Prozent der Beschäftigten eine hohe Bindung an ihren Arbeitgeber und ihren Job. 51 Prozent haben eine geringe Bindung, 16 Prozent gar keine.
Bei den Kanadiern sind 20 Prozent mit Feuereifer bei der Arbeit. 66 Prozent haben nur eine geringe Bindung zu Job und Firma. 14 Prozent sind sowohl Beruf als auch Arbeitgeber völlig egal.
In Deutschland sind 15 Prozent mit Herzblut bei der Arbeit. Genauso viele haben überhaupt keine Bindung an den Arbeitgeber. 70 Prozent machen Dienst nach Vorschrift.
Großbritannien liegt in punkto Bindung auf Platz vier der G7-Staaten. Hier sind elf Prozent mit Leidenschaft bei der Arbeit. 68 Prozent machen Dienst nach Vorschrift, 21 Prozent sind Job und Arbeitgeber total egal.
Schlecht steht es um die Motivation bei den Japanern: Nur sechs Prozent haben eine hohe Bindung. 71 Prozent haben innerlich gekündigt, 23 Prozent interessieren sich überhaupt nicht für ihren Job oder ihre Firma.
Auch in Frankreich haben nur sechs Prozent der Beschäftigten eine hohe Bindung zu Arbeit und Arbeitgeber. 69 Prozent bezeichnen ihre Bindung als gering, 25 Prozent sagen, sie haben gar keine Bindung an ihren Job.
Schlusslicht unter den G7 ist Italien: Nur fünf Prozent der Italiener haben eine hohe Bindung zu ihrem Job. 64 Prozent machen Dienst nach Vorschrift, 30 Prozent sind Job und Arbeitgeber völlig egal.
Welche Antworten gibt es auf diese Frage?
Es gibt keine allgemein gültige Antwort. Die muss sich jeder selbst geben. Jeder tut seine Arbeit aus unterschiedlichen Gründen und zu unterschiedlichen Zwecken. Jeden treibt etwas anderes an. Jeder ist auf etwas anderes stolz und erfüllt eine andere Rolle. Diese persönliche Antwort ist der Treiber in kritischen Situation. Ohne überzeugende Antwort leidet die Leistungsfähigkeit und Qualität der Arbeit.
Wie kann man mehr Freude an seiner Arbeit entwickeln?
Es genügt nicht, sich DIE Frage zu stellen. Man muss sich DER Frage stellen, so wie man sich einem Gegner stellt. Mangelnde Arbeitsfreude ist der mächtigste Widersacher für ein erfülltes Leben.
Die Entwicklung der Freude an der Arbeit ist ein Klärungsprozess aus vier unterschiedlichen Blickrichtungen. Jede dieser Richtungen liefert eine unterschiedliche Perspektive auf die eigene Arbeit. Diese setzen sich zu einer Art persönlicher Mission zusammen. Die vier Perspektiven stecken schon in der Frage „Weshalb muss ich mir das antun?“ Wenn Sie die Frage unterschiedlich betonen, entstehen von selbst vier unterschiedliche Klärungsfelder.
Wenn Sie „weshalb“ betonen, klären Sie Ihre Zielsetzung. Das liefert Orientierung. Wenn Sie „muss“ betonen, beschäftigen Sie sich mit Ihrem Antrieb und was Ihnen Kraft zum Erreichen Ihres Ziels gibt. Wenn Sie „das" betonen, reflektieren Sie Ihr Erfolgsbild. Sie erkennen, wie Sie Ihre Leistung definieren und worauf Sie stolz sind. Und wenn Sie „antun“ betonen, überprüfen Sie, welche Rolle Sie für andere spielen. Dadurch erkennen Sie Ihre Bedeutung und Ihren Wert für andere.
Wie man die positive Einstellung beibehält
Ist das nicht nur ein Psycho-Trick?
Perspektivenwechsel ist nie ein Psychotrick. Es ist die Bestrebung, die eingefahrenen Wahrnehmungsmuster zu erweitern. Wir sind zu oft Opfer dieser Muster und verlieren uns im Tunneldenken. Jeder hat das Anrecht auf Freude an der Arbeit. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Jeder ist selbst verantwortlich. Aber das ist eigentlich auch eine gute Botschaft. Sie beendet die Fremdbestimmtheit, bringt Sie raus aus der Opferrolle und in die Rolle des Steuermanns. Meine Methode unterstützt dabei, die eigenen Möglichkeiten zu erkennen, sie auszuschöpfen und Verantwortung zu übernehmen. So wie die Liebe nicht von selbst kommt, kommt auch Freude an der Arbeit nicht von selbst. Freude an der Arbeit erfordert Arbeit an der Freude.
Was Vorgesetzte tun können, damit ihre Angestellten zufrieden sind (und bleiben)
Für die Studie „Die Zeit ist reif. Glücklich arbeiten" hat der Personaldienstleister Robert Half gemeinsam mit dem Beratungsunternehmen Happiness works und dem Statistiker Nic Marks 23.000 Arbeitnehmer befragen lassen, rund 2400 davon aus Deutschland.
Arbeitnehmer und Arbeitgeber sind gleichermaßen für das Betriebsklima zuständig, sagen 46 Prozent der Befragten. Mehr als jeder Dritte erwartet allerdings vom Unternehmen, für das Glück am Arbeitsplatz zu sorgen. Vorgesetzte können natürlich nicht dafür zuständig sein, für jeden den persönlichen Feelgood-Manager zu geben. Für ein besseres Betriebsklima sorgen können sie aber sehr wohl.
Ein Veganer wird beim Schlachter nicht glücklich. Auch nicht, wenn er nur im Büro arbeiten muss. Wer dauerhaft zufriedene Mitarbeiter möchte, sollte nur Leute einstellen, die mit Ihren persönlichen und fachlichen Skills gut zum Unternehmen passen. Ihnen fällt es leichter, sich anzupassen, einzugewöhnen und gute Leistungen zu bringen. Das lohnt sich doppelt: Ein ungeeigneter Mitarbeiter kann die Arbeitsmoral eines gesamten Teams schwächen.
Mitarbeiter wollen Verantwortung übernehmen: Wer das Gefühl hat, selbstständig wichtige Entscheidungen im Job zu treffen, wächst an dieser Herausforderung. Vorgesetzte sollten deshalb Verantwortung abgeben und ihren Mitarbeitern vertrauen. Wer sich sinnvoll in das Unternehmen einbringen kann, fühlt sich diesem auch stärker verbunden.
Wer gute Arbeit leistet, will und soll auch gelobt werden. Zeigen Sie Ihren Mitarbeitern, dass Sie ihre Arbeit und ihren Einsatz schätzen. Echte Anerkennung für gezeigte Leistungen schafft ein positives Arbeitsklima und motiviert Ihre Mitarbeiter zu weiteren Höchstleistungen.
Mitarbeiter, die ihre Aufgaben als sinnvoll erachten, sind stolz auf das, was sie tun – und sie sind stolz auf ihr Unternehmen. Die Studie zeigt, dass sinnstiftende Arbeit einer der wichtigsten Treiber für Freude im Job ist: Angestellte, die einen Sinn in ihrem Tun erkennen, sind 2,4 Mal zufriedner als andere. Machen Sie Ihren Mitarbeitern deshalb klar, wie wichtig ihr Beitrag für den Erfolg des Unternehmens ist.
Leben Sie Fairness im Job vor und lassen Sie Ihre Angestellten an Ihren Entscheidungen teilhaben. Dazu gehört eine transparente Kommunikation: Sprechen Sie mit Ihren Mitarbeitern offen über Gehalt, Karrierechancen und Projekte – ohne dabei ein Teammitglied auszuschließen. Zeigen Sie Ihren Mitarbeitern, dass sie sich jederzeit an Sie wenden können, wenn sie sich ungerecht behandelt fühlen.
Teamgeist, Kollegialität und gelebter Zusammenhalt sind der soziale Klebstoff in jedem Unternehmen. Führungskräfte müssen deshalb mit gutem Beispiel voran gehen: Wenn Sie einen positiven Umgang vorleben, beeinflussen Sie damit Ihr Team, Ihre Kunden und sogar die Kunden Ihrer Kunden.
Gefragt, wann sie im Berufsleben zufrieden oder glücklich sind, sagten Teilnehmer unter anderem: „Ich fühle mich wohl, wenn ich und meine Arbeit geschätzt werden. Wenn meine Meinung ernst genommen wird und ich mich einbringen kann.“ Oder: „Ich habe mich da am wohlsten gefühlt, wo nur Rahmenbedingungen angegeben wurden und ich mich selbst und meine Gedanken einbringen konnte.“ Ein anderer war dann besonders zufrieden, „als wir nach einem sehr stressigen und anstrengenden Vormittag eine Runde Eiscafé von der Chefin spendiert bekommen haben und diesen gemütlich zusammen genießen konnten.“
Wie schafft man es, eine positive Einstellung zu bewahren?
Ich glaube, wir werden zu leicht Opfer unserer eigenen Erwartungen. Wir hätten gerne, dass die Veränderung sofort, in einem Schritt und ganz leicht ginge. Ich halte mich in den schwierigen Phasen eines Entwicklungsprozesses an drei Grundsätze:
1. Nichts, was bleiben soll, geht schnell.
2. Eine Veränderung, die leicht geht, ist keine Veränderung.
3. Nur mittelmäßige Menschen sind immer spitze.
Wie man sich selbst bei der Stange halten und seine Vorhaben umsetzen kann? Planen Sie kleine Schritte der Veränderung, nehmen Sie sich nicht zu viel vor. Freuen Sie sich über kleine Erfolge und vor allem: die Rückschläge nicht wiederkäuen. Nicht zu kritisch mit sich selbst sein. Sich nicht von anderen runterziehen lassen. Auf die eigenen Fähigkeiten vertrauen. Ganz wichtig auch: Andere Menschen anlächeln. Da gibt es mittlerweile Studien, dass lächelnde Menschen von ihrer Umwelt mehr zurückbekommen. Das hilft bei Rückschlägen.
Können Sie Frustrierten einige Schnellhilfe-Tipps geben?
Der hilfreichste Grundsatz kommt von Friedrich von Schlegel: "Es ist unmöglich, jemandem ein Ärgernis zu geben, wenn er's nicht nehmen will.“ Nehmen Sie nicht jedes Ärgernis an. Achten Sie gezielt auf die positiven Details Ihres Jobs und nicht nur auf die negativen. Es hilft, die heiteren Momente bewusst zu genießen. Meiden Sie Miesmacher im Umfeld und suchen Sie sich aufbauende Gesprächspartner zum Austausch. Schließen Sie mit Misslungenem aus der Vergangenheit konsequent ab und konzentrieren Sie sich auf Gelingendes in der Zukunft. So setzen Sie eine Ermutigungsspirale in Gang. Und wenn die Entmutigung schon sehr fortgeschritten ist und Sie kurz davor sind, die Flinte ins Korn zu werfen, stellen Sie sich die zentrale Frage: "Was steht für wen auf dem Spiel, wenn ich jetzt aufgebe?“ Die Lösung verzwickter Situationen beginnt mit der richtigen Einstellung.
Noch eine letzte Frage, Herr Vater: Warum tun Sie sich das eigentlich an?
Natürlich stelle ich mir die Frage auch immer wieder. Die Antwort lautet für mich: weil ich mehr Menschen am Montagmorgen mit einem Lächeln zur Arbeit kommen sehen möchte. Menschen, die in Ihrer Arbeit nicht nur Verpflichtung, sondern auch Verlockung sehen, weil sie stolz auf ihre Arbeit sind.