Unternehmensethik Karriere machen mit gutem Gewissen

Junge Bewerber achten verstärkt darauf, ob Konzerne sich in Sachen Umwelt und Gesellschaft engagieren. Als Nachhaltigkeitsmanager willkommen ist aber nicht nur, wer Gutes tun will. Wo es sich lohnt, gut zu sein.

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In der Rubrik „Karriere Tipp“ widmet sich Handelsblatt Online wöchentlich Themen rund um Beruf, Büro und Bewerbung. Quelle: CAEPSELE

„Junge Menschen wollen etwas für die Gesellschaft tun, ohne auf Karriere und Geld verzichten zu müssen, deshalb interessieren sie sich verstärkt für Aufgaben im Bereich der sozialen Verantwortung und des Nachhaltigkeitsmanagements von Unternehmen“, beobachtet Helmut Anheier. Der Professor ist Dean der Hertie School of Governance in Berlin, eine der Topadressen für eine Ausbildung in Sachen „Corporate Social Responsibility“ oder CSR wie Fachleute das Engagement für Gesellschaft und Umwelt abkürzen.

Doch was so neu klingt, hat in Deutschland bereits eine lange Tradition: „CSR steckt in der DNA des deutschen Mittelstandes“, sagt Anheier. Über ihre Stiftungen engagieren sich zum Beispiel Traditionsmarken wie Bosch, Siemens und BMW seit langem für die Gesellschaft. Hier ist gut aufgehoben, wer mehr Interesse an der Außenwirkung der Projekte hat, als interne Standards voranzutreiben.

Wer auf Nachhaltigkeit achtet - und wer nicht
Guess: niedriger Nachhaltigkeitswert. Das Bankhaus Sarasin hat in dem Branchenreport die Umweltkriterien (Produktions- und Beschaffungsbedingungen und Strategie & Management) und Sozialkriterien (u.a. Arbeitsbedingungen) der Unternehmen berücksichtigt. Der Report kommt zum Schluss: "Viele Luxusgüterunternehmen sind nicht transparent, wenn es darum geht, Informationen zu ihren Produktions- und Lieferketten offenzulegen. Das könnte darauf hindeuten, dass sie sich nicht bewusst sind, welche Reputationsrisiken Umwelt- und Sozialprobleme in der Lieferkette für ihre Marke haben können."
Ralph Lauren: niedriger Nachhaltigkeitswert Quelle: AP
Richemont: Mittlerer Nachhaltigkeitswert. Zum Konzern gehören Premiummarken aus dem Bereich: Juwellen, Luxusuhren, Premiumaccesoires - unter anderem die Marke Cartier gehört zu Richemont.
Prada: Die Taschen sind begehrt - die Marke wird im Branchenreport der Bank Sarasin mit einem niedrigen Nachhaltigkeitswert gelistet. Quelle: Reuters
Ferragamo: Die Schuhe des italienischen Luxusartikelhersteller hat einst die britische Premierministerin Margaret Thatcher ihr eigen genannt. Die Schauspielerin Meryl Streep (hier im Bild nach der Oscar-Verleihung 2012), macht es der britischen Staatsfrau nach. Das Bankhaus Sarasin listet Ferragamo mit einem niedrigen Nachhaltigkeitswert auf. Quelle: REUTERS
Burberry: Hoher Nachhaltigkeitswert. Quelle: REUTERS
Swatch: Hoher Nachhaltigkeitswert. Quelle: AP

Weil deutsche Bewerber aber auch bei multinationalen Unternehmen immer häufiger nachhaken, wie sozial oder ökologisch sie aufgestellt sind, hat sich auch das Nachhaltigkeitsmanagement inzwischen einen hohen Stellenwert erarbeitet. Zumal das Interesse der Investoren, Finanzanalysten und Ratingagenturen wächst: Sie prüfen genau, wie nachhaltig die Wirtschaft arbeitet.

Gefragt sind CSR-Manager, die eine große Bandbreite an gesellschaftlichen und ökologischen Facetten abdecken: Ihre Aufgaben können darin bestehen, CO2-Neutralität zu gewährleisten, den Energieverbrauch zu senken oder an Produktionsstätten etwa in Asien europäische Gesundheits- und Umweltstandards zu etablieren.

CSR ist innovativ. Und so vielfältig wie die Aufgaben fällt auch das Jobangebot aus: Für Absolventen und Berufsanfänger reizvoll sind CSR-Abteilungen in großen und mittelständischen Unternehmen. Hier können sie verschiedene Bereiche gleichzeitig kennenlernen, arbeiten strategisch und haben die Option, zum CSR-Manager aufzusteigen. Speziell das Nachhaltigkeitscontrolling ist gerade stark im Kommen.

Gefragt ist also nicht nur, wer Gutes tun will, sondern auch wer rechnen kann. Der zweite große Stellenmarkt findet sich in CSR-Beratungen, die Unternehmen beim Verfassen von Nachhaltigkeitsberichten und Ökobilanzen helfen. Das große neue Thema heißt Social Impact Measurement - also das Messen der Auswirkungen des CSR-Engagements. Wer den Unternehmen zeigen kann, wo ihr Engagement etwas bringt, ist gefragt.

Ratingagenturen wiederum suchen Analysten, die ganze Branchen auf ihre Nachhaltigkeit hin prüfen und bewerten. Selbst die großen Wirtschaftsprüfer wie PricewaterhouseCoopers und Ernst & Young haben Nachhaltigkeit als Thema für sich entdeckt.

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