Vergütung Gute Unternehmen zahlen schlecht

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Hochtechnisierte Branchen zahlen gut

Dafür gibt es natürlich Gründe: „Der starke Einfluss von Branchen wie der Pharma- oder Chemieindustrie liegt am hohen Ausbildungsstand der Beschäftigten und dem Wettbewerb um Spezialisten auf dem Markt“, sagt Tim Böger, Geschäftsführer von Compensation Partner. Dies wirke sich auch auf die Gehälter von Beschäftigten ohne spezielle Ausbildung aus. Wenn die Spezialisten mit 10.000 Euro im Monat nach Hause gehen, bekommen auch Sekretärinnen und Sekretäre oder Angestellte in der Buchhaltung einen höheren Lohn als in anderen Branchen.

Löhne sind hierarchieabhängig

In der Callcenter- und Gastronomiebranche, wo sehr viele ungelernte Kräfte tätig sind, ermittelten die Vergütungsberater negative Brancheneinflüsse, die bis zu ein Drittel des Gehalts ausmachen. „In schwächeren Branchen werden an die meisten Stellen geringere Anforderungen gestellt. Die Nachfrage nach diesen Jobs ist jedoch verhältnismäßig groß, weswegen sich die Gehälter auf einem niedrigeren Niveau befinden“, sagt Böger.

Trotzdem gibt es auch in diesen Branchen mitunter deutliche Gehaltsunterschiede in Abhängigkeit von Hierarchie und Ausbildung. Vom Gehalt des Rewe-Chefs Alain Caparros kann die Kassiererin vermutlich nur träumen. Das bestätigt auch Haussmann. „Im Handel verdienen die Angestellten im Laden sehr wenig, im Top-Management wird dagegen sehr gut bezahlt. Entsprechend steil ist die Kurve.“ In anderen Branchen –beispielsweise im Bereich Automotive sei die Kurve weniger steil.

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Dass ein und dieselbe Person innerhalb einer Branche auf der gleichen Position das Doppelte verdient, hält Haussmann dagegen für unwahrscheinlich. Ein Personaler mit Abschluss in BWL und fünf Jahren Berufserfahrung verdient bei BMW vermutlich weniger als beim Pharmakonzern Pfizer. Ganz sicher aber verdient er nicht das Doppelte von dem, was er bei Audi bekommen würde. Wer ein gutes Gehalt möchte, sollte also auch die Branche clever wählen. Das trifft übrigens auch auf Ausbildungsvergütungen und Praktikantengehälter zu. Die Branchen, die eher unterdurchschnittlich zahlen, sind Personaldienstleistungen, Bildung und Training, Medien und Unterhaltung und Freizeit, Touristik, Kultur und Sport.

Die Vergütung hängt außer von der Branche auch stark vom Standort des Unternehmens ab. Ein Chemiker in der Pharmabranche in Mecklenburg-Vorpommern verdient weniger als der Kollege in Schleswig-Holstein. Allgemein besteht innerhalb Deutschlands ein deutliches Ost-West-Gefälle - mit Ausnahme von Berlin. Das Gehalt ist verknüpft mit der Wirtschaftskraft des jeweiligen Bundeslands, sodass Hamburg, Bremen, Baden-Württemberg, Berlin und Bayern in der Regel am besten bezahlen.
„Die Attraktivität eines Arbeitgebers speist sich aus verschiedenen Quellen. Da ist zum einen die Reputation: Ein großes, alteingesessenes deutsches Unternehmen macht sich gut im Lebenslauf und bietet vermutlich auch attraktive Sozialleistungen“, so Haussmann. „Das sind alles Pfunde, mit denen die Unternehmen wuchern können. Deshalb müssen sie nicht so viel zahlen wie der kleine aggressive Wettbewerber an einem unattraktiven Standort.“

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