Viele Rückkehrer Wann Auswandern wirklich Sinn macht

Über hunderttausend Deutsche verlassen alljährlich das Land. Aber die meisten kehren nach wenigen Jahren wieder zurück. Und daran tun sie gut.

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Wohin die meisten Deutschen auswandern
Platz 10: NiederlandeGay Pride in Amsterdam - in der holländischen Stadt lebt es sich locker und fröhlich: 3 466 deutsche Staatsbürger sind im Jahr 2010 ins Nachbarland ausgewandert. (Quelle: Statistisches Jahrbuch 2012) Quelle: dapd
Platz 9: AustralienDas Business-Viertel in Sydney - 3 662 Deutsche haben 2010 in Down Under den Neustart gewagt. Quelle: REUTERS
Platz 8: Türkei2010 sind 4 735 Deutsche in die Türkei ausgewandert. Viele lassen sich in Istanbul (im Bild) nieder, unter ihnen befinden sich auch viele Deutsch-Türken. Quelle: REUTERS
Platz 7: FrankreichAn der Seine und anderswo im schönen Frankreich leben seit 2010 ungefähr 6 559 deutsche Staatsbürger zusätzlich. Quelle: dapd
Platz 6: SpanienVon Madrid ist es nur noch ein Katzensprung zum Himmel, so ein Sprichwort aus der spanischen Hauptstadt. Trotz der schweren Staatsschuldenkrise sind 6 709 Deutsche davon überzeugt - und leben seit 2010 in Spanien. Quelle: REUTERS
Platz 5: Vereinigtes KönigreichDie City von London, eines der großen Finanzzentren der Welt, zieht viele Deutsche an: zum arbeiten, studieren, leben. Seit 2010 sind 8 530 Personen mit deutschen Pass, die sich auf den britischen Inseln niedergelassen haben. Quelle: REUTERS
Platz 4: Polen Nicht nur die Stadien sind in Polen toll, sondern auch die wirtschaftliche Entwicklung machen den einstigen Ostblock-Staat sehr attraktiv. Die Deutsche haben das längst gemerkt: 9 434 leben seit 2010 an der Weichsel. Quelle: dpa

„Goodbye Deutschland!“ heißt es jeden Dienstag um 21.15 beim Privatsender VOX. Da kann man beispielsweise Roland und Petra Hinz bei ihrem Versuch zuschauen, mit dem Verkauf von deutschen Bratwürsten in Florida reich zu werden. Der Erfolg dieser und ähnlicher Sendungen belegt, dass offenbar viele Deutsche von der Auswanderung träumen. Aber das Bild, das die Fernsehauswanderer abgeben, hat mit der Realität eher wenig zu tun.

Tatsächlich wandern, wie die Zahlen des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung zeigen, seit 2005 mehr Deutsche ins Ausland aus, als von dort zurückkehren. Im vergangenen Jahr verließen 140000 Deutsche das Land (2010: 141000), während nur 117000 Deutsche aus dem Ausland zuzogen (2010: 115000). Und schon in den Jahren vor 2005 sorgten nur die deutschstämmigen Einwanderer aus Osteuropa dafür, dass der negative Wanderungssaldo der einheimischen Bundesbürger in der Statistik nicht auffiel.  Für Ausländer ist Deutschland offenbar attraktiver als für die Deutschen selbst. Insgesamt wanderten 2011 etwa 958000 Menschen aus aller Welt nach Deutschland ein und nur 679000 zogen aus Deutschland weg.

Auswanderer-Ratgeber

Auch wenn es bei den Deutschen einen negativen Migrationssaldo gibt, ist Deutschland kein Massenauswanderungsland. Die internationale Mobilität der Deutschen hat sich zwar seit den 1970er Jahren mehr als verdreifacht. Aber dieses Phänomen ist kein deutsches, sondern ein globales. Großbritannien, Schweden und die Niederlande haben zum Beispiel noch sehr viel höhere Auswanderungsraten.    

Die realen deutschen Auswanderer sind in der Mehrheit nicht mit den sonnenhungrigen Kneipenwirten und Wurstverkäufern von "Goodbye Deutschland" zu vergleichen. Sie sind nämlich überdurchschnittlich gut ausgebildet, relativ jung (etwa 32 Jahre) und häufiger männlich als weiblich.

Was den typischen Auswanderer aber vor allem von den Fernseh-Vorzeige-Auswanderern unterscheidet: Er will von vornherein nicht für immer auswandern, sondern nach wenigen Jahren in die Heimat zurückkehren. Nach einer Umfrage des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung erwog 2009 jeder achte Deutsche, ins Ausland zu gehen. Aber weniger als ein Drittel zog eine endgültige Übersiedlung in Betracht.

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