Von Burnout bis Mobbing Sechs häufige Job-Probleme - und ihre Lösung

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"Mein Kollege hat mir den Kampf erklärt."

Fall 2: "Mein Kollege hat mir den Kampf erklärt."

Nach der Umstrukturierung und dem Zusammenschluss zweier Banken gab es zahlreiche Veränderungen, insbesondere in den Führungsebenen. Aus zwei Filialleitern wurden der neue Abteilungsleiter Herr A. und der Bereichsleiter Herr B. - und beide waren verstimmt. Herr B. kündigte an, Herrn A. den Job wegnehmen zu wollen. Danach wurde die Zusammenarbeit fast unmöglich. Herr A. mied den Kontakt, Herr B. gab Informationen nicht weiter und reagierte zunehmend unfreundlich. Eine Zusammenarbeit war kaum noch möglich.

Das Problem

Oft begegnen sich Kollegen in einer Extremsituation: Es kam vorab zu Enttäuschungen und Kränkungen auf beiden Seiten, vom Vorstand gab es keine Hilfe. In Belastungssituationen und bei negativem Stress stehen wir unter der Kontrolle unserer Emotionen - dann sehen wir nur noch das Problem. Erst wenn wir aus den negativen Emotionen herauskommen, können wir wieder klar sehen. Anderenfalls entstehen sich selbst erfüllende Prophezeiungen. "Herr B. mag mich nicht" - dann sieht man nur die Dinge, die genau das bestätigen. "Herr B. agiert hinter meinem Rücken"? Dann verhalte ich mich misstrauisch.

Die Lösung

Nehmen Sie sich vor, kooperativ zu bleiben. Sie müssen Ihre alte Souveränität und Lockerheit zurückgewinnen. Dann sollten Sie ein persönliches, offenes Gespräch suchten. Nehmen Sie sich die Zeit, nach den wertvollen Eigenschaften Ihres Konkurrenten zu suchen, um ihn anders wahrzunehmen und zu behandeln. Ist jemand ein Störfaktor, werden dessen fachliche und anderen persönliche Qualitäten viel zu schnell übersehen.

Fall 3: "Meine Chefin ist eine Niete."

"Sie ist jung, sie ist Französin, sie ist kreativ und charmant - und sie macht mir die Arbeit zur Hölle, weil sie von Führung keine Ahnung hat." Der 60-jährige Finanzchef eines Kosmetikunternehmens war empört, konnte nicht mehr schlafen und musste Blutdrucksenker nehmen. Seit einem Jahr war die Geschäftsführung in neuen Händen. Die neue Chefin kam aus einer anderen Kultur, beschäftigte sich lieber mit Farben und Trends als mit Planung und Budget - und hatte Führungserfahrung bisher nur in einem kleinen Unternehmen gesammelt.

Das Problem

Es ist wichtig, Fakten von Spekulationen zu trennen. Vielleicht bleibt die neue Chefin nicht deshalb dem wöchentlichen Mittagessen aller Kollegen fern, weil sie kein Interesse daran hat - sondern weil sie nichts davon weiß. Die detaillierte Betrachtung des Alltags macht sichtbar, dass Kultur-, Alters- und persönliche Konflikte aufeinanderprallen. Und dass nicht miteinander, sondern nur übereinander gesprochen wird. Dann wird die Stimmung gegen die Chefin irgendwann eskalieren.

Die Lösung

Machen Sie einen Drei-Stufen-Plan und bereiten Sie drei Gespräche mit der Chefin vor. Zunächst soll es um organisatorische Fragen gehen und den Abgleich von Erwartungen. Dann wird die persönliche Beziehung im Mittelpunkt stehen. Denn wenn es dort hakt, kommt man auf der Sachebene nicht weiter. Es wird immer wieder unterschätzt, wie sehr uns negative Emotionen wie Enttäuschung oder Ärger im Alltag behindern. Dabei hilft es schon, einmal auszusprechen, was wir empfinden. Durch "Ich-Botschaften" geben wir der anderen Seite überhaupt erst einmal die Chance mitzubekommen, wie es uns geht. Teil drei ist dann das Alltagsgeschäft. Und diese Termine im Führungsteam sollte es regelmäßig geben, auch unter vier Augen geben.

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