Weiterbildung Machen Sie sich schlau

Je dynamischer die Arbeitswelt, desto wichtiger sind die fachliche Weiterentwicklung und der Ausbau sogenannter Soft Skills. Neue Förderprogramme und Zuschüsse von bis zu 25.000 Euro bieten finanzielle Unterstützung.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Viele Weiterbildungsangebote werden vom Arbeitgeber bezuschusst. Foto: Fotolia

Köln Für zahlreiche Arbeitsbereiche brauchen Bewerber den Nachweis aktueller Fachkenntnisse und außerfachlicher Kompetenzen. In Jobsuchmaschinen und Stellenbörsen wie beispielsweise dem Handelsblatt Jobturbo finden sich zahllose Stellenangebote, in denen Weiterbildung und Spezialisierung besonders betont werden. Das können junge Berufsfelder wie der Bereich Social Media sein oder Jobs in der IT-Beratung, die einem rasanten technischen Fortschritt unterliegen. Weiterbildungen können insbesondere bei der Jobsuche Türöffner sein. „Zertifikate und Weiterbildungsabschlüsse wirken hier oft Wunder“, weiß Lars Hahn, Karriere- und Bildungsexperte im Netzwerk Karriereexperten.com. Für ihn steht der Karriere-Trend in diesem Jahr ganz im Zeichen der beruflichen Weiterbildung.

Auch die bundesweite größte Bildungsmesse „didacta“ (25. – 29.3. in Stuttgart) rückt in diesem Jahr das das Lernen und Lehren über die Erstausbildung hinaus in den Fokus. Denn deutsche Erwerbstätige zeigen sich lernbereit wie nie und würden für die Weiterbildung sogar Freizeiteinbußen in Kauf nehmen. Zwei Drittel der Teilnehmer einer im Auftrag der Haufe Akademie durchgeführten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts forsa bestätigten ihr Weiterbildungsinteresse. Sie würden auch gern häufiger an entsprechenden Maßnahmen teilnehmen. Jeder Dritte sei demnach bereit, seine Wochenenden oder den Urlaub zum Lernen zu nutzen.
Mit dem Ausbau von Förderprogrammen setzen Bund und Länder ein Zeichen. Denn je nach gewünschten Maßnahmen und Abschlüssen kann das Vorhaben Weiterbildung durchaus teuer werden. Seit 2014 profitieren Bildungswillige in Sachsen Anhalt wie auch in Hamburg von neuen Zuschüssen bzw. Erstattungen der Weiterbildungskosten.

Arbeitslose ohne Anspruch auf Leistungen von Jobcenter oder Agentur für Arbeit wie auch Angestellte mit einem Einkommen unter 4.350 Euro brutto monatlich können in Sachsen Anhalt Zuschüsse der Investitionsbank Sachsen-Anhalt bekommen. Bis zu 90 Prozent werden für Seminare, Coachings oder auch Weiterbildungsstudiengänge übernommen. Die Bezuschussung gilt auch für Fahrt-, Unterbringungs- und Kinderbetreuungskosten.


Berufliches ruhig mit Privatem verbinden

In Hamburg wurde das Förderprogramm „Weiterbildungsbonus“, ursprünglich Ende letzten Jahres ausgelaufen, bis Ende 2016 verlängert. Die Hansestadt erstattet bis zu 100 Prozent der Fortbildungskosten, maximal aber 2.000 Euro. Hier kann sich eine neue Zielgruppe neben Azubis, Alleinerziehenden oder Beschäftigten in Elternzeit freuen: Auch Handwerker, die sich in Umwelttechnik und Qualitätspolitik weiterbilden, werden ab sofort für ihr Bildungsengagement belohnt. In insgesamt zehn Bundesländern winken vor allem weiterbildungswilligen Arbeitnehmern, aber auch Unternehmern und Gründern die sogenannten Bildungsschecks.
Je nach Zielgruppe hält außerdem der Bund Bildungsprämien oder -gutscheine und Stipendien für Weiterbildungsmaßnahmen bereit. Zu den Geförderten zählen nicht nur Arbeitssuchende, Geringverdiener, Handwerker oder Fachkräfte aller Art, sondern auch arbeitslose Akademiker, begabte Azubis oder auch Mitarbeiter in kleinen Unternehmen.

Die Weiterbildungskosten können außerdem die Steuerlast senken. Dazu sollten Teilnehmer alles einreichen, was sie aus eigener Tasche gezahlt haben, auch Reise- und Hotelkosten. Und das schließt für den Steuerzahler auch keine berufliche Maßnahme aus, die mit privaten Interessen verbunden wird, etwa wenn an den Kurs noch ein privater Reisetrip angehängt wird. So muss das Finanzamt nach einem Beschluss des Bundesfinanzhofs auch dann Reisekosten zumindest anteilig berücksichtigen – was lange Zeit nicht möglich war.
In großen Konzernen sind Weiterbildungen oft fester Bestandteil. Größere personelle Kapazitäten und sogar spezielle Abteilungen sind eigens für die Weiterbildung der Mitarbeiter verantwortlich. Die klein- und mittelständischen Unternehmen (KMU) sind vergleichsweise seltener weiterbildungsaktiv. Hier bleibt es dann oft beim guten Vorsatz der Mitarbeiter, denn das Weiterbildungsvorhaben beim Chef durchzusetzen fordert Engagement und Eigeninitiative. Den Arbeitgeber vom Benefit der Weiterbildungsmaßnahme zu überzeugen - besonders im Hinblick auf den Unternehmenserfolg - kann sich bezahlt machen: Acht von zehn Arbeitgebern finanzieren die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter zumindest teilweise, so das Ergebnis einer forsa-Umfrage für das Institut für Lernsysteme (ILS).

Wer sich für eine Weiterbildung entschieden hat, muss noch vor dem Lernprozess eine ganz andere Hürde überwinden: Welcher Lehr- oder Studiengang ist der richtige? Welche Lernform lässt sich am besten in den beruflichen und privaten Alltag integrieren: E-Learning, Abendkurse oder sogar ein Präsenzlehrgang? Angesichts von rund 400.000 Angeboten auf dem Markt keine leichte Aufgabe. Karriereexperte Hahn: „Es gibt in vielen Städten gute, unabhängige Weiterbildungsberatungsstellen, die auch Berufstätigen Informationen zu Möglichkeiten der Qualifizierung wie auch der Förderung bieten.“ Anlaufpunkte sind regionale Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern oder kommunale Beratungsstellen. Hilfreich können auch Erfahrungsberichte aktiver oder ehemaliger Teilnehmer einer Weiterbildung sein. Bewertungsportale wie FernstudiumCheck.de liefern interessante, authentische Einblicke in Abläufe und Organisation insbesondere von Fernlehr- und Fernstudiengängen.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%