Weltfrauentag Wo sind die Chefinnen?

Es ist Weltfrauentag. Grund genug, die Karrierechancen von Frauen weltweit zu überprüfen. Fazit: Frauen mit Karriereambitionen sollten nach Ecuador, Malta oder Hongkong gehen. In Deutschland haben sie schlechte Karten.

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Die vierteilige Bildkombo zeigt Frauen in typischen Männerberufen Quelle: dpa

Iwona Gawlewicz kommt aus Polen und arbeitet derzeit im Oman als Referent für Personalangelegenheiten. Als Frau in einem muslimischen Land zu arbeiten, sei nicht so einfach, es gebe strikte Regeln, sagt sie. Aber es lohnt sich: "Ich bekomme ein sehr gutes Gehalt und kann mit Menschen aus ganz verschiedenen Ländern zusammenarbeiten." Zwei bis drei Jahre wolle sie noch im Oman bleiben, danach soll es weiter gehen nach Hongkong oder Singapur - der Karriere wegen. In diesen Ländern haben Frauen nämlich sehr gute Karrierechancen, wie die Studie "Expat Insider 2015" des Münchner Unternehmens InterNations zeigt.

Karriereparadies Hongkong

Demnach wollen die meisten befragten Frauen in asiatischen und arabischen Länder arbeiten, wie Malte Zeeck, Geschäftsführer des Netzwerks für Expats, sagt. Unter den Top-Ländern in punkto Karrierezufriedenheit liegt die chinesische Sonderwirtschaftszone Hongkong bei den Frauen auf Platz eins. "Woran genau das liegt, ist schwer zu sagen, da sich der Ländervergleich auf viele verschiedene Faktoren bezieht. Bei einigen dieser Länder, wie zum Beispiel Oman und ganz besonders Hongkong, fällt aber besonders die bessere Bewertung des Arbeitslebens auf. Das könnte daran liegen, dass es in solchen Ländern einfacher für Frauen ist, einen Job zu finden", mutmaßt Zeeck.

Diese Länder haben den höchsten Anteil von Frauen in Führungspositionen

In Deutschland dagegen sind zwar fast die Hälfte der Erwerbstätigen weiblich, doch in den Führungsetagen sind sie immer noch unterrepräsentiert. Nach einer jüngst veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) war im Jahr 2014 nur jede vierte Chefposition auf der obersten Führungsebene eines Privatunternehmens mit einer Frau besetzt. Insgesamt sind 29 Prozent der Führungskräfte in Deutschland weiblich, der EU-Durchschnitt liegt bei 33 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März mitteilte. Spitzenreiter in der EU war Lettland, dort waren 44 Prozent der Leitungsfunktionen mit Frauen besetzt. Relativ hoch war der Anteil auch in Ungarn (40 Prozent) sowie Polen und Litauen (jeweils 39 Prozent). Schlusslicht war Zypern mit 17 Prozent.

Fakten zum Weltfrauentag

Bundespräsident Joachim Gauck pocht deshalb auf Gleichberechtigung von Frauen im Arbeitsalltag. Um diesem Missverhältnis entgegenzuwirken, sei noch einiges zu tun, so der Bundespräsident: „eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, der Ausgleich von Lohnunterschieden bei gleicher Arbeit und die Förderung einer stärkeren Präsenz von Frauen in Führungspositionen“.

Diese Präsenz in der Chefetage hängt aber nicht nur von der Unternehmenskultur, sondern auch von der Branche ab: Vor allem in klassischen „Männerdomänen“ gibt es vergleichsweise wenig Frauen in höheren Positionen. Am geringsten war ihr Anteil in der Baubranche mit 13 Prozent, am höchsten im Bereich Erziehung und Unterricht (62 Prozent). Die Quoten entsprechen in etwa den jeweiligen Frauenanteilen in den Branchen.

Karriere vs. Kinder

Als ein Hemmnis für den beruflichen Aufstieg gilt, dass vor allem Frauen aus familiären Gründen in Teilzeit arbeiten. Die IG Metall forderte daher, die Vereinbarungen des Koalitionsvertrages zum Rückkehrrecht Teilzeitbeschäftigter in Vollzeit konsequent umzusetzen.

Zehn Dinge, mit denen Frauen ihre Karriere riskieren

„Nach wie vor bleiben überwiegend Frauen wegen Kindererziehung oder Pflege zu Hause, was im späteren Berufsleben zu Einbußen bei Entgelt und Karriere führt“, sagte Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall, in Frankfurt. Allerdings ist in Deutschland auch nicht alles schlecht:

Verbessert haben sich dem IAB zufolge in den vergangenen zehn Jahren aber die Karrierechancen von Frauen auf der zweiten Führungsebene. Habe der entsprechende Anteil im Jahr 2004 bei 33 Prozent gelegen, seien 2014 bereits 39 Prozent der Stellen im mittleren Management mit einer Frau besetzt gewesen. Dort nähere sich der Chefinnen-Anteil dem Anteil der in Privatunternehmen beschäftigten Frauen (43 Prozent) allmählich an.

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