Es ist doch nun wirklich hinlänglich bekannt: Bakterien und Virennest Nummer 1 ist nicht das Klo, sondern die Computertastatur und der Telefonhörer an geteilten Arbeitsplätzen. Wer heute noch in die Hände niest, niest zwar keinen anderen direkt an. Aber dafür verteilt er seine Schleimspur anschließend auf Kaffeemaschine, Kopierer-Tasten, Lichtschalter.
Aber immer mehr Menschen stellen ihre Gewohnheiten um und niesen in die Armbeuge. Bleibt das Risiko, seinen feinen neuen Wollpulli zu verschmutzen. Wenn Sie jemanden sehen, der in seine Armbeuge niest und den Arm danach freundlich nickend vor dem Mund belässt und eiligen Schrittes den Raum verlässt, dann wissen Sie, was los ist. Was also tun, um diese Demütigung zu umgehen?
Neulich sah ich eine dm-Kassiererin ganz souverän ihren Niesreiz bewältigen: Sie nieste von oben in ihren leicht gelüpften T-Shirt-Kragen Richtung Bauch runter. Grandios. Unschönes bleibt so verborgen, Niesnebel wird textilgefiltert, die Hände bleiben frisch. So niest man richtig im Job! Wir sollten es alle so tun wie diese Heldin bei dm. Und Computertastaturen, Türklinken und Fernbedienungen verlören ihren Schrecken.
Die Besserwisser-Faustformel "Hand vor den Mund" hingegen muss heute heißen: "Hand vor den Mund und danach mit viel Seife mindestens dreißig Sekunden die Hände waschen - Handflächen, zwischen den Fingern, Fingerkuppen und Nagelränder. Daumen nicht vergessen!"
3. Nach Hause gehen bei Erkältung?
Viele Arbeitnehmer denken ja pflichtbesessen: Bei Erkältung darf ich erst nach Hause, wenn ich vor lauter Schüttelfrost die richtigen Tasten am Computer nicgt kehr trefde. Aber ich habe das Gefühl: Langsam gilt es nicht mehr als faul, sondern als kollegial, wenn Triefnasen und Rumhuster sagen: "Ich gehe nach Hause, ich will euch nicht anstecken."
Hegen Sie hierbei wirklich altruistische Ziele, der Chef oder die Chefin verlangt aber umständlich ein ärztliches Attest, dann machen Sie einen auf 2016: "Lass mich Homeoffice machen oder lass mich als röchelnde Virenschleuder im Büro antanzen." So führt man seine Vorgesetzten in der Erkältungswelle.
Vergessen wir nicht: Chinesen halten es für das größte Kompliment, Ideen anderer zu übernehmen. Das gibt uns Westlern die Macht, eine weltweite Niesrevolution anzuzetteln. Wenn wir es durchziehen, werden Millionen Türklinken keimfrei bleiben. Hausärzte können sich endlich um Anspruchsvolleres kümmern, statt runter zu beten: "Viel Ruhe, viel Wasser trinken, wenn das Fieber bis Ende der Woche nicht weg ist, einfach nochmal reinkommen."
Ganz ohne Witz zu Ende gedacht: clever niesen kann tatsächlich Leben retten. Groß gedacht jetzt mal.
Ich wünsche mir eine Welt, in der die Toilette endlich tatsächlich der größte Keimumschlagplatz ist.