Werner knallhart

Erkältungszeit: gekonnt niesen unterwegs und im Job

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Clever niesen rettet Leben

Es ist doch nun wirklich hinlänglich bekannt: Bakterien und Virennest Nummer 1 ist nicht das Klo, sondern die Computertastatur und der Telefonhörer an geteilten Arbeitsplätzen. Wer heute noch in die Hände niest, niest zwar keinen anderen direkt an. Aber dafür verteilt er seine Schleimspur anschließend auf Kaffeemaschine, Kopierer-Tasten, Lichtschalter.

Erkältungsmythen im Faktencheck
Welche Erkältungsmythen stimmen? Quelle: dpa
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Schlaf ist die beste Medizin Quelle: obs

Aber immer mehr Menschen stellen ihre Gewohnheiten um und niesen in die Armbeuge. Bleibt das Risiko, seinen feinen neuen Wollpulli zu verschmutzen. Wenn Sie jemanden sehen, der in seine Armbeuge niest und den Arm danach freundlich nickend vor dem Mund belässt und eiligen Schrittes den Raum verlässt, dann wissen Sie, was los ist. Was also tun, um diese Demütigung zu umgehen?

Neulich sah ich eine dm-Kassiererin ganz souverän ihren Niesreiz bewältigen: Sie nieste von oben in ihren leicht gelüpften T-Shirt-Kragen Richtung Bauch runter. Grandios. Unschönes bleibt so verborgen, Niesnebel wird textilgefiltert, die Hände bleiben frisch. So niest man richtig im Job! Wir sollten es alle so tun wie diese Heldin bei dm. Und Computertastaturen, Türklinken und Fernbedienungen verlören ihren Schrecken.

Die Besserwisser-Faustformel "Hand vor den Mund" hingegen muss heute heißen: "Hand vor den Mund und danach mit viel Seife mindestens dreißig Sekunden die Hände waschen - Handflächen, zwischen den Fingern, Fingerkuppen und Nagelränder. Daumen nicht vergessen!"

3. Nach Hause gehen bei Erkältung?

Viele Arbeitnehmer denken ja pflichtbesessen: Bei Erkältung darf ich erst nach Hause, wenn ich vor lauter Schüttelfrost die richtigen Tasten am Computer nicgt kehr trefde. Aber ich habe das Gefühl: Langsam gilt es nicht mehr als faul, sondern als kollegial, wenn Triefnasen und Rumhuster sagen: "Ich gehe nach Hause, ich will euch nicht anstecken."

Hegen Sie hierbei wirklich altruistische Ziele, der Chef oder die Chefin verlangt aber umständlich ein ärztliches Attest, dann machen Sie einen auf 2016: "Lass mich Homeoffice machen oder lass mich als röchelnde Virenschleuder im Büro antanzen." So führt man seine Vorgesetzten in der Erkältungswelle.

Wann Sie lieber zum Arzt statt zur Arbeit gehen sollten
Die wenigsten Menschen bleiben wegen jedem kleinen Wehwechen zuhause und lassen sich krank schreiben. Auch aus ärztlicher Sicht spricht nichts dagegen, mit einer kleinen Erkältung zur Arbeit zu gehen. Man sollte in jedem Fall in sich hinein horchen und sich fragen, ob man sich fit genug fühlt. Quelle: dpa
Wer mit einem leichten Infekt zur Arbeit geht, sollte seinen Körper mit Hausmittelchen unterstützen und darauf achten, sich im Büro regelmäßig die Hände zu waschen, um nicht unnötig Keime zu verbreiten. Kollegen anzuniesen oder anzuhusten, sollte schon der Anstand verbieten. Quelle: Fotolia
Es kommt natürlich auch auf den jeweiligen Beruf an. Wer eine Bürotätigkeit ausübt und vielleicht auch noch in einem Einzelbüro sitzt, von dem geht eine viel geringere Gefahr aus, als von einem unkonzentrierten, schlappen Piloten oder einem Erzieher, der seine Bakterien im Kindergarten verteilt. Quelle: Fotolia
Grundsätzlich gilt: Wer Fieber hat, sollte zum Arzt und nicht zur Arbeit. Denn Fieber ist ein deutliches Warnzeichen des Körpers, das etwas im Argen liegt. Auch Husten mit Auswurf ist ein deutliches Zeichen, dass ein Arztbesuch mit anschließender Bett- oder zumindest Sofaruhe angezeigt ist. Quelle: dpa
Und auch wer sich ohne Fieber richtig mies fühlt, sollte im Bett bleiben und sich nicht aus Pflichtgefühl zur Arbeit schleppen. Auch wenn andere Kollegen schon "mit viel schlimmeren Krankheiten" zur Arbeit gekommen sind. Quelle: Fotolia
Auch Betroffene, die bei Wind und Wetter draußen arbeiten oder beruflich mit Lebensmitteln zu tun haben, sollten lieber mit ihrem Arzt besprechen, ob sie arbeitstauglich sind oder besser zu Hause bleiben sollten. Quelle: dpa
Je ansteckender eine Krankheit ist, desto länger sollte man - mit Krankenschein - zuhause bleiben. Bei Erkrankungen wie dem Noro-Virus beispielsweise, fühlt sich der Patient vielleicht schon nach ein paar Tagen wieder gut, ist aber noch die reinste Virenschleuder. Da heißt es das Haus hüten, bis der Arzt etwas anderes anordnet. Quelle: dpa

Vergessen wir nicht: Chinesen halten es für das größte Kompliment, Ideen anderer zu übernehmen. Das gibt uns Westlern die Macht, eine weltweite Niesrevolution anzuzetteln. Wenn wir es durchziehen, werden Millionen Türklinken keimfrei bleiben. Hausärzte können sich endlich um Anspruchsvolleres kümmern, statt runter zu beten: "Viel Ruhe, viel Wasser trinken, wenn das Fieber bis Ende der Woche nicht weg ist, einfach nochmal reinkommen."

Ganz ohne Witz zu Ende gedacht: clever niesen kann tatsächlich Leben retten. Groß gedacht jetzt mal.

Ich wünsche mir eine Welt, in der die Toilette endlich tatsächlich der größte Keimumschlagplatz ist.

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