Ärzte hingegen stehen schon ganz oben auf der Berufe-Prestige-Liste. Da geht nicht mehr. Mehr Kohle aus dem Gesundheitssystem zu pressen, das geht nicht so einfach wie bei einer privatwirtschaftlich betriebenen Fluggesellschaft. Und durch die Nachtdienste, Überstunden, die berühmten Zankereien mit dem aufmüpfigen Pflegepersonal und durch den privaten Medikamenten-Missbrauch aus dem Schränkchen mit den unverkäuflichen Mustern leidet mitunter der Teint und die Figur. Wer da nach zehn Berufsjahren noch einmal sexuell durchstarten will, braucht das Klingelschild.
Doch die Wirkung des Klingelschildes schwindet. Wer als promovierter Arzt heute Eindruck schinden will, muss in gesellschaftlichen Gruppen wildern, zu denen es sich noch nicht herumgesprochen hat: Der Doktor-Titel in der deutschen Medizin genießt in Europa praktisch nur noch Ramschstatus.
Früher war die Dissertation ein Symbol für die unbedingte Liebe des Wissenschaftlers zu seinem ganz eigenen Thema. Für ein einsames, karges, aber freies Leben, gewidmet allein der Erkenntnis.
Heute kriegt man hierzulande eine medizinische Dissertation in einem halben Jahr zusammengeklöppelt. Auch wenn die Unis in Deutschland langsam aufwachen und den Ruf ihrer medizinischen Fakultäten retten wollen: Er hat längst nachhaltig gelitten. Die Mediziner in Deutschland streuen in einigen Jahren schon so viele Doktortitel unter ihren Nachwuchs wie Juristen, Wirtschaftswissenschaftler, die Geistigen und die Ingenieure zusammen. Der wissenschaftliche Wert ist dabei nicht selten null. Und ausgerechnet die Ärzte gelten den Menschen landläufig als Herr und Frau Doktor. Haben die ein Glück.
Vielleicht gibt es bei all diesen Discount-Doktoren ja klammheimliche Missgunst der redlich Unpromovierten in den Reihen der Grünen. Die scheiterten in der vergangenen Legislaturperiode im Bundestag gemeinsam mit der restlichen Opposition mit einer Initiative, den "Dr." aus Reisepass und Ausweis zu streichen. International führt diese Angeberei im Pass nicht selten zu Verwirrung, denn nur in Deutschland prahlt man mit seinem Doktor. In welche Zeile im Computer soll also bitte beim Check-in im Bangkok dieses D und r eingetragen werden?
Doktor? No! Weg mit dem Doktor aus den Ausweisdokumenten. Den aus dem Leim gegangenen Ärzten bleibt ja noch das Klingelschild.
Letztendlich lässt sich der ganze Aufwand für die Angeberei für alle doch ohnehin ganz einfach abkürzen. Ganz ohne das halbe Jahr für eine hohle Dissertation zu verblasen. Nehmen Sie den Vornamen Dragomir an und kürzen Sie ihn auf dem Klingelschild ab. Den Titel nimmt Ihnen keine Prüfkommission.