„Ich habe die Frist für meinen nicht zulassungsbeschränkten Studiengang verpasst“, erzählt Sarah. Nicht, weil sie es verbummelt hat. Sie lag mit einer dicken Grippe und Fieber im Bett. Deshalb habe sie ihr Abizeugnis nicht rechtzeitig wegschicken können.
Marc hat sich wegen familiärer Gründe zu spät für das Wintersemester 2017 bei der Uni gemeldet. Sein Vater ist gestorben und er hatte andere Dinge im Kopf, als den Stichtag der Hochschule. Und Christina habe schlicht "völlig übersehen, dass Gießen auch für zulassungsfreie Studiengänge eine Frist bis zum 15.7. hat." Dort wollte sie Jura studieren.
Drei unterschiedliche Fälle, eine Gemeinsamkeit: das Versäumnis. Die angehenden Studenten fürchten, ein Semester warten zu müssen, um sich erneut an den Universitäten ihrer Wahl für ihr Wunschstudium einschreiben zu können. Denn bei vielen Unis ist die Frist bereits abgelaufen.
„Hat der Bewerber die Frist schlichtweg versehentlich verstreichen lassen, sind die Chancen für eine nachträgliche Einschreibung - jedenfalls bei zulassungsbeschränkten Studiengängen - sehr gering“, sagt ein Sprecher der Hochschulrektorenkonferenz (HRK). Zulassungsbeschränkt - also „mit NC“ ist hier allerdings das Zauberwort.
Tipps für die Studienplatzsuche in letzter Minute
Auf www.freie-studienplaetze.de informiert die Stiftung für Hochschulzulassung über Hochschulen, in denen es wenige Wochen vor Semesterbeginn noch freie Studienplätze gibt.
Manche Hochschulen bieten – wenn in einem Jahr zu wenig Anmeldungen eingegangen sind – Nachrück-Programme an. Dafür müssen Sie sich ganz normal bewerben und oft auch einen Eignungstest bestehen. Aber die Aussichten sind gut.
Wenn das Studium für Sie ohnehin nur ein schneller Weg in den Beruf in der Wirtschaft sein soll, könnte ein duales Studium mit fest integrierten Praxisblöcken eine Alternative sein. Dazu brauchen Sie in der Regel nur den Platz beim Ausbildungsbetrieb, der Studienplatz ist dann gesichert. Es gibt Unternehmen, die auch in den letzten Wochen noch Bewerber als duale Studenten nehmen.
Ein Studium im Ausland kann eine Option sein, denn in einigen Ländern sind deutsche Studenten auch noch kurz vor Semesterbeginn willkommen. Möglicherweise höhere Kosten und natürlich die die Sprachbarriere müssen Sie in Kauf nehmen.
Wer ein Fach studieren möchte, dass nicht oder nur regional zulassungsbeschränkt ist, hat nämlich nicht zwangsläufig Pech gehabt. Allgemein haben angehende Studenten auch nach Ende der Frist vier Möglichkeiten, doch noch an einen Studienplatz zu kommen.
Möglichkeit eins: Woanders nach zulassungsfreien Studiengängen suchen
Insgesamt studieren in Deutschland derzeit rund 2,8 Millionen Menschen. Nicht an jeder Uni herrscht der gleiche Andrang und Fächer, die in Berlin völlig überlaufen sind, sind in Heidelberg vielleicht kaum nachgefragt. Für Studenten heißt das: Nur weil BWL an der HTW Berlin mit Numerus Clausus belegt ist und man sich entsprechend früh um einen Platz bewerben musste, heißt das nicht, dass der Traum von der Betriebswirtschaftslehre ausgeträumt ist. Andere (Fach-)Hochschulen, an denen der Andrang geringer ist, haben mitunter spätere Fristen. Wer sich beispielsweise für ein BWL-Studium an der FH-Münster entscheidet - hier ist BWL nicht zulassungsbeschränkt - hat mit der Bewerbung noch Zeit bis zum 15. August.
Wo die Hürden für Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften besonders hoch sind - und wo nicht
Zum Wintersemester 2016/2017 sind deutschlandweit 52,9 Prozent aller Studiengänge aus dem Fachbereich Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften zulassungsbeschränkt. Heißt: Ohne einen bestimmten NC wird es mit dem Jura- oder BWL-Studium nichts.
Wer in Baden-Württemberg ein Fach aus dem Bereich Ingenieurswissenschaften studieren möchte, braucht ein gutes Abiturzeugnis: 65,9 Prozent der Fächer haben einen NC.
Im Freistaat sind die Universitäten schon deutlich entspannter, wie die Daten des CHE zeigen: Nur 40,4 Prozent der Fächer haben einen NC.
Überdurchschnittlich hoch sind die Zulassungsbeschränkungen für angehende Juristen, Wirtschafts- oder Sozialwissenschaftler in der Bundeshauptstadt. In Berlin haben 55 Prozent der entsprechenden Studienfächer einen NC.
In Brandenburg ist NC-Quote mit 52,2 Prozent nur unwesentlich geringer.
Überdurchschnittlich hoch ist der Anteil an Fächern mit NC in Bremen: 80,8 Prozent sind zulassungsbeschränkt. Einen höheren Anteil gibt es nur noch im Saarland.
In Hamburg müssen angehende Juristen & Co. bei 51,6 Prozent der Fächer mit einem Numerus Clausus rechnen.
Wer in Hessen Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften studieren möchte, sollte wissen, dass an den dortigen Unis 50 Prozent der entsprechenden Fächer zulassungsbeschränkt sind.
In Mecklenburg-Vorpommern ist die NC-Quote in diesem Fachbereich bundesweit am niedrigsten: 28,8 Prozent der Fächer haben einen NC.
75,6 Prozent der Fächer aus dem Bereich Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sind in Niedersachsen zulassungsbeschränkt.
An den Unis in Nordrhein-Westfalen haben 45,2 Prozent der Fächer einen Numerus Clausus.
In Rheinland-Pfalz ist der Zugang zu einem entsprechenden Studienfach etwas höher. Der Anteil an Zulassungsbeschränkungen liegt bei 49 Prozent.
Am größten sind die Hürden im Saarland: Hier gibt es auf 81,3 Prozent der Fächer einen NC.
In Sachsen beträgt der Anteil dagegen 49,1 Prozent.
Auch Sachsen-Anhalt ist mit 46,1 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt.
In Schleswig-Holstein beträgt der Anteil zulassungsbeschränkter Fächer 59,6 Prozent.
In Thüringen haben 37,2 Prozent der Fächer einen NC.
Dass eine Uni keinen NC erhebt, ist aber nicht automatisch Garant dafür, dass die Einschreibefrist später endet. BWL an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel ist beispielsweise nicht zulassungsbeschränkt und die Frist ist trotzdem am 15. Juli abgelaufen. An der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH) müssen sich angehende Studierende zwischen dem 1. August und dem 29. September für das im Oktober beginnende Wintersemester einschreiben.
Für Abiturienten, die die Frist an ihrer Traum-Uni verpennt haben, heißt das: Wer flexibel ist und sich ein bisschen Arbeit macht, kann sich - je nach Hochschule - noch bis September für das kommende Wintersemester einschreiben.
Nur bei den Studiengängen, die bundesweit einen Numerus Clausus (NC) haben - Medizin, Tier- und Zahnmedizin sowie Pharmazie - sind die Fristen so gut wie überall abgelaufen. "Hier besteht gegebenenfalls lediglich die Möglichkeit sich im Rahmen eines Losverfahrens auf frei gebliebene Studienplätze zu bewerben", so der Sprecher der HRK.
Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel: Wer etwa an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) Medizin studieren will, kann sich im Hauptverfahren zwischen dem 14. und dem 23. August 2017 für einen Platz bewerben.