Ausbildung Zu viele Studenten - zu wenige Azubis

CSU-Bildungsexperte Albert Rupprecht sorgt sich um die allzu hohe Studierquote und den Mangel an jungen Ausbildungswilligen. Weil junge Bewerber fehlen, bieten manche Unternehmen mittlerweile auch älteren Menschen eine Erstausbildung an.

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Sebastian Neumann informiert sich am 10.06.2013 beim

In Deutschland gibt es inzwischen zu viele Studenten – und zu wenige Lehrlinge. Das ist die Meinung des bildungspolitischen Sprechers der Unions-Fraktion, Albert Rupprecht (CSU). „Wenn für nur 20 Prozent der Stellen auf dem Arbeitsmarkt ein akademischer Abschluss erforderlich ist, brauchen wir nicht 50 Prozent Studienanfänger pro Altersjahrgang“, sagte Rupprecht der Nachrichtenagentur dpa. Es sei eine „Fehlentwicklung“, dass das Abitur in der Bundesrepublik zum eigentlichen „Haupt-Schulabschluss“ geworden sei.

Der CSU-Bildungspolitiker forderte die jungen Menschen auf, sich besser über den Wert einer betrieblichen Ausbildung zu informieren. Für die Betriebe werde es heute immer schwerer, geeignete Auszubildende zu finden, sagte Rupprecht. Der CSU-Politiker verwies darauf, dass laut Berufsbildungsbericht 33 000 Lehrstellen unbesetzt geblieben sind.

Rupprecht lehnt Quoten oder Vorgaben ab, die festlegen, wie viele Menschen, Abitur machen und studieren sollten. Aber es müsse zum einen „klare Qualitätskriterien“ geben, zum andere müsse die berufliche Bildung wettbewerbsfähiger in Konkurrenz zum Gymnasium und zur Hochschule gemacht werden. Die Stärkung des dualen Systems mit der Kombination von betrieblicher Ausbildung und Berufsschule werde deshalb in der kommenden Legislaturperiode für die Unionsfraktion in der Bildungspolitik „an erster Stelle stehen“, kündigte Rupprecht an. Auch die Möglichkeiten eines „dualen Studiums“, also die Kombination von betrieblicher Ausbildung und Studium an einer Hochschule, sollten erweitert werden.

Azubi mit 50

Der Mangel an jungen Ausbildungswilligen hat zur Folge, das Unternehmen mittlerweile auch älteren Menschen die Chance geben, ganz neu anzufangen. Die ING-DiBa-Bank beispielsweise hat ein eigenes Programm "Azubi 50+" eingeführt. So können etwa Mütter, die für die Erziehung aus dem Beruf ausgestiegen sind und sich von ihm entfremdet oder den Anschluss verpasst haben, in einen anderen Beruf einsteigen.

Bei der ING-Diba-Bank dauert diese Ausbildung ein Jahr. Die Senior-Azubis bekommen ein erhöhtes Bruttogehalt von 1.778 Euro im Monat und am Ende einen IHK-Abschluss. Die Nachfrage scheint groß zu sein. Auf die Stellenanzeige, welche die Bank im vergangenen Jahr in einer Tageszeitung schaltete, meldeten sich laut Zeit.de 140 Bewerber. Am Ende erhielten sieben Frauen und ein Mann einen Ausbildungsvertrag.

Die Zahl der Unternehmen, die älteren Menschen eine Erstausbildung anbieten, ist zwar noch klein, wie Rudolf Kast vom "Demographie Netzwerk" sagt. Er hält solche Modelle aber angesichts des demografischen Wandels "nicht nur für sinnvoll, sondern für notwendig."

fk / dpa

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