Praxiserfahrung sammeln, Sprachkenntnisse verbessern und interkulturelle Kompetenzen erwerben: Für ein Praktikum im Ausland spricht viel. Doch wer beschließt, mehrere Monate in einem anderen Land zu verbringen, sollte genug Vorlaufzeit zur Organisation einplanen.
„Generell ist es eher unwahrscheinlich, dass Sie heute die Idee haben und schon einen Monat später im Ausland sind“, erklärt die Berufs- und Karriereberaterin Maja Skubella von der Karriereberatung „Karriere und Entwicklung“. „Man sollte schon mit drei Monaten bis einem halben Jahr Vorlaufzeit rechnen“
Ist die grundsätzliche Entscheidung für ein Praktikum gefallen, stellt sich eine entscheidende Frage: Selber suchen oder eine Agentur beauftragen? Die Vorteile einer Agentur liegen auf der Hand: Weniger Stress mit der Organisation und ausgewählte Praktikumsstellen. Ein großer Nachteil aber auch: Es kostet Geld. Wer es sich leisten kann, eine Agentur für sich suchen zu lassen, sollte aber auf die Seriosität der Vermittlungsstelle achten. Wenn das Unternehmen schon länger am Markt ist, ist das schon einmal ein gutes Zeichen. Auch die Lektüre von Erfahrungsberichten im Netz kann helfen, schwarze Schafe auszusortieren.
Deutschlands beste Universitäten im Überblick
40,2 Prozent der Personaler finden, dass BWL-Studenten von der Uni Mannheim am besten auf das Berufsleben als Betriebswirt vorbereitet sind. Damit ist die Uni Mannheim Deutschlands beste Hochschule für die Fachrichtung BWL.
28,7 Prozent der Personaler sind besonders von den Studenten der TU Darmstadt begeistert. Sie ist im Ranking die beste Uni im Bereich Wirtschaftsinformatik.
Bei 49,3 Prozent der Personaler sind Wirtschaftsingenieure von der RWTH Aachen sehr beliebt. Sie ist die beste Uni in der Fachrichtung Wirtschaftsingenieurwesen.
Die TU Berlin ist im Bereich der Naturwissenschaften besonders beliebt bei den Personalern. 22,3 Prozent von ihnen halten die Studenten dieser Uni für besonders gut.
Unter den Universitäten, die Jura als Fach anbieten, ist bei den Personalern besonders die LMU München beliebt. 20,8 Prozent bevorzugen Studenten dieser Uni.
Auch bei Informatik hat die RWTH Aachen bei den Personalern die Nase vorn. 27,9 Prozent finden Studenten dieser Uni besonders gut.
Bei 30,8 Prozent der befragten Personaler sind Elektrotechnik-Studenten der TU München besonders gefragt.
35,1 Prozent der Personaler finden im Bereich Maschinenbau Studenten der RWTH Aachen besonders gut.
Bei 23,8 Prozent der Personaler sind die Studenten der Johann-Wolfgang-Goethe Universität Frankfurt am Main besonders beliebt.
Wer sich dazu entscheidet selber zu suchen, kann sich auch an die deutsche Außenhandelskammer seines Ziellandes wenden. Außerdem bietet der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) eine Übersicht über kostenlose und kostenpflichtige Praktikumsbörsen.
Spätestens wenn es an die Bewerbung geht, sollten Studenten sich mit den benötigten Sprachkenntnissen auseinandersetzen. Für manche Stellen kann es nötig sein, Sprachkenntnisse durch ein anerkanntes Zertifikat wie TOEFL (Test of English as a Foreign Language) oder DELF (diplôme d’études en langue française) nachzuweisen. Möglicherweise genügt auch der Nachweis eines Sprachkurses an der Uni oder Volkshochschule. Auch vorherige Praktika oder andere Auslandsaufenthalte können unter Umständen das Sprachniveau belegen.
Wie man das Praktikum finanziert
Neben der Frage nach Sprache und Zielland, sollte ein Auslandspraktikant in spe sich auch über die Branche klar sein, in welcher er arbeiten möchte. „Im besten Fall findet das Praktikum in dem Bereich statt, in dem man später auch gerne arbeiten möchte. Dann kann mit dem Lebenslauf eine schöne runde Geschichte erzählen“, erklärt Karriereberaterin Skubella.
Sind die vorangegangenen Punkte entschieden und hat der Student die Zusage für einen Praktikumsplatz erhalten, fängt ein Großteil der bürokratischen Arbeit erst an. Wer sich für eine Stelle außerhalb der Europäischen Union entschieden hat, muss sich möglicherweise um Visa kümmern. Vor allem in diesem Fall ist also ausreichend Vorlaufzeit wichtig. Am besten informiert man sich bei der Botschaft des entsprechenden Landes, wie man zu dem benötigten Visum kommt. Für manche Länder sind bestimmte Impfungen sinnvoll oder sogar verpflichtend, bevor die Einreise gewährt wird. Auch der Abschluss von Kranken-, Unfalls und Haftpflichtversicherungen für das Ausland ist zu empfehlen. Inzwischen bieten viele Versicherungsdienstleister Komplettpakete an, die extra auf die Bedürfnisse von Studenten zugeschnitten sind.
All das verursacht Kosten, die noch zu anderen Ausgaben für An- und Abreise, Unterkunft und Lebenshaltung hinzugerechnet werden müssen. Wer ein Praktikum im Ausland macht, kann leider nicht unbedingt davon ausgehen, dass es vom Anbieter auch bezahlt wird. Um die drohende finanzielle Lücke zu schließen, gibt es einige Möglichkeiten sich fördern zu lassen.
So sieht das Austauschprogramm Erasmus plus aus
Die Teilnehmer sollen - wie es bürokratisch heißt - ihre Kompetenzen verbessern. Das betrifft etwa Studenten, die ihre Fremdsprachenkenntnisse durch mehr Praxis erweitern oder sich in anderen wissenschaftlichen Methoden ausprobieren. Auszubildende sollen andere Systeme der beruflichen Bildung kennenlernen. Zudem werden innovative, grenzüberschreitende Bildungs- und Jugendprojekte mit Hochschulen wie Unternehmen gefördert.
Die Finanzierung der Programme und Projekte ist langfristig bis 2020 gesichert, Auslandsaufenthalte sind im Voraus länger planbar, die Antragsmodalitäten wurden vereinfacht. Zudem werden grenzüberschreitende "Wissensallianzen" zwischen verschiedenen Hochschulen aufgebaut. Neu sind zinsgünstige Darlehen für ein gesamtes Masterstudium im Ausland - bis zu 18.000 Euro für zwei Jahre.
Alle 28 EU-Mitgliedsstaaten sind dabei - sowie Island, Norwegen, Liechtenstein, die Türkei und Mazedonien. Die Schweiz fehlt zur Zeit. Im Hochschulbereich können weitere Staaten auch außerhalb Europas einbezogen werden.
Das Bundesbildungsministerium geht davon aus, das im Zuge von "Erasmus+" bis 2020 rund 275.000 Studierende, 150.000 Auszubildende sowie 130.000 Schüler und junge Menschen im Beruf von Auslandssemestern, Praktika und Begegnungen profitieren werden.
Für Studenten aus Deutschland betrug die monatliche Förderung im Schnitt 220 Euro - häufig viel zu wenig, um die Mehrkosten für ein Studium oder Praktikum im Ausland abzudecken. Die Mietkosten in europäischen Metropolen und traditionsreichen Hochschulstädten wie Bologna, Paris und Barcelona sind erheblich. Seit Jahren gibt es Forderungen nach Mietzuschüssen oder dem Bau von mehr Studentenwohnungen. Mit der Erhöhung der bisherigen Fördersätze wird jetzt fest gerechnet. Beim Berufsbildungsprogramm „Leonardo da Vinci“ wird etwa ein dreiwöchiger Lernaufenthalt in Großbritannien derzeit mit knapp 1000 Euro unterstützt. Von einzelnen Hochschulen, Betrieben und Kammern gibt es zusätzliche Hilfen.
Studierende bekommen Infos an den akademischen Auslandsämtern ihrer Hochschule. Die örtlichen Kammern geben Auskunft und Tipps für Auszubildende und junge Menschen im Beruf.
Im vergangenem Jahr war für Studenten aus Deutschland Spanien das beliebteste Erasmus-Gastland - gefolgt von Frankreich und Großbritannien. Bei Auszubildenden rangierte Großbritannien auf Platz eins. Beliebt sind aber auch Italien, Finnland, Österreich und Irland.
Studenten, die Anspruch auf Bafög haben, können mit ihrer Förderung vom ersten Semester an auch im Ausland studieren. In den vergangenen Jahren taten dies allerdings nur 6,5 Prozent der Bafög-Empfänger, etwa 40.000 pro Jahr. Dabei absolvieren inzwischen etwa 30 Prozent aller Studenten in Deutschland mindestens ein Auslandssemester oder ein mehrwöchiges Praktikum in einem EU-Nachbarland. Einige kleine Stiftungen bieten auch Stipendien für fachbezogene Auslandsaufenthalte - etwa für das Schreiben einer Abschlussarbeit in den Ingenieurwissenschaften.
Wenn das Praktikum im Zusammenhang mit dem Studium steht, können Studenten zum Beispiel Förderung durch Erasmus+ oder Auslands-Bafög bekommen. Beim Auslands-Bafög gelten dann auch andere Einkommensgrenzen, sodass auch Studenten, die sonst nicht Bafög-berechtigt sind, Anspruch auf Förderung haben können. Außerdem bieten zum Beispiel der DAAD und andere gemeinnützige Organisationen Stipendien an.
So verhält man sich während des Praktikums
Vor dem ersten Tag des Praktikums ist es vor allem wichtig, sich über die kulturellen Gepflogenheiten im fremden Land informiert zu haben. Während die Unterschiede innerhalb Europas noch relativ gering sind, wird das umso wichtiger, wenn man sich in andere Kulturkreise begibt. Der DAAD bietet auf seiner Internetseite einen Überblick über das Leben in verschiedenen Ländern. Dort gibt es oft auch Erfahrungsberichte von Studenten, die im jeweiligen Land gearbeitet oder studiert haben.
Doch was machen Studenten, wenn sich das Praktikum ganz anders gestaltet, als eigentlich erwartet? Sie sich beispielsweise zum fremdsprachigen Kaffeekoch-Beauftragten degradiert fühlen? Berufsberaterin Skubella rät dazu, das Gespräch zu suchen: „Am besten wenden Sie sich erstmal an einen Vorgesetzten und versuchen über Probleme und mögliche Lösungen zu sprechen.“ Wer über eine Stiftung oder Agentur im Ausland ist, kann sich auch dort an einen Verantwortlichen wenden.
Von dem vorzeitigen Abbruch des Praktikum sei abzuraten, meint Skubella: „Den Schritt würde ich nur tun, wenn die Zustände wirklich untragbar erscheinen. Ansonsten sollten Sie das Praktikum immer noch als wertvolle Erfahrung verbuchen.“ Denn auch wenn die eigentliche Arbeit vielleicht nicht erfüllend ist, gibt es schließlich noch anderes, das man während seines Auslandsaufenthalts lernen kann: Nicht zuletzt die Sprache des Gastlandes und dessen Kultur. „Besonders die Situation, sich alleine in einem fremden Land zurechtfinden zu müssen, ist nochmal eine ganz andere Erfahrung, als ein Praktikum in Deutschland. Das fördert deutlich mehr die Selbstständigkeit“, sagt Skubella.
Gegen Ende oder nach dem Ende des Praktikums sollten Studenten unbedingt ein Empfehlungsschreiben erbitten, um einen Nachweis für den Lebenslauf zu haben. „Ein Arbeitszeugnis, wie wir es kennen, ist außerhalb des deutschen Sprachraums eher unbekannt. Vor allem typische Formulierungen wie ‚in besonderen Maße’ oder ‚zu vollster Zufriedenheit’ sorgen eher für Verwirrung.“ Explizit nach einem Empfehlungsschreiben zu fragen, ist deshalb oft die bessere Idee. Wenn möglich sollte das auf Englisch ausgestellt werden. Wird es in der jeweiligen Landessprache geschrieben, kann auch eine professionelle Übersetzung für den deutschen Arbeitsmarkt sinnvoll sein.
Hat das Praktikum im Rahmen des Studiums stattgefunden, steht nun oft noch ein Bericht an. Auch einige Förderprogramme verlangen von ihren Teilnehmern Erfahrungsberichte. Welche Anforderungen die erfüllen müssen, erfragt man am besten vorher bei seiner Hochschule oder seinem Stipendiengeber.