Besonders bitter ist diese Tatsache angesichts der Erwartungshaltung vieler Studenten vor einem Auslandsaufenthalt: So erhofft sich der überwiegende Anteil der Teilnehmer an Austauschprogrammen (70 Prozent) davon verbesserte berufliche Perspektiven.
Eine Ausnahme bildeten Studenten geisteswissenschaftlicher Fächer, hier verfügten Absolventen mit Auslandserfahrung über ein deutlich höheres Gehalt als ihre ehemaligen Kommilitonen ohne. Auch Ingenieure und Informatiker verdienen im Mittel etwas mehr, wenn sie während des Studiums im Ausland waren. Zugleich streut in dieser Gruppe das Gehalt aber auch stärker. Auch in diesen Gruppen hat die Auslandserfahrung jedoch einen bestenfalls sekundären Einfluss. Viel wichtiger sind Geschlecht, Fachrichtung und Studienort.
Auch auf die subjektive Einschätzung der beruflichen Situation fünf Jahre nach Studienabschluss hat ein Aufenthalt im Ausland der Studie zufolge keinen signifikanten Einfluss. Stattdessen deutet einiges darauf hin, dass der Auslandsaufenthalt sich vor allem auf die eigenen Ansprüche auswirkt. So sind international erfahrene Studenten fünf Jahre nach Abschluss seltener mit ihrer erreichten beruflichen Position zufrieden, obwohl sich objektiv keine relevanten Unterschiede in der Position feststellen lassen. Dies gilt allerdings nur für Fachhochschulabsolventen.
Dennoch zeigt die Studie nicht nur Ähnlichkeiten, sondern auch interessante Unterschiede zwischen Studenten mit und ohne internationale Erfahrung auf. So ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Student fünf Jahre nach Abschluss in der Wissenschaft arbeitet, deutlich höher, wenn er einen Auslandsaufenthalt absolviert hat. Daraus schließt der Autor, dass sich die Einkommensunterschiede zu einem späteren Zeitpunkt vielleicht doch noch einstellen könnten: Nach einer Promotion ergebe sich im Mittel meist ein höheres Gehalt als ohne.