Azubi? Nein danke! Jugendliche zweifeln an Ausbildungsberufen

"Was willst du werden, wenn du groß bist?" Ein Großteil der Jugendlichen beschäftigt sich früh mit der beruflichen Zukunft. Eine Ausbildung kommt für viele aber nicht in Frage: Sie fürchten fehlende Aufstiegschancen.

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Eine Bildkombo aus Archivbildern zeigt einen Kochlehrling, einen Tischlerlehrling und einen Lehrling der Landwirtschaft Quelle: dpa

Ende September, Anfang Oktober beginnt das Ausbildungsjahr. Und wieder sind zehntausende Ausbildungsplätze unbesetzt geblieben. Die Gründe sind vielfältig: "Immer mehr Unternehmen stellen fest, dass es immer weniger gute Azubis gibt", sagte beispielsweise Agnes Szymura, Ausbildungsvermittlerin bei der Industrie und Handelskammer (IHK) Köln bei der Messe Zukunft Personal.

Außerdem kennen viele Schulabgänger ihrer Erfahrung nach nur zehn oder 15 der insgesamt mehr als 350 Lehrberufe, die es in Deutschland gibt. Das Ergebnis: Wer eine Ausbildung macht, wird Kaufmann.

Die beliebtesten Ausbildungsberufe der Deutschen

Viele Jugendliche seien darüber hinaus stark mediengeprägt. Die Berufswünsche Luxusmakler, HipHop-Star, Supermodel oder Fernsehkoch seien keine Seltenheit, wie Szymura sagt.

Um zu erfahren, ob und wie sich Jugendliche auf ihr späteres Berufsleben vorbereiten und wie sie sich über ihre Möglichkeiten informieren, hat das Marktforschungstool "Youth Insight Panel" (YIP) von Bravo sowie der Berufsplattform blicksta 1500 Schüler im Alter von zehn bis 19 Jahren befragt.

So informieren sich Jugendliche über ihre berufliche Zukunft

Obwohl sich die Mehrheit der Schulabgänger auf zehn Ausbildungsberufe konzentriert, wie es bei der IHK heißt, beschäftigen sich 68 Prozent der Jugendlichen laut der Studie sehr früh und aus eigenem Antrieb mit dem Thema Ausbildung beziehungsweise Studium. Nur jeder fünfte Schüler (22 Prozent) hat noch keine konkreten Pläne für seine berufliche Zukunft.

Doch eine Berufsausbildung ist für 41 Prozent der Mädchen und für 45 Prozent der Jungen keine Alternative. Die vermeintlich fehlende Karriereperspektive macht die Berufsausbildung für sie unattraktiv. Und Karriere machen, konkret eine Führungsrolle einnehmen, wollen 83 Prozent der Befragten. Die den Jugendlichen bekannten Berufe wie die Fleischereifachverkäuferin oder der Zimmermann passen zu diesem Wunsch weniger.

Und den Meisterbrief haben viele noch gar nicht im Blick, wenn es um das Thema Ausbildung und Zukunft geht. Allgemein wüssten Schüler oft nicht, welche Zukunftschancen ein Ausbildungsberuf bereit halte oder welcher Beruf gut zu ihren Interessen und Stärken passe, sagt Gero Hesse, blicksta-Initiator und Geschäftsführer.

Außerdem schreckt 23 Prozent der Jungen und 20 Prozent der Mädchen das geringe Ausbildungsgehalt ab. Entsprechend sagten 26 Prozent der Umfrageteilnehmer ganz klar: Ich möchte lieber studieren. "Die Rekrutierung qualifizierter Auszubildender wird immer schwieriger – unter anderem, weil sich junge Menschen häufiger für ein Studium entscheiden als früher", bestätigt auch Gregor Berghausen, Geschäftsführer Aus- und Weiterbildung der Industrie- und Handelskammer zu Köln.

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