Ende September, Anfang Oktober beginnt das Ausbildungsjahr. Und wieder sind zehntausende Ausbildungsplätze unbesetzt geblieben. Die Gründe sind vielfältig: "Immer mehr Unternehmen stellen fest, dass es immer weniger gute Azubis gibt", sagte beispielsweise Agnes Szymura, Ausbildungsvermittlerin bei der Industrie und Handelskammer (IHK) Köln bei der Messe Zukunft Personal.
Außerdem kennen viele Schulabgänger ihrer Erfahrung nach nur zehn oder 15 der insgesamt mehr als 350 Lehrberufe, die es in Deutschland gibt. Das Ergebnis: Wer eine Ausbildung macht, wird Kaufmann.
Die beliebtesten Ausbildungsberufe der Deutschen
Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik
Auf Platz fünf der häufigsten Ausbildungsberufe bei den Männern folgt mit 10.737 abgeschlossenen Ausbildungsverträgen der Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik.
Elektroniker
Auf Platz vier folgt der Beruf des Elektronikers, den im vergangenen Jahr 11.340 junge Männer angefangen haben zu lernen.
Industriemechaniker
Bei den Männern folgt auf den erwähnten Traumberuf des KfZ-Mechatronikers der Einzelhandelskaufmann mit 14.154 Vertragsabschlüssen. An dritter Stelle kommt der Industriemechaniker. Die entsprechende Ausbildung haben im vergangenen Jahr 12.432 junge Männer begonnen.
Zahnmedizinische Fachangestellte
Auch der Beruf der Zahnmedizinischen Fachangestellten ist demnach ein Frauenjob: Mit 11.070 Ausbildungsverträgen liegt er bei den Frauen auf Platz fünf der beliebtesten Lehrberufe.
Medizinische Fachangestellte
Mehr als ein Fünftel der neu abgeschlossenen Verträge konzentrierte sich auf diese fünf genannten häufigsten Ausbildungsberufe. Betrachtet man die Berufswahl nach Geschlechtern getrennt, sieht das Ranking allerdings ein bisschen anders aus. Bei den Neuabschlüssen von weiblichen Jugendlichen lag 2014 der Beruf Kauffrau für Büromanagement mit einem Anteil von 10,3 Prozent auf Rang eins, danach folgen die Einzelhandelskauffrau mit 16.926 abgeschlossenen Ausbildungsverträgen und die Verkäuferin mit 14.508 Verträgen. Erst an vierter stelle taucht ein Beruf auf, den man auf der Liste der beliebtesten Lehrberufe bei den Männern vergeblich sucht: Den der medizinischen Fachangestellten: 13.881 junge Frauen haben eine entsprechende Ausbildung begonnen.
Industriekaufmann/-kauffrau
Mit 18.177 abgeschlossenen Ausbildungsverträgen belegt der Industriekaufmann beziehungsweise die Industriekauffrau den fünften Platz der häufigsten Ausbildungsberufe bei Männern und Frauen. Laut den Statistikern beeinflusst die schulische Vorbildung die Berufswahl der Deutschen. Bei Jugendlichen mit Hochschulzugangsberechtigung waren Industriekaufmann/-kauffrau, Kaufmann/Kauffrau für Büromanagement sowie Bankkaufmann/-kauffrau die häufigsten Ausbildungsberufe.
Kraftfahrzeugmechatroniker/-in
19.773 junge Deutsche haben sich für eine Ausbildung zum Kraftfahrzeugmechatroniker/-in entschieden. Damit belegt dieser Lehrberuf den vierten Platz. Bei Männern ist Kfz-Mechatroniker der beliebteste Ausbildungsberuf - sie machen mit 18.978 angehenden Mechatronikern den Löwenanteil aus.
Verkäufer/in
Auf Platz drei folgen sowohl bei Männern als auch Frauen der Verkäufer beziehungsweise die Verkäuferin. 24.702 entsprechende Ausbildungsverträge sind im letzten Jahr abgeschlossen worden. Bei Jugendlichen ohne einen Hauptschulabschluss rangierte der Beruf Verkäufer/-in sogar auf Platz eins, gefolgt von Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel und Kaufmann/Kauffrau für Büromanagement. Der Anteil Jugendlicher mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag ohne Hauptschulabschluss beträgt dabei allerdings nur 2,9 Prozent gegenüber einem Anteil von 26,0 Prozent mit Abitur.
Kaufmann/Kauffrau für Büromanagement
Auf Platz zwei der beliebtesten Lehrberufe folgen der Kaufmann oder die Kauffrau für Büromanagement. 28.725 junge Menschen haben einen entsprechenden Ausbildungsberuf begonnen. Die Daten der aufgehobenen Ausbildungsberufe Bürokaufmann/-kauffrau, Kaufmann/Kauffrau für Bürokommunikation und Fachangestellter/Fachangestellte für Bürokommunikation wurden dem neuen Beruf Kaufmann/Kauffrau für Büromanagement zugeordnet.
Die deutsche Wirtschaft braucht derzeit jedoch ganz andere Fachkräfte: In 96 verschiedenen Berufsbildern herrscht schon seit Jahren ein Mangel an auszubildenden und Fachkräften. Die Kaufleute sind es jedoch nicht, die so händeringend gesucht werden. Die komplette Liste aller Engpass-Berufe finden Sie hier.
Einzelhandelskaufmann/-frau
Deutschland ist und bleibt Kaufmann. Seit zehn Jahren sind die Top drei der beliebtesten Ausbildungsberufe in Deutschland unverändert - und ganz vorne stehen die kaufmännischen Berufe. So haben im 2014 insgesamt 518.391 Jugendliche einen neuen Ausbildungsvertrag abgeschlossen. 31.080 davon entfielen auf den Beruf des Kaufmanns oder der Kauffrau im Einzelhandel.
Viele Jugendliche seien darüber hinaus stark mediengeprägt. Die Berufswünsche Luxusmakler, HipHop-Star, Supermodel oder Fernsehkoch seien keine Seltenheit, wie Szymura sagt.
Um zu erfahren, ob und wie sich Jugendliche auf ihr späteres Berufsleben vorbereiten und wie sie sich über ihre Möglichkeiten informieren, hat das Marktforschungstool "Youth Insight Panel" (YIP) von Bravo sowie der Berufsplattform blicksta 1500 Schüler im Alter von zehn bis 19 Jahren befragt.
So informieren sich Jugendliche über ihre berufliche Zukunft
Eine neue Umfrage zeigt auf, welche Informationsquellen Jugendliche zur Berufs- und Studienorientierung am häufigsten nutzen. Meist aufgeführte Informationsquelle ist die Schule mit 38 Prozent.
Quelle: Youth Insight Panel von Bravo in Zusammenarbeit mit blicksta
37 Prozent suchen im Internet auf allgemeinen Seiten oder Unternehmensseiten, wie zum Beispiel der IHK.
33 Prozent holen ihre Informationen bei der Bundesagentur für Arbeit, dem Berufsberater oder im BIZ ein.
28 Prozent sagen: ,,Ich habe mich dazu noch nicht informiert.''
27 Prozent der Jugendlichen sprechen mit ihren Eltern oder suchen im Internet speziell auf Ausbildungsportalen.
22 Prozent geben an, mit Freunden und Bekannten zu sprechen und/oder sich auf Ausbildungs-und Jobmessen ein Bild vom Arbeitsmarkt zu machen.
Ein Fünftel der Jugendlichen sprechen mit Personen, die bereits in diesem Beruf arbeiten, oder absolvieren ein Praktikum.
Knapp 19 Prozent nutzen Informationsmaterialen und Broschüren.
18 Prozent lassen sich direkt beim Unternehmen beraten.
Durch Artikel, Berichte in Zeitschriften und Zeitungen erhalten 16 Prozent Auskunft über ihre beruflichen Möglichkeiten.
Über soziale Netzwerke informieren sich nur rund zehn Prozent der Befragten über Ausbildung oder Studium.
Knapp 7 Prozent haben Ihre Informationen aus dem Fernsehen.
4 Prozent der befragen Jugendlichen wenden sich an Berufsverbände.
Obwohl sich die Mehrheit der Schulabgänger auf zehn Ausbildungsberufe konzentriert, wie es bei der IHK heißt, beschäftigen sich 68 Prozent der Jugendlichen laut der Studie sehr früh und aus eigenem Antrieb mit dem Thema Ausbildung beziehungsweise Studium. Nur jeder fünfte Schüler (22 Prozent) hat noch keine konkreten Pläne für seine berufliche Zukunft.
Doch eine Berufsausbildung ist für 41 Prozent der Mädchen und für 45 Prozent der Jungen keine Alternative. Die vermeintlich fehlende Karriereperspektive macht die Berufsausbildung für sie unattraktiv. Und Karriere machen, konkret eine Führungsrolle einnehmen, wollen 83 Prozent der Befragten. Die den Jugendlichen bekannten Berufe wie die Fleischereifachverkäuferin oder der Zimmermann passen zu diesem Wunsch weniger.
Und den Meisterbrief haben viele noch gar nicht im Blick, wenn es um das Thema Ausbildung und Zukunft geht. Allgemein wüssten Schüler oft nicht, welche Zukunftschancen ein Ausbildungsberuf bereit halte oder welcher Beruf gut zu ihren Interessen und Stärken passe, sagt Gero Hesse, blicksta-Initiator und Geschäftsführer.
Außerdem schreckt 23 Prozent der Jungen und 20 Prozent der Mädchen das geringe Ausbildungsgehalt ab. Entsprechend sagten 26 Prozent der Umfrageteilnehmer ganz klar: Ich möchte lieber studieren. "Die Rekrutierung qualifizierter Auszubildender wird immer schwieriger – unter anderem, weil sich junge Menschen häufiger für ein Studium entscheiden als früher", bestätigt auch Gregor Berghausen, Geschäftsführer Aus- und Weiterbildung der Industrie- und Handelskammer zu Köln.