Digitales Klassenzimmer Schüler müssen mit Medien umgehen lernen

Digitale Medien sind für Kinder und Jugendliche aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. In deutschen Klassenzimmern sieht die Realität aber oft anders aus. Doch für viele scheinen Computer Teufelszeug zu sein.

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 Mit einem speziellen Tablet arbeitet am 20.02.2015 ein Schüler am «Tag des digitalen Lernens» Quelle: dpa

"Kinder starren doch sowieso den ganzen Tag auf ihr Smartphone, da ist Mediennutzung doch gar kein Thema", scheint das Motto vieler Lehrer zu sein. Denn obwohl überall technische Fähigkeiten, IT-Verständnis und Medienkompetenz gefragt sind, arbeiten einige Pädagogen noch mit Rechenschiebern und Diaprojektoren. So scheint es jedenfalls, wenn man sich die Studie „Schule digital - Länderindikator 2015“ ansieht.

Demnach nutzen Lehrer in Bayern digitale Medien im Bundesvergleich noch am häufigsten in ihrem Unterricht: 70 Prozent der Pädagogen der Sekundarstufe 1 arbeiten dort mindestens einmal wöchentlich mit Computern und digitalen Inhalten. In Rheinland-Pfalz liegt der Anteil nach der Untersuchung des Bildungsforschers Wilfried Bos ebenfalls recht hoch bei 64 Prozent, in Schleswig-Holstein und Thüringen bei jeweils 57 Prozent, ansonsten deutlich darunter. Im Bundesdurchschnitt sind es nur 48 Prozent.

Das Ergebnis des analogen Unterrichts: Die Computer- und Internetkenntnisse von deutschen Achtklässlern sind im internationalen Vergleich höchstens mittelmäßig. Die „International Computer and Information Literacy Study“ (ICILS), ebenfalls unter Federführung von Bos, nahm Schüler aus 21 Ländern ins Visier. Deutsche Kinder sind demnach zwar fit, was die Nutzung sozialer Medien angeht, aber Informationen zu beschaffen, einen Brief zu schreiben oder eine Datei zu speichern, überfordert die Kinder.

Beispielaufgabe Kompetenzstufe III im ICILS-Test

Die Kultusministerkonferenz, kurz KMK, arbeite nun daran, „ein konkretes Handlungskonzept zum Thema digitales Lernen zu erarbeiten", sagt Hamburgs Bildungssenator Ties Rabe, Sprecher der rot-grün geführten Länder in der KMK. "Insbesondere in den Bereichen Bildungspläne und Lehrerfortbildungen müssen wir vorankommen."

Besuch von Lehrerfortbildungen zu IT in Deutschland

Was den Erfolg des Lehrens und Lernens mit digitalen Medien betrifft, sind Pädagogen in Bremen, Hamburg und Rheinland-Pfalz besonders optimistisch und aufgeschlossen, ergab die erstmals durchgeführte repräsentative Befragung von 1250 Lehrern weiterführender Schulen im Auftrag der Deutsche Telekom Stiftung.

Lehrer dieser drei Bundesländer bewerten den Sinn des Umgangs mit Computern im Unterricht deutlich höher als ihre Kollegen in den 13 anderen Ländern.

Immerhin ist bei den meisten Lehrern die Erkenntnis vorhanden, dass digitale Kompetenzen nicht nur der persönlichen Zerstreuung dienen: 75 Prozent der Lehrkräfte haben den Eindruck, dass die Jugendlichen die Digitalisierung in der Bildung für ihre künftige berufliche Tätigkeit als "sehr wichtig" oder "wichtig" einschätzen. "In einer digitalen Gesellschaft brauchen wir auch digitale Kompetenz, damit digitale Angebote nicht nur konsumiert, sondern auch verstanden und gestaltet werden können", so die Forderung von Brigitte Zypries, Parlamentarische Staatssekretärin, im Rahmen der Diskussionsrunde "Digitale Gesellschaft gestalten" an einem Berliner Gymnasium.

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