Mittlerweile schwant auch Politikern, dass diese Politik zu extremen Verwerfungen führen muss. "Während in Zukunft auf jeden scheidenden Akademiker rund 1,5 Hochschulabsolventen kommen, ist das Verhältnis bei den beruflich Qualifizierten umgekehrt", sagt Martin Braun, Vorsitzender der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU Freiburg (MIT). Besonders bei Meistern und Technikern sei mit größeren Engpässen zu rechnen.
Braun fordert daher im Einklang mit Julian Nida-Rümelin (SPD), den Akademisierungswahn zu stoppen. "Wir brauchen vor allem Facharbeiter und Meister in unseren Betrieben, nicht nur Bachelor und Master." Die Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt seien für beruflich Qualifizierte heute besser als je zuvor.
Nach Berechnungen des Bundesinstituts für Berufliche Bildung (BIBB) und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) werden bis 2030 in Deutschland rund 3,1 Millionen Akademiker aus dem Arbeitsleben ausscheiden. Dem wird ein Neuangebot von rund 4,7 Millionen Hochschulabsolventen gegenüberstehen. Gleichzeitig scheiden rund 10,5 Millionen beruflich Ausgebildete aus dem Berufsleben aus. Es rückten aber nur 7,5 Millionen jüngere Menschen mit Berufsbildung nach.
Deutschlands beliebteste Fachhochschulen 2014
HTW Dresden
Über 40 Diplom-, Bachelor- und Masterstudiengänge aus den Bereichen Architektur, Ingenieurwesen oder Produktgestaltung werden an der sächsischen Hochschule angeboten. Mit über 5000 Studenten ist die 1992 gegründete HTW Dresden die zweitgrößte der sächsischen Landeshauptstadt. Die Hochschule belegt Platz drei in Informatik, Platz acht in Wirtschaftsinformatik und Wirtschaftsingenieurwesen, Platz neun in Elektrotechnik.
Hochschule Mannheim
Rund 5200 Studenten, 178 Professoren und 22 Bachelor- und 10 Masterstudiengänge zählt die Hochschule Mannheim. Studiert wird zentral auf dem Campus in der Mannheimer Innenstadt. In Maschinenbau belegt die Hochschule Platz drei, in Informatik und Wirtschaftsingenieurwesen jeweils Platz acht, in Elektrotechnik Platz neun.
So wie sie heute organisiert ist, existiert die Hochschule Esslingen erst seit 2006 – in diesem Jahr wurden die beiden Fachhochschulen in Esslingen, die Hochschule für Technik und die Hochschule für Sozialwesen zusammengelegt. Ihre Wurzeln reichen aber bis 1914 zurück – als die Königlich Württembergische Maschinenbauschule von Stuttgart in die Nachbarstadt Esslingen verlegt wurde. Rund 6.000 Studierende sind an der Hochschule Esslingen in 26 Bachelor- und 11 Masterstudiengängen eingeschrieben. Vor allem im Fach Maschinenbau kann die Hochschule am Neckar punkten – in dem Fach belegt sie Platz zwei. In den Fächern Elektrotechnik und Wirtschaftsingenieurwesen jeweils Platz sechs.
Hochschule München
An der Hochschule München sind derzeit rund 18.000 Studenten eingeschrieben. Über 70 verschiedene Bachelor- und Masterstudiengänge werden angeboten. Seit 2001 ist die Hochschule EXIST-Gründerhochschule – eine Auszeichnung des Bundeswirtschaftsministeriums für eine ausgeprägte Gründungskultur. Bei den Personalern punkten vor allem die Absolventen im Fach Informatik (Platz eins). In Elektrotechnik belegt die Hochschule Platz zwei, in Wirtschaftsingenieurwesen Platz drei, in Betriebswirtschaftslehre Platz fünf, in Wirtschaftsinformatik Platz sieben.
FH Aachen
Mit über 12.000 Studenten, rund 230 Professoren und etwa 700 Mitarbeiter in Lehre und Forschung ist die 1971 gegründete FH Aachen eine der größten Hochschulen Deutschlands. Studieninteressierte können aus 53 Bachelor- und 22 Masterstudiengängen aus den Bereichen Ingenieurwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften und Design wählen. Studiert wird in Aachen und im 30 Kilometer entfernten Jülich. Beim Hochschul-Ranking konnten vor allem die Elektrotechniker punkten (Platz eins). Im Fach Maschinenbau landet die FH Aachen auf dem sechsten, in Informatik auf dem achten Platz.
HTW Berlin
Die Berliner Hochschullandschaft konnte beim diesjährigen Hochschul-Ranking enorm zulegen – auch dank der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin. Mit rund 13.000 Studenten ist sie die größte Berliner Fachhochschule. Über 70 Studiengänge aus den Bereichen Technik, Informatik, Wirtschaft, Kultur und Gestaltung werden angeboten. Studiert wird auf dem Campus Treskowallee in Karlshorst und auf dem Campus Wilhelminenhof in Oberschöneweide. Im Fach Maschinenbau erreicht die HTW Berlin den ersten Rang. Im Fach Informatik landet sie auf dem zweiten, im Fach Wirtschaftsingenieurwesen auf dem fünften Rang.
Mit rund 6.000 Studierenden und knapp 400 Professoren und Lehrbeauftragte ist die Hochschule Pforzheim eine der größten des Landes Baden-Württemberg. 29 Bachelor- und 13 Masterstudiengänge aus den Bereichen Design, Technik, Wirtschaft und Recht werden angeboten. Die Hochschule landet beim diesjährigen Ranking im Fach Betriebswirtschaftslehre auf Rang zwei, in Wirtschaftsinformatik auf Rang drei, in Maschinenbau, Elektrotechnik und Wirtschaftsingenieurwesen jeweils auf dem vierten Platz.
Hochschule Karlsruhe
Bis ins Jahr 1878 kann die Geschichte der Hochschule Karlsruhe zurückverfolgt werden. Damals wurde die Großherzogliche Badische Baugewerkeschule gegründet – aus der die Hochschule später hervorging. Derzeit studieren an der Hochschule Karlsruhe Technik und Wirtschaft, so der offizielle Titel, rund 8000 Studenten, verteilt auf 22 Bachelor- und 17 Masterstudiengängen. Die Hochschule Karlsruhe konnte die Personaler besonders im Fach Wirtschaftsinformatik (Platz eins) und Wirtschaftsingenieurwesen (Platz zwei) überzeugen. In Elektrotechnik belegt sie Platz drei, in Informatik Platz sechs, im Fach Maschinenbau den achten Rang.
ESB Reutlingen
Über 2.000 Studenten sind derzeit an der ESB Business School eingeschrieben; rund 60 Professoren lehren an der 1971 gegründeten FH, die zur Hochschule Reutlingen gehört. Beim diesjährigen Hochschul-Ranking belegt die EBS Reutlingen gleich in zwei Fächern den ersten Platz: Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftsingenieurwesen.
Zum Anstieg der Studentenzahlen, der an keiner Uni mehr zu übersehen ist, kommt als zweite Inflation der wundersame Anstieg der Durchschnittsnoten. Die Noteninflation beginnt an den Schulen und setzt sich an den Hochschulen fort. Kürzlich hat das Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung (IFQ) in einer Studie „einen allgemeinen Trend zu einer immer häufigeren Vergabe der Bestnote ‚summa cum laude‘ ("mit höchstem Lob") bei Promotionen festgestellt.
Wurden im Zeitraum von 2001 bis 2003 noch 16 Prozent der Promotionen (ohne Medizin und Pharmazie) mit „summa“ bewertet, waren es von 2010 bis 2012 bereits 21 Prozent. An einzelnen Universitäten ist der Anteil der summa-Promotionen in diesen Jahren geradezu atemberaubend gestiegen: An der als Elite-Schmiede geltenden WHU Otto Beisheim School of Management von 13 auf 59 Prozent oder an der EBS Universität für Wirtschaft und Recht von 14 auf 51 Prozent.
Darüber hinaus wird für mehr als die Hälfte aller Promotionen in Deutschland noch das zweitbeste Prädikat ‚magna cum laude‘ ("mit großem Lob") vergeben. Nur mit einem einfachen Lob ("cum laude") gehört man als Doktor heute zu denen, die gerade mal so durchgekommen sind. Die Note "rite" (befriedigend) kommt kaum noch vor.
Für Bachelor- und Master-Abschlüsse gilt, so Stefan Hornbostel, Leiter des IFQ, dasselbe: "Die Noten verlieren mehr und mehr an Wert. Vor diesem Hintergrund kann es nicht verwundern, wenn Arbeitgeber und weiterführende Bildungseinrichtungen verstärkt auf eigene Auswahlverfahren setzen und sich weniger auf die zertifizierenden Einrichtungen verlassen. Schulen und Hochschulen verschenken zunehmend ihre Definitionsmacht über Qualität und Kompetenz."
Für Studenten bedeutet die Universität also zunehmend eine doppelte Enttäuschung: Sowohl in ihrer althergebrachten Funktion als Ort der humanen Bildung, als auch in ihrer Signal-Funktion für diejenigen, die zeigen wollen, dass sie zu den Besten gehören.
Für diejenigen, die Ersteres suchen, bleiben an den heutigen Massenuniversitäten allenfalls schrumpfende Nischen übrig. Und diejenigen, die die große Karriere in der Wirtschaft machen wollen, müssen sich entweder durch eine als besonders elitär und exklusiv geltende Hochschule oder durch Aktivitäten außerhalb des Studiums auszuzeichnen versuchen. Also auf zum nächsten Praktikum!