Kindheitstraum Warum der Beruf des Kapitän immer noch ein Traumberuf ist

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Zwei Wege zum Traumjob auf See

Doch wie werde ich eigentlich Kapitän, wie bereite ich mich auf solche Extremsituationen vor? Dazu gibt es zwei Wege, wie Christof Schwaner vom Verband Deutscher Reeder (VDR) erklärt. Der eine Weg führt über die Fachhochschule mit einem Bachelorabschluss in Nautik, der andere über die Fachschule und ist eine Ausbildung an dessen Ende der Absolvent staatlich geprüfter Techniker ist. Anschließend steht das sogenannte Befähigungszeugnisse Nautischer Wachoffizier an. Als nautische Wachoffiziere überwachen die zukünftigen Kapitänsaspiranten dabei die Sicherheitseinrichtungen des Schiffs oder kümmern sich um die Instandhaltung von Navigationsgeräten und Seekarten.

In der nächsten Stufe, als sogenannter nautischer Offizier wird vor allem auf der Brücke, der Kommandozentrale des Schiffs gearbeitet, der nautische Offizier navigiert das Schiff in Vertretung für den Kapitän oder kontrollieren das Be- und Entladen im Hafen. Insgesamt ist der Kapitänsanwärter während diesem Teil der Ausbildung drei Jahre auf See unterwegs. Nachdem er dabei mindestens ein Jahr als nautischer Offizier, sozusagen als Stellvertreter des Kapitäns, zur See gefahren ist, hat er die Befähigung als Kapitän zur See zu fahren. Jedoch braucht, wer Kapitän sein will, zunächst ein Schiff. Wer das führt, entscheiden die Inhaber, die Reedereien. Und die wollen Kapitäne mit Erfahrung, denn gerade das Verhalten in Extremsituation lässt sich nur schwer trainieren.

Die größten Kreuzfahrtschiffe der Welt
Foto der Disney Dream Quelle: REUTERS
Foto der Carnival Dream Quelle: dpa
Platz 8: MSC Fantasia / Splendida / Divina / PreziosaGewicht: 137.936 BRZ Kabinen: 1637 Die vier Schiffe der Reederei MSC Kreuzfahrten sind vor allem auf dem Mittelmeer unterwegs. Als die MSC Fantasia 2008 in Dienst gestellt wurde, war sie  das größte Passagierschiff einer europäischen Reederei überhaupt. Mittlerweile haben andere aufgeholt. Quelle: PR
Foto der Voyager of the Seas" Quelle: dpa
Foto der Royal Princess Quelle: Creative Commons
Foto der "Norwegian Breakaway" Quelle: dpa
Foto der "Queen Mary 2" Quelle: AP

"Auf einem Schiff ist es entscheidend, wie sich die Menschen in Gefahr verhalten. Da brauchen sie Erfahrung, um auch in kritischen Situationen die Ruhe zu bewahren und die richtigen Entscheidungen zu treffen", sagt Christof Schwaner. Deswegen wird kaum ein Seemann, der theoretisch Kapitän sein könnte direkt der Chef eines Schiffes. "Wenn Sie den ‚Führerschein‘ haben, wird Ihnen nicht gleich ein ganzes Schiff übertragen. Sie haben Verantwortung für die Crew, die Umwelt und riesige Werte", sagt Schwaner. Erfahrung ist also, wie in vielen anderen Berufen auch, essentiell. Daher empfiehlt Schwaner vom VDR, vor der Ausbildung zum Kapitän noch eine Lehre zum Schiffsmechaniker zu machen. "Da lernt man das Schiff sozusagen von Grund auf kennen."

von Kristin Rau, Meike Lorenzen

Junge Menschen, die ernsthaft mit dem Gedanken spielen später professionell zur See zu fahren, empfiehlt Christof Schwaner ein Praktikum auf dem Schiff. So bietet beispielsweise der deutsche Reederverband mit dem sogenannten Ferienfahrer-Programm Schülern die Möglichkeit, in den Ferien einige Wochen die professionelle Schifffahrt kennenzulernen. Wer dann immer noch Kapitän werden will, sollte gewisse mathematische Kenntnisse mitbringen, auch die englische Sprache sollte Interessenten nicht fremd sein. Daneben sollte man mit einer gewissen Einsamkeit keine Probleme haben. Heute fahren Kapitäne meist vier bis sechs Monate durchgängig zu See, anschließend haben sie zwei bis drei Monate Urlaub. "Sie leben und arbeiten an einem Ort und haben auf See oft nur per E-Mail Kontakt zu ihrer Familie", gibt Schwaner zu Bedenken. Wer es also gewohnt ist, nach Feierabend mit Freunden bei einem Bier den Berufsalltag hinter sich zu lassen, muss an Bord auf diese Möglichkeit verzichten, das Büro reist sozusagen immer mit.

Ebenso ist Menschenscheu auf einem Schiff fehl am Platz. "Es sind eigentlich immer unterschiedliche Nationen an Bord, Menschen und Kulturen, die sie vorher nicht unbedingt kennen. Es kann sogar vorkommen, dass Sie der einzige Deutsche an Bord sind", sagt Schwaner.

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