MBA Heute Student, morgen Unternehmer

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DAI-Labor der Technischen Quelle: dpa

So wie Gersie machen es inzwischen immer mehr MBA-Absolventen. Statt nach dem Studium bei einer Unternehmensberatung, einer Investmentbank oder einem internationalen Großkonzern anzuheuern, machen sie sich selbstständig. Und zwar nicht trotz, sondern gerade wegen der Weiterbildung – denn die Business Schools unterstützen den Unternehmergeist zunehmend. Auch in Deutschland.

Vor allem zwei Aspekte sind schuld daran, dass MBA-Absolventen das Gründerfieber packt. Zum einen bemüht sich derzeit die gesamte Hochschullandschaft in Deutschland, den Grundstein für mehr Selbstständigkeit schon während des Studiums zu legen. Staatliche Universitäten bieten Vorlesungen und Seminare zur Existenzgründung, Berater helfen bei Geschäftsplänen.

Sogar der Staat fördert das Unternehmertum: Das Bundeswirtschaftsministerium rief im vergangenen Jahr einen Wettbewerb als Bestandteil der Initiative „Gründerland Deutschland“ aus. Sinn der Sache: die besten Brutstätten für Jungunternehmer ausfindig zu machen.

Drei Sieger

83 Universitäten bewarben sich, im Juli kürte das Ministerium drei Sieger: Die Technische Universität Berlin, die Carl von Ossietzky Universität in Oldenburg und die Hochschule für angewandte Wissenschaften in München bekommen nun als vorbildliche Gründer-Unis 3,2 Millionen Euro für die kommenden fünf Jahre.

Zugegeben, vielleicht nicht mehr als eine symbolische Summe. Aber eine, die die gestiegene Bedeutung des Unternehmertums verdeutlicht – und dieser Trend wirkt sich auch auf die Business Schools und ihre MBA-Kurse aus. Zumal sie gezwungen sind, aus der Not gewissermaßen eine Tugend zu machen.

Denn: Im Zuge der Finanzkrise litt das Image des MBA gewaltig. Und zwar vor allem deshalb, weil viele Manager einst ebenfalls die eigentlich elitäre Ausbildung absolvierten – und im späteren Berufsleben Großbanken in den Ruin trieben. Zudem sind die Stellen in der Hochfinanz inzwischen dünner gesät. Deshalb wollen sich viele geradezu nach anderen Optionen umsehen.

Andere Prioritäten

„Unternehmerische Fähigkeiten sind den MBA-Studenten zunehmend wichtig“, sagt auch Andrew Crisp, Gründer der auf den MBA-Bereich spezialisierten Marktforschung Carrington Crisp. Er befragte vor Kurzem 476 MBA-Studenten in 79 Ländern nach ihren Erwartungen. Erstmals landete „Entrepreneurship“, also Unternehmertum, unter den fünf wichtigsten Studieninhalten. Gleichzeitig legten die MBA-Anwärter weniger Wert auf einen möglichst hohen Gehaltssprung und achteten eher auf persönliche Weiterbildung.

Darauf hat sich die WHU in Rheinland-Pfalz schon eingestellt. Zwar ist das MBA-Programm wie die meisten anderen ebenfalls auf „General Management“ ausgelegt. Konkret: Die Studierenden sollen einen fundierten Überblick über alle Funktionsbereiche eines Unternehmens bekommen.

Gleichzeitig jedoch bekommen sie „Rüstzeug“ für eine spätere Selbstständigkeit. Die studentische Initiative IdeaLab beschäftigt sich mit Gründungen, Unternehmer berichten im Hörsaal regelmäßig von ihren Erfolgsrezepten, einmal im Jahr veranstaltet die WHU einen zweitägigen Kongress zu dem Thema. Außerdem bietet die Hochschule ein Wahlfach zum Thema „Entrepreneurship“.

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