MBA Heute Student, morgen Unternehmer

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Echtermeyer, studierte Designerin, hatte unter anderem sechs Jahre lang als Produktmanagerin beim Modeunternehmen Betty Barclay gearbeitet – ein vielseitiger, aber auch stressiger Job mit zahlreichen Außenterminen, Geschäftsreisen und Überstunden. Zudem war sie nach ihrer Scheidung plötzlich alleinerziehende Mutter von drei Kindern – sie wusste also aus eigener Erfahrung nur allzu gut, wie schwierig es ist, Karriere und Familie miteinander zu vereinbaren.

Nur gut, dass das sogenannte „Entrepreneurial Project“ ein Kernelement des Mannheimer Executive MBA ist, den die Hochschule gemeinsam mit der französischen Essec bei Paris anbietet. Darin sollen die Studierenden in einer Gruppenarbeit ein Konzept für ein Unternehmen erarbeiten. Das Ergebnis, einen fertigen Businessplan, müssen sie vor einem Expertengremium verteidigen.

Vereinbarkeit von Job und Familie

Während dieses Projekts kam Echtermeyer in Kontakt mit der „Metropolregion Rhein-Neckar“. Der Wirtschaftsförderer hat es sich unter anderem zum Ziel gesetzt, die Vereinbarkeit von Job und Familie zu verbessern. Mit der Organisation erstellte Echtermeyer eine Studie, bei der sie herausfand, dass Mitarbeiter im Durchschnitt 26 Minuten ihrer täglichen Arbeitszeit mit der Organisation privater Angelegenheiten verbringen – hochgerechnet auf ein Jahr sind das etwa elf ganze Arbeitstage.

Diese Zusammenarbeit bestärkte sie darin, dass ihre Geschäftsidee eine Zukunft haben könnte – und so machte sie sich nach ihrem Abschluss mit der Work-Life-Management GmbH selbstständig.

Deren Kernprodukt funktioniert so: Unternehmen, die mit ihr einen Vertrag schließen, bekommen einen Zugangscode zu einem Online-Portal. Darauf finden die Mitarbeiter auf einen Blick alle Dienstleister für die Bereiche Kinderbetreuung, Altenpflege und haushaltsnahe Dienstleistungen. Sie müssen also nicht lange nach einem geeigneten Babysitter, einer passenden Seniorenbetreuung oder einer verlässlichen Putzfrau suchen – sondern finden alle relevanten Angebote in einer Datenbank, die Echtermeyer vorher mit entsprechend seriösen und passenden Ansprechpartner gefüttert hat.

Unternehmerisches Denken

So ist sichergestellt, dass die Angestellten schneller und sicherer das bekommen, was sie für ihre Zwecke benötigen. Außerdem bekommen sie oftmals Sonderangebote für die Dienstleistungen. Echtermeyers Idee kommt bislang gut an. Seit Anfang des Jahres hat sie bereits fünf Unternehmen unter Vertrag genommen und inzwischen zehn Mitarbeiter fest angestellt. Derzeit verhandelt sie mit deutschen Großkonzernen über eine Zusammenarbeit.

Dabei hilft ihr vor allem „das unternehmerische Denken“, das sie an der Mannheim Business School gelernt hat. Offenbar funktioniert das inzwischen ganz gut: Etwa zehn Prozent der Studierenden eines Jahrgangs gründen nach dem Abschluss eine eigene Firma.

Ähnlich sind die Zahlen an der Handelshochschule Leipzig (HHL). Über 120 Unternehmen haben die Absolventen in den vergangenen Jahren gegründet, mehr als 2500 Jobs konnten dadurch geschaffen werden. Davon profitiert auch die Region, denn über 1100 davon entstanden in und um Leipzig herum.

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