Die reale Basis für den Ruf der Verbindungen als Karriereseilschaften ist deren Lebensbundprinzip. Wer einer Studentenverbindung beitritt, steht ganz am Anfang seines beruflichen Werdegangs. Doch mit dem Universitätsabschluss und dem Start ins Berufsleben ist man nicht automatisch raus aus der Verbindung. Als sogenannter Alter Herr oder Hohe Dame unterstützt das passive Mitglied die Verbindung sowohl finanziell als auch mit Rat und Tat. Hilfe unter den Bundesbrüdern ist Ehrensache. Und diese Kontakte zu den auch als Philistern bezeichneten passiven Mitgliedern können sich natürlich auch auf die spätere Karriere auswirken.
"Es gibt Wissenschaftler, die nachzuweisen versucht haben, dass Vitamin B ein sehr gutes Karrierekriterium ist", sagt Hilmar Sturm vom Institut für Verbandsforschung und -beratung SVV. Allerdings werde kein Personaler gern zugeben, solche Kontakte bevorzugt zu behandeln. "Das wirkt unprofessionell", so Sturm.
Wichtige Begriffe der Verbindungen
Die Farben einer Verbindung werden als Couleur bezeichnet. Hierbei gibt es noch die Unterscheidung zwischen den farbenführenden und den farbentragenden Verbindungen: Farbenführende Verbindungen führen bei Zusammenkünften ihre Wappen und Fahnen mit, farbentragende Verbindungen tragen die Wappenfarben an Mützen und Bändern.
Als Wichs wird die Festkleidung der Verbindungsstudenten bezeichnet, die beim Kommers, Umzügen und Feiern getragen wird. Dazu gehören: Schärpe, Jacke, Mütze, Gamaschen und Hose.
Als Pauken oder Mensur wird die studentische Fechtkunst oder das akademische Fechten bezeichnet, das bei schlagenden Verbindungen Pflicht ist. Narben von Verletzungen, die bei der Mensur entstehen, nennt man Schmiss.
Das heutige Wort Kneipe für Gaststätten geht auf die Kneipe der Studentenverbindungen zurück. Beim Bier trinken enden die Ähnlichkeiten aber auch schon. Die Kneipe ist eine traditionelle Verbindungsfeier, bei der nach den Regeln des Kneip-Comment Reden gehalten und Lieder gesungen werde. Bier gibt es natürlich auch. Farbentragende Verbindungen tragen dazu ihr Couleur.
Der Kommers ist die festliche Form der Kneipe und folgt strengeren Regeln. Üblicherweise finden Kommerse bei großen Jubiläen oder Stiftungsfesten statt. Wichtige Personen, wie besonders berühmte Burschen einer Verbindung, halten üblicherweise am Kommers eine Festrede. Außerhalb von Studentenverbindungen gibt es die Kommerse auch bei Turnvereinen, Musikvereinen und Freiwilligen Feuerwehren.
Leben nach dem Regelbuch
Uneingeschränkt empfehlenswert ist es sicher nicht, nur wegen der günstigen Miete auf dem Verbindungshaus, wie es in der Korporiertensprache heißt, oder wegen des möglichen Netzwerkes, einer Verbindung beizutreten. Das Leben in einer Verbindung ist von zeitintensiven Aktivitäten geprägt und gerade die Neuzugänge, die sogenannten Füchse, müssen während ihrer Probezeit viele Aufgaben für die Verbindung übernehmen. Ein Onlinenetzwerk aufzubauen dürfte wesentlich schneller und leichter gehen. Auch ist das Leben in Studentenverbindungen mehr als eine große Wohngemeinschaft mit regelmäßigen Ausflügen.
Die Korporationen sollen auf die Persönlichkeitsbildung der Studierenden einwirken, das Leben in der Verbindung regelt der Comment, der sich seit den Gründungszeiten der Studentenverbindungen kaum verändert hat. Selbst für Feiern gibt es ein Regelwerk, den Kneip- sowie den Biercomment. Letzterer legt beispielsweise fest, wie Trinkspiele bei Festivitäten ( "auf Kneipen") abzulaufen haben. Wenn das Biergericht entscheidet, dass der Comment nicht eingehalten wurde, landet der jeweilige Sünder im "Bierverschiss". Dann ist erst mal Ende mit Party – solange, bis diverse Strafarbeiten erledigt sind.