Neue Studie Eine geballte Faust hilft beim Lernen

Eine aktuelle US-Studie bringt Erstaunliches zu Tage: Testpersonen, die während des Lernens mit den Händen einen Gummiball zusammendrückten, konnten sich Vokabeln viel besser merken.

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Faust Computer Quelle: dpa

Wer gut Vokabeln lernen will, sollte vorher kurz die rechte Hand zur Faust ballen. Eine Faust mit der Linken hilft dagegen, die Worte aus dem Gedächtnis wieder abzurufen. Das gelte zumindest für Rechtshänder, berichten amerikanische Psychologen im Online-Fachjournal „PLOS ONE“. Der Grund für die Wirkung der Fäuste ist möglicherweise die Anregung der verschiedenen Gehirnhälften vor der Merkaufgabe.

Ruth Propper von der Universität in Montclair (USA) bat 51 Rechtshänder, gar nicht oder zwei Mal kurz hintereinander mit derselben Hand für 45 Sekunden einen kleinen Gummiball zu drücken und sich dabei auf ein X auf einem Bildschirm zu konzentrieren. Anschließend sollten alle Probanden versuchen, sich die 72 Wörter zu merken, die auf dem Bildschirm vor ihnen erschienen. Zuletzt sollten sie so viele Wörter wie möglich wiedergeben, nachdem sie zuvor wieder mit einer Hand zugedrückt oder nichts dergleichen getan hatten.

Was wirklich hinter Lernmythen steckt
Bloß nicht mit den Fingern rechnen Quelle: Fotolia
Eine Lehrerin schreibt mit Kreide an die Tafel Quelle: dpa
Schüler mit dem Smartphone auf dem Schulhof Quelle: dpa
Fehler helfen beim LernenWer sich beim Lernen häufig verhaspelt und die Lösung raten muss, lernt trotzdem was. Eine kanadische Studie hat gezeigt, dass die Gedächtnisleistung sogar von den Fehlern profitiert. Dies gilt allerdings nur, wenn die Raterei nicht völlig ins Kraut schießt, sondern nur knapp an der richtigen Lösung vorbei ist. Wer häufig fast richtige Vermutungen anstellt, dem helfen diese wie kleine Brücken beim Erinnern an die korrekte Information. Diesen Vorteil konnten die Forscher sowohl bei jüngeren als auch bei älteren Probanden feststellen. Wer sich selbst herantastet, profitiert davon also mehr, als wenn ihm die richtige Antwort vorgesagt wird. Quelle: Fotolia
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Gelerntes erzählen, hilft es sich zu merken Quelle: AP
Hochbegabte sind LernüberfliegerWer einen ungewöhnlich hohen IQ hat, ist in der Schule noch lange kein Überflieger. Weil viele Hochbegabte in der Schule unterfordert sind, markieren sie den Klassenclown und bekommen entsprechend schlechte Noten. Quelle: Fotolia


Dabei zeigte sich, dass die Probanden am Besten abschnitten, die beim Lernen mit rechts, beim Abrufen der Information aus ihrem Kurzzeitgedächtnis dagegen mit links gedrückt hatten. Sie erinnerten sich an die meisten Worte und hatten auch die meisten richtigen Treffer. Probanden aus der Gruppe, die überhaupt nicht drücken sollten, waren nur wenig schlechter, erst danach rangierten die Gruppen, die Links-rechts oder zweimal mit der gleichen Hand drücken sollten.


„Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass einfache Bewegungen das Gedächtnis verbessern können, etwa durch zeitweise Veränderung der Gehirnaktivität“, kommentiert Ruth Propper. Diese Aktivität wurde bei den Versuchen allerdings nicht gemessen, schränkt sie ein. Dennoch könnten diese Versuche sich als eine wertvolle und einfache Methode erweisen, die unterschiedliche Spezialisierung der beiden Gehirnhälften für verschiedene Aufgaben zu untersuchen.

Trotz der geringen Probandenzahl sind die Ergebnisse nach Auskunft der Forscher statistisch signifikat. Die Studie unterstreiche zudem, die zuvor schon bekannte These, dass eine vordere linke Hirnregion für das Merken von Wörtern zuständig ist und eine rechte für deren Wiedergabe. Im Gehirn kreuzen sich die Nervenstränge, so dass Bewegungen der rechten Körperhälfte in der Regel mit der linken Gehirnhälfte verbunden sind und umgekehrt.

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