Obwohl die Wirtschaft nach Naturwissenschaftlern schreit und der MINT-Fachkräftebericht Jahr für Jahr auflistet, wie viele Physiker, Chemiker, Mathematiker und Biologen fehlen - vergangenes Jahr gab es 360.000 offene Stellen im MINT-Bereich - machen viele Unis den Zugang zu einem entsprechenden Studium schwer. Deutschlandweit sind 41,4 Prozent aller Studiengänge aus diesem Bereich zulassungsbeschränkt. Auch hier gibt es wieder gravierende regionale Unterschiede:
In Hamburg haben 92,1 Prozent der MINT-Studiengänge einen NC, in Rheinland-Pfalz sind es dagegen nur 17 Prozent.
Stellt sich die Frage, ob in Hamburg die naturwissenschaftlichen Fakultäten derart überrannt werden, dass nur noch ein Numerus Clausus den Norden vor einer Schwemme an Naturwissenschaftlern und Mathematikern retten kann. Man möchte meinen, dass der Ansturm auf den Bachelorstudiengang Materialwissenschaften auch ohne einen NC längst nicht so hoch sein dürfte, wie der auf den Studiengang BWL mit Schwerpunkt Management und Organisation oder Marketing.
So könnte man diskutieren, ob man die MINT-Studiengänge nicht für mehr junge Menschen öffnen sollte beziehungsweise die Fakultäten mit mehr Lehrmitteln und Personal ausstatten sollte, damit die Studienplätze in diesem Fachbereich dem Bedarf entsprechend steigen können.
Wo die Hürden für ein MINT-Studium besonders hoch sind und wo nicht
Bei dem angeblichen Mangel an MINT-Kräften verwunderlich: Zum Wintersemester 2016/2017 sind deutschlandweit 41,4 Prozent aller Studiengänge aus dem Fachbereich Mathematik und Naturwissenschaften zulassungsbeschränkt. Heißt: Ohne einen bestimmten Notendurchschnitt im Abitur wird es mit dem naturwissenschaftlichen Studium nichts.
Wer in Baden-Württemberg ein Fach aus dem Bereich Mathematik oder Naturwissenschaften studieren möchte, braucht ein gutes Abiturzeugnis: 59,9 Prozent der Fächer haben einen NC.
Im Freistaat sind die Universitäten schon deutlich entspannter, wie die Daten des CHE zeigen: Nur 31,1 Prozent der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer haben einen NC.
Fast doppelt so viele NC-Fächer gibt es in der Bundeshauptstadt. In Berlin sind 58,5 Prozent der entsprechenden Studienfächer zulassungsbeschränkt.
Auch hier: Nebenan sin die Hürden mit einem NC-Anteil von 30,2 Prozent schon deutlich geringer. Angehende Mathematiker, Physiker, Chemiker oder Biologen mit eher schlechtem Abischnitt sollten es also lieber in Potsdam versuchen, als in Berlin.
Überdurchschnittlich hoch ist der Anteil an Fächern mit NC in Bremen: 55,6 Prozent sind zulassungsbeschränkt.
Hamburg hat den höchsten NC-Anteil bei naturwissenschaftlichen Studienfächern in ganz Deutschland: 92,1 Prozent der Fächer haben einem Numerus Clausus.
Wer Mathematik oder Naturwissenschaften studieren möchte, sollte sich statt in Hamburg besser an einer hessischen Universität einschreiben: Dort sind nur 28,1 Prozent der Fächer zulassungsbeschränkt.
Noch ein bisschen niedriger ist die Hürde in Mecklenburg-Vorpommern. Hier beträgt die NC-Quote 27,1 Prozent.
59,7 Prozent der mathematisch/naturwissenschaftlichen Studienfächer sind in Niedersachsen zulassungsbeschränkt.
An den Unis in Nordrhein-Westfalen haben 41,2 Prozent der Fächer einen Numerus Clausus.
In Rheinland-Pfalz ist der Zugang zu einem entsprechenden Studienfach dagegen am geringsten. Der Anteil an Zulassungsbeschränkungen liegt bei 17 Prozent.
Im Saarland gibt es auf 41,9 Prozent der Fächer aus dem MINT-Bereich einen NC.
In Sachsen beträgt der Anteil dagegen nur 21 Prozent.
Auch Sachsen-Anhalt ist mit 29,7 Prozent weit unter dem Bundesdurchschnitt.
In Schleswig-Holstein beträgt der Anteil zulassungsbeschränkter Fächer 34,1 Prozent.
In Thüringen haben 38 Prozent der MINT-Fächer einen NC.
Hinzu kommt: Von denen, die einen Studienplatz bekommen, schließen nicht alle das Studium auch ab. So brechen beispielsweise 34 Prozent der Maschinenbaustudenten an den Universitäten und 32 Prozent der Fachhochschulstudenten ihr Studium ab, wie eine bundesweite Befragung der IMPULS-Stiftung, Stiftung für den Maschinenbau, den Anlagenbau und die Informationstechnikeine, belegt.
Rechnet man die Studierenden mit ein, die den Studiengang wechseln oder das Land verlassen, liegt die Abbruchquote an Universitäten sogar bei 46 Prozent.