Wer nicht warten möchte und trotz Umzieh-Bereitschaft keinen Studienplatz bekommt, hat weitere Möglichkeiten. Zum Beispiel den Quereinstieg: Das bedeutet, wer zum Beispiel Medizin studieren möchte, aber in der Schule zu schlecht war, startet in einem verwandten Fach, um in einem höheren Semester zu wechseln. Dazu würde sich beispielsweise Pharmazie anbieten. Doch aufgepasst: Der Quereinstieg ist kompliziert und sollte detailliert geplant werden. Studienberater Ruthven-Murray empfiehlt diese Variante nur „sehr hartnäckigen, gut organisierten Menschen“. Zunächst muss der angehende Student überprüfen, an welchen Universitäten der Studienfachwechsel am einfachsten ist. Sprich, an welcher Universität möglichst viele Veranstaltungen der Mediziner identisch mit denen der Pharmazeuten sind – um beim Beispiel zu bleiben. Auf jeden Fall sollte sich der Abiturient vorher beim Prüfungsamt oder der Fachstudienberatung genau erkundigen, welche Veranstaltungen wirklich angerechnet werden. Im Zweifelsfall muss er vorher sogar mit den Professoren abklären, ob sie beispielsweise eine Chemievorlesung der Pharmazeuten mit einer ähnlichen Veranstaltung der Mediziner gleichsetzen. Hat er all diese Informationen im Vorfeld eingeholt, muss er sich im Studium beweisen und genügend Punkte sammeln, um im zweiten Semester Medizin eingestuft zu werden. Dies muss ihm das Landesprüfungsamt bestätigen. Und selbst wenn dieser bürokratische Aufwand überstanden ist, kann es immer noch passieren, dass andere Quereinsteiger wegen besserer Noten bevorzugt werden. Die Chancen eines Quereinstiegs sollten deshalb ebenfalls im Vorfeld abgeklärt werden.
Zur Not kann eine Studienplatzklage helfen
Tipps für Studienplatzbewerber
Abiturienten, die örtlich oder deutschlandweit zulassungsbeschränkte Fächer studieren wollen, sollten sich schon vor der Bewerbung bei der Hochschule oder der Stiftung Hochschulzulassung (hochschulstart.de) über die Chancen einer Kapazitätsklage informieren.
Die Widerrufsfrist auf dem Ablehnungsbescheid von Hochschulstart ist nicht maßgeblich für eine Kapazitätsklage. Hier gelten eigene Fristen, die sich je nach Bundesland und Fach unterscheiden und sich oft ändern.
Ein "regulärer" Widerspruch gegen den Ablehnungsbescheid von Hochschulstart hat sehr viel geringere Aussichten als Kapazitätsklagen. Denn beim Widerspruch geht es nur um die gemeldeten Studienplätze. Eine Kapazitätsklage versucht, zusätzliche Plätze ausfindig zu machen.
Genauso wie die Erfolgsaussichten einer Studienplatzklage. Während der spezialisierte Rechtsanwalt Naumann zu Grünberg im Fach Psychologie bislang alle seine Mandaten unterbringen konnte, ist es in der Tiermedizin schon deutlich schwieriger, da dieses Fach deutschlandweit nur an fünf Unis unterrichtet wird. Bei einer Studienplatzklage sind drei Punkte entscheidend:
Erstens: Der Abiturient sollte nicht die Universität verklagen, an der er am liebsten studieren möchte. Es kommt darauf an, wo die Erfolgsaussichten am größten sind. Um das herauszufinden, erstellt der Anwalt Berechnungen. Wie voll sind die Hörsäle? Verwenden die Dozenten den angegeben Teil ihrer Arbeitszeit auf die Lehre oder Forschen sie mehr? Auf diese Weise versucht Naumann zu Grünberg nachzuweisen, dass die Uni eigentlich mehr Studienplätze hat, als sie vergibt. Dieses Ergebnis ist die Grundlage einer jeden Studienplatzklage. Um eine Rangliste mit den Universitäten zu erstellen, an denen eine Klage die meisten Aussichten auf Erfolg hat, muss er weitere Faktoren beachten. Wie viele junge Menschen werden versuchen sich dort einzuklagen? Hat das zuständige Gericht in der Vergangenheit eher für die Studenten oder für die Universitäten entschieden?
Tipps für die Studienplatzsuche in letzter Minute
Auf www.freie-studienplaetze.de informiert die Stiftung für Hochschulzulassung über Hochschulen, in denen es wenige Wochen vor Semesterbeginn noch freie Studienplätze gibt.
Manche Hochschulen bieten – wenn in einem Jahr zu wenig Anmeldungen eingegangen sind – Nachrück-Programme an. Dafür müssen Sie sich ganz normal bewerben und oft auch einen Eignungstest bestehen. Aber die Aussichten sind gut.
Wenn das Studium für Sie ohnehin nur ein schneller Weg in den Beruf in der Wirtschaft sein soll, könnte ein duales Studium mit fest integrierten Praxisblöcken eine Alternative sein. Dazu brauchen Sie in der Regel nur den Platz beim Ausbildungsbetrieb, der Studienplatz ist dann gesichert. Es gibt Unternehmen, die auch in den letzten Wochen noch Bewerber als duale Studenten nehmen.
Ein Studium im Ausland kann eine Option sein, denn in einigen Ländern sind deutsche Studenten auch noch kurz vor Semesterbeginn willkommen. Möglicherweise höhere Kosten und natürlich die die Sprachbarriere müssen Sie in Kauf nehmen.
Der zweite Schritt zum Erfolg ist, mehrere Unis gleichzeitig zu verklagen. Das rät Naumann zu Grünberg vor allem im Bereich Medizin, da die Wahrscheinlichkeit jeder einzelnen Klage eher gering ist. Um eine reale Chance zu haben, sollten etwa zehn Universitäten verklagt werden. Aber das ist teuer. Pro Uni kann man mit Kosten zwischen 1200 und 2000 Euro rechnen. "Von einer Kreditfinanzierung einer Klage rate ich ab, denn es gibt keine Garantie für einen Studienplatz“, sagt Naumann zu Grünberg.