Schlaue Physiker Was das Studienfach über die Intelligenz aussagt

Das Studienfach ist ein ziemlich guter Indikator für die Intelligenz. Und das nun schon seit sieben Jahrzehnten, wie eine Metastudie zeigt. Ein Wunder ist das nicht.

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Mit diesen Studienfächern verdienen Sie am meisten
Platz 10: InformatikWie hoch sind die durchschnittlichen Löhne von Uniabsolventen der verschiedenen Fachrichtungen? Antwort gibt die Studie "Uni, Fachhochschule oder Ausbildung – welche Fächer bringen die höchsten Löhne?" von Daniela Glocker und Johanna Storck, die 69 Studiengänge analysiert haben. Sie griffen dabei auf Daten des Mikrozensus zwischen 2005 und 2008 zurück und errechneten das Nettoeinkommen von mehr als 200.000 Menschen mit Abitur im Alter von 21 bis 65 Jahren. Die Daten sind um Alterseffekte und regionale Unterschiede bereinigt. Männer, die an einer Fachhochschule Informatik studiert haben, haben einen durchschnittlichen Nettostundenlohn von 12,81 Euro. Studieren sie dagegen an einer Universität, bekommen sie pro Stunde schon 14,06 Euro. Informatikerinnen verdienen dagegen nur 9,32 Euro (Uni) beziehungsweise 9,29 Euro (Fachhochschule). Quelle: dpa
Platz 9: MaschinenbauEin ähnlich starkes Gehaltsgefälle gibt es zwischen männlichen und weiblichen Maschinenbauern: Männer, die an an einer FH studiert haben, bekommen 13,28 Euro netto pro Stunde. Wer an einer Uni studiert hat, verdient 13,81 Euro. Bei den Frauen sind es 7,78 Euro (FH) und 9,22 Euro (Uni). Quelle: dpa
Platz 8: VerwaltungswissenschaftenMänner, die an einer FH Verwaltungswissenschaften studieren, verdienen netto 13,36 Euro die Stunde. Bei den Frauen sind es 10,80 Euro. Im Jahr verdient sie also 22.457,86 Euro, er 27.787,16 Euro. Quelle: Blumenbüro Holland/dpa/gms
Platz 7: MathematikMännliche Mathematiker bekommen pro Stunde im Durchschnitt 13,71 Euro - wenn sie an einer Universität studiert haben. Für FH-Studenten liegt das spätere Gehalt bei durchschnittlich 12,02 Euro. Frauen verdienen dagegen durchschnittlich 9,81 Euro, wenn sie an einer Uni studiert haben und 7,72 Euro. Quelle: dpa
Platz 6: Betriebswirtschaftslehre Männer, die an einer FH Betriebswirtschaftslehre studieren, verdienen während ihres Arbeitslebens im Schnitt 14,14 Euro pro Stunde. Wer an einer Uni BWL belegt hat, bekommt später im Schnitt 16,58 Euro. Bei Frauen sind es 9,43 Euro (FH) und 10,00 Euro (Uni). Quelle: Fotolia
Platz 5: VolkswirtschaftslehreDie Ökonomen verdienen vom Ende ihres Unistudiums bis zum Renteneintritt im Durchschnitt 14,57 Euro netto pro Stunde. Bei den weiblichen Volkswirten sind es 9,41 Euro. Der durchschnittliche Netto-Jahreslohn eines studierten Volkswirts liegt bei 30.297,97 Euro beziehungsweise 19.571,74 Euro. Quelle: dpa
Platz 4: WirtschaftsingenieurwesenDie männlichen Wirtschaftsingenieure bekommen ihr Unistudium mit einem durchschnittlichen Stundenlohn von 15,00 Euro vergütet. Im Schnitt kommen sie auf einen Netto-Jahreslohn von 31.208,20 Euro. Während des gesamten Arbeitslebens verdienen sie durchschnittlich 1,34 Millionen Euro. Quelle: Fotolia

Sag mir, was du studiert hast, und ich sage dir, wie intelligent du bist. Oder genauer gesagt: Für wie intelligent du von der amerikanischen Gesellschaft gehalten wirst.

Ganz so einfach ist es vielleicht nicht. Aber zumindest scheint es wahrscheinlicher, besonders intelligente Menschen in einer Physik-Vorlesung als in einer erziehungswissenschaftlichen anzutreffen. Jonathan Wai von der amerikanischen Duke Universität zumindest behauptet, dass es einen eindeutigen Zusammenhang gebe zwischen dem Studienfach und der Begabung - oder dessen was man dafür hält.

Wai hat fünf Studien über Studenten an amerikanischen Universitäten zwischen 1946 und 2014 herangezogen, aus denen man einen solchen Zusammenhang ableiten kann. Er hat dabei "entdeckt, dass die Rangfolge der kognitiven Fähigkeiten von Studenten und Absolventen verschiedener Studienfächer erstaunlich gleich blieb in den vergangenen sieben Jahrzehnten", wie er in einem Beitrag für die Website "Quartz" schrieb.

1952 wurde in der Zeitschrift "Science" eine Studie veröffentlicht, die auf dem "Army General Classification Test" von 1946 beruhte. Dabei wurden rund 10.000 Absolventen von 40 Universitäten getestet, um ihre Einsatzmöglichkeiten beim Militär zu klassifizieren. Dabei erreichten zum Beispiel Absolventen der Erziehungswissenschaft durchschnittlich 122 Punkte, Wirtschaftswissenschaftler 124, Biologen 126, Geisteswissenschaftler 127, Ingenieure 129 und Physiker 130 Punkte.

Die zweite Studie beruht ebenfalls auf Daten von wehrpflichtigen Studenten. 38 420 mussten im Rahmen des "Selective Service College Qualification Test" 1951 eine Testreihe mit 150 mathematischen und sprachlichen Aufgaben absolvieren. Die Reihenfolge der Durchschnittswerte war ganz ähnlich: Die Erziehungswissenschaftler am Ende der Tabelle mit nur 118 Punkten, Wirtschaft und Biologen 126, Geisteswissenschaftler 128 und Ingenieure und Physiker ganz vorne mit je 132 Punkten.

Auch die Untersuchung "Project Talent", eine repräsentative Stichprobenuntersuchung mit amerikanischen Studenten in den 1970er Jahren kam nach Tests in Mathematik, Sprache und räumlichem Denken zu einem ähnlichen Ergebnis.

Warum Physiker und Mathematiker in Begabungstests oben stehen

Der vierte Datensatz stammt von über 1,2 Millionen Studenten, die an der "Graduate Record Examination" zwischen 2002 und 2005 teilnahmen. Auch hier landen Erziehungswissenschaftler und Business-School-Studenten ganz unten und Ingenieure und Physiker ganz oben.

Im neuesten der fünf Datensätze, dem "2014 SAT Report on College & Career Readiness", der auf Antworten von 1,6 Millionen Highschool-Abgängern beruht, die ihr gewünschtes Studienfach nannten, haben die Mathematiker und Statistiker die Physiker und Ingenieure sogar noch überholt. Aber die Gesamtreihenfolge ist ganz ähnlich. Auch hier liegen die Erziehungswissenschaftler mit den Agrarwissenschaftlern ganz hinten.  

Die besten Universitäten der USA
Platz 10: Amherst CollegeWo: Amherst, Massachusetts Studenten: 1817, davon 51 Prozent männlich Jährliche Kosten: 61.544 Dollar Das relativ kleine, aber renommierte private College wurde 1821 gegründet. Durch Kooperationen mit anderen Universitäten bietet Amherst seinen Studenten die Möglichkeit, dort Kurse ohne weitere Kosten zu besuchen. Der berühmte Schriftsteller Dan Brown (Illuminati) und der frühere US-Präsident Calvin Coolidge zählen zu den bekanntesten Absolventen.Quelle: "Forbes" - America's Top Colleges 2014 Quelle: Amherst College
Platz 9: United States Military AcademyWo: West Point, New York Studenten: 4592, davon 84 Prozent männlich Jährliche Kosten: keine Die Militärakademie wurde 1802 von dem damaligen Präsidenten Thomas Jefferson gegründet. Sie bildet rund ein Viertel des Offiziersnachwuchses der US-Armee aus. Wer dort studieren möchte, braucht eine Empfehlung von einem Kongress-Abgeordneten oder dem Präsidenten. Prominente Absolventen sind die Ex-Präsidenten Dwight D. Eisenhower und Ulysses S. Grant. Quelle: REUTERS
Platz 8: Pomona CollegeWo: Claremont, Kalifornien Studenten: 1607, davon 48 Prozent männlich Jährliche Kosten: 59.730 Dollar Die Uni wurde 1887 gegründet, aus ihr ging eine Reihe an benachbarten Bildungseinrichtungen hervor. Pomona betont seine starken Betreuungsquoten, acht Studenten kommen auf ein Fakultätsmitglied - 68 Prozent der Fakultätsmitglieder luden Studenten auch zu sich nach Hause ein. Persönlichkeiten wie Roy Disney (Walt Disney Company) zählen zu den bekannten Absolventen. Quelle: Pomona College
Platz 7: Harvard UniversitätWo: Cambridge, Massachusetts Studenten: 28.147, davon 49 Prozent männlich Jährliche Kosten: 59.950 Dollar Harvard wurde 1636 als Ausbildungsstätte für Geistliche gegründet und ist damit die älteste Hochschule Amerikas. Unter den Absolventen sind 47 Nobelpreisträger, außerdem Microsoft-Gründer Bill Gates. Facebook-Chef Mark Zuckerberg verließ das Studium allerdings ohne Abschluss. Quelle: REUTERS
Platz 6: Yale UniversitätWo: New Haven, Connecticut Studenten: 11.906, davon 50 Prozent männlich Jährliche Kosten: 61.620 Dollar Yale ist die drittälteste Hochschule in den USA (1701) und eine der Top-Adressen weltweit. Mit mehr als zwölf Millionen Büchern verfügt Yale über eine der größten Bibliotheken der Vereinigten Staaten. Die forschungsintensive Elite-Uni brachte bislang fünf US-Präsidenten hervor: George H.W. Bush, George W. Bush, Bill Clinton, Gerald Ford und William Taft. Quelle: REUTERS
Platz 5: Massachusetts Institute of Technology (MIT)Wo: Cambridge, Massachusetts Studenten: 11.189, davon 55 Prozent männlich Jährliche Kosten: 59.020 Dollar Das MIT wurde 1861 gegründet und ist eine weltweit führende technische Hochschule. Das College kann auf 78 Nobelpreisträger und viele weitere Würdenträger blicken. International bekannt wurde das College etwa durch den Film "Good Will Hunting" oder die Sitcom "The Big Bang Theory". Berühmte Absolventen sind etwa die Milliardärs-Brüder Charles und David Koch oder Salman Khan.„MIT Dome night1 Edit“ von Fcb981, this edited version by Thermos - Photo by Fcb981, COM:FPC. Lizenziert unter Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 über Wikimedia Commons
Princeton University Quelle: dpa

Interessanterweise stehen die Sozialwissenschaften in dieser jüngsten Datensammlung neben den naturwissenschaftlichen, mathematischen, technischen Fächern weit oben. Und Psychologie weit unten. Wai vermutet, dass der höhere Durchschnitt der Sozialwissenschaften zum Teil darauf zurückzuführen ist, dass an den Hochschulen, die die Schüler mit den besten Testergebnissen auswählen – Harvard, Columbia, Stanford, University of Chicago und Washington University in St. Louis -  Sozialwissenschaften besonders beliebt sind.

Warum scheinen angehende Physiker, Mathematiker, Ingenieure begabter oder intelligenter als Erziehungswissenschaftler zu sein? Die banalste Antwort, die Wai nicht nennt: Intelligenztests wie die oben aufgezählten testen vor allem auf Fähigkeiten, auf die es in der Mathematik, in Naturwissenschaften und technischen Fächern ankommt.

Intelligenztests prüfen aber weder historische Kenntnisse noch soziale Intelligenz. Dass junge Menschen, die sich entscheiden, Mathematik zu studieren, besser rechnen können als angehende Erziehungswissenschaftler oder Historiker liegt in der Natur der Sache.

Die Ergebnisse von Wais Untersuchung lehren also weniger über die Studenten als vielmehr über die impliziten Wertungen in den Tests. Dass diese Wertungen nicht unabhängig von den kulturellen Prioritäten einer Gesellschaft und den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes sind, liegt ebenso auf der Hand.

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