Schlechte Gehälter, viele Verpflichtungen Die deutsche Uni-Landschaft ist provinziell

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Wissenschaftler verlassen das Land

Die besten Universitäten der Welt
Princeton University Quelle: dpa
California Institute of Technology (Caltech) Quelle: Dhilung
Universität von Chicago Quelle: Rdsmith4
Yale Quelle: REUTERS
Stanford Quelle: KingofHearts
Universität Oxford Quelle: Djrxi
Imperial College London Quelle: Imperial College London

Was also schlagen Sie vor?

Die deutsche Hochschullandschaft muss sich radikal verändern – gerade in den Wirtschaftswissenschaften. Es muss nicht jede Regionaluniversität einen internationalen Forschungsanspruch haben, sie kann sich auch auf die Grundlehre beschränken und mit reinen Lehrprofessuren arbeiten. Ich mache mir mit dieser Aussage keine Freunde, aber wir müssten viele VWL-Fakultäten in Deutschland dichtmachen und die wirtschaftswissenschaftliche Forschung an vielleicht zehn Standorten konzentrieren. Dann kämen auch mehr Spitzen-Ökonomen aus dem Ausland.

Laut EFI haben zwischen 1996 und 2011 rund 23 000 Wissenschaftler das Land verlassen, es kamen aber nur 19 000 aus dem Ausland nach Deutschland. Wie gefährlich ist dieser Brain Drain?

Entscheidend ist doch: Wer kommt und wer geht? Bei einem der wichtigsten EU-Förderprogramme für die Wissenschaft 2011 kamen 124 Gewinner von britischen Hochschulen, 64 von deutschen. Schaut man sich die Nationalitäten an, dreht sich das Verhältnis um: Darunter waren 83 Deutsche und 57 Briten. Selbst innereuropäisch verlieren wir also Spitzenforscher.

Bundesbildungsministerin Johanna Wanka hat als Reaktion auf die EFI-Studie gesagt, die Abwanderung sei ein Phänomen der Neunzigerjahre, die Exzellenzinitiative trage erste Früchte. Wer hat recht?

Die Erfolge der Exzellenzinitiative will ich nicht bestreiten. Die Grundidee einer Leuchtturmpolitik ist völlig richtig. Allerdings sind viele der neu geschaffenen Stellen nur befristet. Wie nachhaltig die Exzellenzstrategie ist und inwieweit Augenwischerei, das wird sich erst in einigen Jahren zeigen.

Fakt ist aber, dass so viele ausländische Studenten wie nie zuvor in Deutschland studieren. So mittelmäßig scheint der Wissenschaftsstandort also nicht zu sein.

Die Studentenmigration hat mit der Spitzenforschung nur bedingt etwas zu tun. Wir profitieren natürlich von der wachsenden Bildungsnachfrage in den Schwellenländern. Aber dass wir der chinesischen Mittelschicht ein kostenloses Studium bei uns ermöglichen, heißt ja noch nicht, dass die besten und klügsten Köpfe kommen.

Wenn Sie den Wissenschaftsstandort Deutschland so kritisch sehen: Warum sind Sie dann zurückgekehrt?

Heimatgefühle eben. Ich kenne viele, die lieber in München als in Palo Alto leben würden, wenn sie die gleichen beruflichen Bedingungen vorfinden würden. Hier liegt ein riesiges Potenzial für Deutschland.

Gibt es etwas, das Sie am deutschen Wissenschaftsbetrieb richtig toll finden?

Aber ja. Wir verfügen über eine gute Grundförderung im Hochschulbereich und sind noch nicht so stark von externen Drittmitteln abhängig wie die US-Universitäten. Hier sollten wir uns ausnahmsweise nicht an Amerika orientieren.

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