Studentenjobs sind gut für die Note Was Nebenjobs für das Berufsleben bringen

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Auch Überstunden haben keine Auswirkungen

Eine Studie der Technikerkrankenkasse ist zu dem Ergebnis gelangt, dass etwa ein Fünftel der deutschen Studenten psychisch krank sind. Den Grund sehen die Studienautoren im zunehmenden Stress, dem Studierende ausgesetzt sind oder den sie sich selber machen. Und einer der Stressoren sei die Doppelbelastung durch Studium und Arbeiten.

Finanzielle Probleme sind ein weiterer Stressfaktor – nicht arbeiten und sich nur auf die elterliche Geldspritze verlassen, ist also auch keine Lösung.

Gar nicht mal so selten werfen die potenziellen Akademiker deshalb das Handtuch: Deutschlandweit geben 28 Prozent der Bachelor-Studenten vorzeitig auf. Da stellt sich zwangsläufig die Frage: Geht das Jobben - von Sinn und Dekkers vielleicht einmal abgesehen - zu Lasten der akademischen Leistung?

Nützliche Tipps rund um Studentenjobs

Dieser Frage ist die Ökonomin Maresa Sprietmsa vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) für eine Studie nachgegangen. Grundlage der Arbeit sind Datensätze des Nationalen Bildungspanels (NEPS), ein Forschungsprojekt an der Universität Bamberg. In einer repräsentativen Umfrage hatten rund 10.000 Studenten in den Jahren 2007 bis 2010 Auskunft über die Art und den Umfang ihrer Nebenjobs, ihre Bildungsbiografie und akademische Leistung gegeben. Ökonomin Sprietsma verglich nun die Noten von rund 1500 Studenten mit und ohne Studentenjob anderthalb Jahre nach Studienbeginn.

Das Ergebnis: Es gibt laut Studie "keinen Beleg dafür, dass Studentenjobs die akademische Leistung beeinträchtigen." Dies gelte "selbst dann, wenn die Arbeit mehr als zehn Stunden pro Woche in Anspruch nimmt." Wobei freilich auch die schulische Vorbildung eine Rolle spielen dürfte: Jobbende Studenten konnten laut Studie im Schnitt "bedeutend bessere Abiturnoten" als Kommilitonen ohne Nebenerwerb vorweisen. Trotzdem: Wenn der Nebenerwerb einen Bezug zum Studienfach hat, sind die Leistungen im Schnitt sogar besser. Denn wo sollte man besser lernen, als in der Praxis?

Erfahrung zahlt sich aus

Wer als BWL-Student bei einer Wirtschaftsprüfung jobben kann, sieht dort, was die auswendig gelernten Formeln und Managementgrundsätze in der Wirklichkeit bewirken und auch das Gelernte aus Technik des Betrieblichen Rechnungswesens lässt sich in der Buchhaltung eines Unternehmens am lebenden Objekt anwenden. Selbst angehende Juristen können als Aushilfen etwas für Studium und das spätere Berufsleben lernen – wenn statt zu kellnern in der Personalabteilung eines kleinen Unternehmens aushelfen.


Bei den klassischen Nebenjobs – kellnern, kassieren, bedienen – lernt man dagegen eher den Umgang mit Menschen – das hilft zwar nicht bei der Abschlussarbeit, aber im Leben sind diese soft skills Gold wert. Finden im Übrigen auch die Arbeitgeber.
Wer mit seinem Nebenjob gleich den Berufseinstieg vorbereiten möchte, sollte versuchen, einen der begehrten Stellen als Werkstudent oder studentische Hilfskraft zu ergattern. Das ist zwar nicht unbedingt lukrativer, als die Stelle im Eiscafé, hat aber diverse Vorteile:

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  • die Jobs sind mindestens auf ein halbes Jahr – wenn nicht gleich das ganze Studium ausgelegt und bieten so eine gewisse Sicherheit
  • manche Firmen bevorzugen Absolventen ein, die schon während des Studiums bei ihnen gearbeitet haben
  • wer als Hiwi seines Professors an Forschungsprojekten und Büchern mitgearbeitet hat, lernt Leute kennen

Und Vitamin B ist bei der Stellenvergabe das A und O wie eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zeigt. Demnach kommen 29 Prozent aller Neueinstellungen über persönliche Kontakte zustande. Aber selbst wenn der Nebenjob nicht der große Türöffner sein sollte und das Studium nicht mit Magna cum laude abgeschlossen wird, hat man zumindest etwas gewonnen: Praxiserfahrung und die Erkenntnis, es auch ohne Mami und Papi zu schaffen. Und das ist doch auch schon mal was wert.

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