Studium bei der Bundeswehr Was lernen Soldaten an der Universität der Bundeswehr?

Seite 2/3

Kaum Unterschiede beim Lehrplan

Statt bunter Taschen und Jutebeuteln hängen prall gefüllte Armeerucksäcke an der Garderobe vor der Mensa. Und der Mittwochnachmittag ist für die militärische Ausbildung reserviert. Dann müssen die Berufssoldaten marschieren, schießen und strammstehen.

Auch bei der Organisation des Studiums gibt es Unterschiede zu den meisten anderen deutschen Universitäten. Wie in den USA wird das Jahr in Trimester eingeteilt. Statt Semesterferien im Sommer und Winter gibt es in München nur im Sommer eine dreimonatige vorlesungsfreie Zeit. Der straffe Zeitplan ermöglicht es den Studierenden, bereits nach vier Jahren ihren Masterabschluss zu erhalten.

Versicherungen schätzen das Angebot

Das weiß nicht nur die Bundeswehr zu schätzen, sondern auch die Wirtschaft. Die Allianz, Generali und die Versicherungskammer Bayern schicken regelmäßig junge Talente zum Schnellstudium nach Neubiberg. So auch Janina Prinz. Ihre Studiengebühren von 10.000 Euro jährlich bezahlt die Munich Re. Beim Lehrplan gibt es hingegen kaum Unterschiede. „Rein formell sind die Bundeswehr-Unis zwar Teil der Bundeswehrverwaltung“, sagt Henning Rockmann, Jurist bei der Hochschulrektorenkonferenz. Für die beiden Einrichtungen in München und Hamburg gelten dennoch die gleichen Qualitätsstandards wie für jede andere staatlich geprüfte Hochschule.

Welche Studiengänge sich wirklich auszahlen
Sozialarbeit Quelle: dpa
Kunstwissenschaft Quelle: dpa
Sprach-und-Kulturwissenschaften Quelle: dpa
Politik-,Sozial-und-Regionalwissenschaft Quelle: dpa
Agrar-und-Ernährungswissenschaft Quelle: dpa
Architektur-und-Bauingenieurwesen Quelle: dpa
Verwaltungswissenschaft Quelle: dpa

Genau wie für die Lehrkräfte. Die meisten Professoren haben keinen militärischen Hintergrund. Sonja Sackmann lehrte zuvor zum Beispiel in St. Gallen, an der Wirtschaftsuniversität Wien und in Shanghai. Seit 1993 hält sie den Lehrstuhl für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität der Bundeswehr. Und ist dafür verantwortlich, den Studierenden beizubringen, was gute Führung ausmacht.

Die Professorin lädt zum Gespräch in die Bundeswehr-Kantine. Dort sitzen vor allem junge Männer, der Frauenanteil liegt bei gerade einmal 13 Prozent. Militärische Besonderheiten, sagt Sackmann, berücksichtigt sie in ihren Kursen kaum. Statt im Heer findet sie ihre Beispielfälle in Unternehmen, etwa beim Werkzeugmacher Hilti.

Hilti statt Heer: Professorin Sackmann spricht über die Kultur des Unternehmens. Quelle: Bernhard Haselbeck für WirtschaftsWoche

Nur manchmal spreche sie jemand von der Bundeswehr an und bitte sie, eine militärrelevante Frage zu untersuchen, wie zuletzt die Entwicklung von Führungsleitbildern in der Bundeswehr. „Die Lehre hier ist schon sehr kreativ und frei“, sagt Sackmann, deren Forschungsschwerpunkt auf dem Thema Unternehmenskultur liegt. Wie sieht die denn bei der Bundeswehr aus? Sie denkt kurz nach. Sehr unterschiedlich. Das Heer sei eben noch sehr traditionell und hierarchisch aufgebaut, allein aufgrund seiner Größe. In der Luftwaffe oder der Marine laufe es teamorientierter ab. Sackmann schaut auf die Uhr. Es wird Zeit, die Studierenden warten schon.

25 Studenten in einem Seminar

Locker geht es auch in Sackmanns Vorlesung zu. Rund 25 Studierende sitzen in dem Seminarraum, davon immerhin sieben Frauen. Alle tragen zivil, manche Tattoos und Piercings, lange Haare und Vollbart. Eine Studentin hat ihre nackten Füße auf den Stuhl neben sich gelegt.

Nachdem die erste Gruppe ihre Abschlusspräsentation über Risikokultur in Banken gehalten hat, beginnt Sackmann mit ihrer Vorlesung. In der folgenden Stunde spricht sie darüber, wie wichtig Führungskräfte für die Unternehmenskultur sind; dass sich gute Manager Zeit für ihre Mitarbeiter nehmen; dass sie Kleinigkeiten wahrnehmen und Zusammenhänge erklären; dass sie Wichtiges wiederholen und, ganz wichtig, an sich selbst arbeiten.

Was passiert, wenn diese Regeln gebrochen werden, erklärt sie am Beispiel von Enron. Der US-Energiekonzern galt einst als besonders innovativ. Doch dann stellte sich heraus, dass das vermeintliche Vorzeigeunternehmen jahrelang seine Bilanzen gefälscht hatte. So etwas passiere nicht über Nacht, sagt Sackmann. Einem solchen Betrug lägen meist Jahrzehnte von Missmanagement zugrunde.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%