Studium Die härtesten Auswahlverfahren an deutschen Universitäten

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Wer sich an der Bucerius Law School bewirbt, braucht Ausdauer. Allein schon für die Vorbereitung: 43 Seiten lang ist die Informationsbroschüre, mit der sich Bewerber auf die Aufnahmeprüfung an Deutschlands erster privater Jura-Hochschule vorbereiten.

Knapp 600 Anwärter kämpfen Jahr für Jahr um die 100 Studienplätze, die trotz der Kosten von insgesamt fast 40.000 Euro extrem begehrt sind. Für die Hamburger Uni ist das eine Verpflichtung: Sie sucht die besten Abiturienten, um sich von der traditionsreichen Konkurrenz in Freiburg oder Heidelberg abzusetzen.

Dementsprechend streng wird gesiebt. Ein sehr gutes Abitur und ebensolche Englisch-Zeugnisse? Bringen hier fast alle mit. Beim schriftlichen Auswahltest am ersten Tag sind erst mal andere Fähigkeiten gefragt: Diagramme und Grafiken auswerten, Textzusammenhänge erkennen, logisches Denken demonstrieren, Rechtsfälle entscheiden.

Bewerber an der Bucerius Law School absolvieren zwei Einzelgespräche

Die Taktung ist knapp: 126 Aufgaben in 200 Minuten. Danach noch ein Essay schreiben, etwa zum Thema: Sollten die Olympischen Spiele in Peking boykottiert werden? Da ist weniger die Meinung, sondern die Form gefragt. Wie wird argumentiert, auf welchem sprachlichen Niveau? Nicht ganz einfach, wenn nur 45 Minuten Zeit bleiben.

Natürlich sei das Verfahren anstrengend, sagt Hariolf Wenzler, Geschäftsführer der Law School: „Unsere Bewerber sind aber auch auf dem Höhepunkt ihrer intellektuellen Fähigkeiten.“ Ein gutes Drittel der 600 Angereisten erreicht die mündliche Schlussrunde. Alle haben bereits im Vorfeld einen 15-minütigen Vortrag vorbereitet, der in Gruppen diskutiert wird. Alles wird beobachtet, alles bewertet. Zwei Einzelgespräche müssen sie absolvieren, zuletzt eine Gruppenarbeit mit abschließender Präsentation. „Die sollen brennen, für das, was wir hier tun“, sagt Wenzler.

Wer es geschafft hat, hilft später seinen künftigen Kommilitonen bei der Vorbereitung. Über eine zentrale Hotline stehen die Studenten der Law School für Fragen neuer Bewerber zur Verfügung. Davon gibt es immer genug, vor allem, wenn die Test-Tage näher rücken. 43 Seiten beantworten eben nicht alles.

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