Doch wie erreicht ein Student, möglichst viel vom Auslandssemester mitzunehmen, sei es kulturell als auch sprachlich? Da empfiehlt es sich zunächst das passende Land zu finden, das eventuell unter Deutschen nicht auf Rang Eins der Beliebtheitsskala rangiert. Das verringert die Wahrscheinlichkeit, auf seinesgleichen zu treffen und damit auch die Verlockung, in bekannten Gefilden zu bleiben. „Die Ideen, auf die alle kommen, bringen am Ende am wenigsten“, sagt Hans van Ess von der LMU. Daher sind beispielsweise Länder wie Island, Portugal oder Finnland empfehlenswert. Dort studieren regelmäßig nur wenige Deutsche, hier muss man sich auf Land und Leute einlassen und kann nicht in der „Erasmus-Blase“ die Zeit verbringen. Dieser Begriff bezeichnet das Phänomen, dass man während seines Auslandsaufenthalts zwar Studenten aus unterschiedlichen Ländern kennen lernt, ein Kontakt zu Einheimischen jedoch so gut wie gar nicht entsteht.
Daneben ist es sinnvoll, sich über das Angebot an der Uni zu informieren: Welche Sportkurse gibt es oder welche Hochschulgruppen könnten mich interessieren? Denn an solchen Angeboten nehmen viele einheimische Studenten teil und es ist wesentlich leichter beim gemeinsamen Sport neue Leute kennen zu lernen. Daneben kann auch ein WG-Zimmer in einer Wohnung mit einheimischen Studenten den Anschluss erleichtern. Oftmals bieten viele Unis zwar Wohnheimsplätze für Austauschstudenten an, jedoch dann meist getrennt von Einheimischen. Das sorgt zwar für ein internationales Flair, doch der vom Arbeitgeber geschätzte Kontakt zu den „Locals“ bleibt meist aus.
Neue Freunde finden im Austauschland, sich an der Universität und der Stadt einleben, das alles benötigt Zeit. Deswegen raten Arbeitgeber wie auch Hochschulexperten, sich für das Studium in der Ferne genügend Zeit zu nehmen. „Der Auslandsaufenthalt sollte mindestens drei, besser sechs Monate andauern“, sagt Frank Schmith von der Lufthansa.
So sollten sich Studenten für ihren Auslandsaufenthalt genügend Zeit lassen und ein Land wählen, das ihren Interessen entspricht, aber vielleicht nicht das Topziel für Studenten aus ganz Deutschland ist. Daneben ist es sinnvoll, möglichst viel an der neuen Universität auszuprobieren: Sei es Sportclub, Hochschulgruppe oder Kurssprecher für eine Veranstaltung – Das alles hilft, sich im neuen Land schneller zu Recht zu finden und neue Menschen zu treffen. Außerdem sind dies Erfahrungen, die später im Bewerbungsgespräch helfen können. Denn kaum einer will dort auf die Frage „Was haben sie im Ausland so gemacht“ mit „Viel gefeiert“ antworten.
Dennoch sollte man bei der Planung des perfekten Auslandssemester für den späteren Karrierestart eines nicht aus dem Auge verlieren: Wer nur möglichen Wünschen des Traumarbeitgebers hinterher läuft und versucht, sie möglichst perfekt zu erfüllen, wird wenig Freude während dieser Zeit haben. Wer sich stattdessen vorher überlegt was er persönlich machen möchte wird zufriedener mit dem Auslandsaufenthalt sein, was schlussendlich auch der Arbeitgeber merkt. „Nicht wenige legen bei ihrem Aufenthalt den Grundstein für ein berufliches oder freundschaftliches internationales Netzwerk“, fasst Hans van Ess die Vorteile, die man persönlich aus einem Auslandsstudium zieht, zusammen.