Legen Professoren deutscher Hochschulen gesteigerten Wert auf die später im Beruf meist dringend notwendige Teamfähigkeit ihrer Studenten? Dies gilt nur für die wenigsten Fächer, wie eine Umfrage des der Bertelsmann-Stiftung angegliederten Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) unter 9500 Professoren ergab. Für ein erfolgreiches Studium halten die Hochschullehrer logisches Denkvermögen, selbstständiges Lernen und Leistungsbereitschaft für die wichtigsten Attribute.
Die CHE-Forscher befragten für ihre Studie Lehrende von 32 Fächern, darunter Jura, Medizin oder Maschinenbau. Abstraktes, logisches und analytisches Denkvermögen finden „Profs“ nahezu aller Fächer wichtig. Künftige Wirtschaftsingenieure, Sport- oder Medienwissenschaftler müssen diese Fähigkeiten aber nicht zwingend haben, wie die Umfrageergebnisse zeigen.
Eine Berufsausbildung oder zumindest Praktika erwarten die Hochschullehrer lediglich für ein Studium der sozialen Arbeit oder der Pflegewissenschaften - für Medizin oder Maschinenbau dagegen nicht unbedingt. Gute Allgemeinbildung ist laut Umfrage nur für Rechtswissenschaften von Vorteil.
Die unterschiedlichen Studenten-Typen
Sein Profil ist sehr diffus. Nichts ist ihm so richtig wichtig. Er scheint sich noch nicht entschieden zu haben, was er einmal erreichen möchte. Weder Selbstverwirklichung noch der Erfolg seines Arbeitgebers ist diesem Typ besonders wichtig. Am meisten Wert legt er noch auf Work-Life-Balance. „Wenn sich Sucher-Simon bis zum Ende des Studiums nicht erheblich ändert, wird er es in der Wirtschaft ganz schön schwer haben“, sagt Hesse.
Work-Life-Balance ist für diesen Typ zentral. Der Kinderwunsch ist ausgeprägt, Traditionen hält sie hoch. Sie ist auf der Suche nach einem langfristigen Karriereweg, bei einem Arbeitgeber der sie gut entlohnt und bei dem sie nach Dienstschluss getrost das Handy abschalten kann.
Dieser Typ ist besonders darauf bedacht, anderen Menschen zu helfen, seinen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten und sein Leben mit Sinn zu füllen. Deshalb fordert er von seinem Arbeitgeber eine Unternehmenskultur, die sich an ideellen Werten orientiert. Geld und persönlicher Erfolg sind für ihn zweitrangig. Sich selbst bei der Arbeit zu verwirklichen und einen Beitrag zum Erfolg des Unternehmens zu leisten, ist für ihn wichtiger.
Familie? Ja – Führungsposition? Ja – Sich sozial engagieren? Ja. An erster Stelle steht bei all dem stets das ausgeglichene Verhältnis zwischen Beruf und Privatleben. Eine gute Bezahlung vom Arbeitgeber ist ihnen ebenso wichtig, wie sein gesellschaftliches Engagement und seine herausragenden Produkte. Sie wollen langfristige Perspektiven genauso wie flexible Arbeitszeiten. Die hohen Ansprüche stellen sie auch an sich selbst. Sie sind engagiert, interessiert und ambitioniert. „Aber auch sie werden den ein oder anderen Kompromiss eingehen müssen“, sagt Hesse.
Sein persönlicher Erfolg und sein Job stehen für ihn im Vordergrund. Gute Bezahlung und andere materielle Werte sind für ihn wichtig. Er ist ehrgeizig. Ein Viertel aus diesem Cluster ist bereit mehr als 60 Stunden pro Woche zu arbeiten. „Sie verkörpern die klassische Karriereorientierung, wie sie sie bei den Babyboomern kennengelernt haben“, heißt es in der Studie.
CHE-Studienleiterin Nina Horstmann: „Die Anforderungsprofile können Studienorientierten einen ersten Eindruck vermitteln, was von ihnen im jeweiligen Fach generell erwartet wird.“ So setzen die Professoren bei angehenden Zahnmedizinern auf dreidimensionales Vorstellungsvermögen und feinmotorische Fähigkeiten - und bei Pflegewissenschaftlern oder Psychologen auf Interesse am Umgang mit Menschen.