Uni-Leben Der gemeine Student - eine Typologie

Bald geht die Uni los. Auf dem Campus treffen sie dann alle aufeinander: Der Bummelstudent, der Karrierist, der Alternative und der Ersti. Zum Semesterstart eine Typologie klassischer Studenten - und schräger Fälle.

Erstis„Welcher Hörsaal?“, lautet die meistgestellte Frage des Neulings. Noch etwas unsicher tapst er über den Campus - mit dem Orientierungsplan in der Hand. In die meisten Seminare kommt er trotzdem zu spät. Trotz allem ist der Ersti - mit dem beinahe noch druckwarmen Abiturzeugnis in der Hand - hochmotiviert. Nur, dass er sich für Klausuren in Listen eintragen muss, kostet ihn im ersten halben Jahr an der Uni einiges an Lehrgeld. Quelle: dpa
Der StreberGleich mehrere Jobs als studentische Hilfskraft bringen dem Streber die für ihn so wertvollen Kontakte zu den Professoren. Mit Vorliebe korrigiert er die Klausuren seiner Kommilitonen im Dienste seines Vorgesetzten - und führt privat eine Notenliste über die Ergebnisse. Die Campus-Party verpasst er, denn „lieber zu viel gelernt als zu wenig“, sagt er. Der Anspruch auf Verstehen ist begraben: Hauptsache, die Noten stimmen. Wenn er mal groß ist, wird er Spießer. Quelle: Fotolia
Der LangzeitstudentGefühlt war der Langzeitstudent schon während der Friedensbewegung in den 60er Jahren an der Uni - davon halten ihn auch die eingeführten Studiengebühren nicht ab. Auf dem Campus munkelt man, er habe die Matrikelnummer 000 auf seinem Ausweis. Aber „Student“ ist für ihn eben kein Status, sondern ein Lebensgefühl: Er genießt den Rabatt für Museum und Kino, mit dem Semesterticket fährt er günstig durchs Land. Die Mensa ist seine zweite Küche, ach was: seine einzige. Nicht nur für ihn: 85 bis 90 Millionen Vollmahlzeiten werden in den rund 400 Mensen des Studentenwerks an deutschen Unis im Jahr ausgegeben. Der ewige Student versackt hier auch, wenn er eigentlich an der Hausarbeit, die er schon seit vier Semestern vor sich herschiebt, schreiben sollte. Referate bebildert er mit vergilbten Dias und Schwarz-weiß-Overheadfolien. Quelle: Fotolia
Der TurbostudentKrasses Gegenteil vom ewigen Studenten ist der Turbostudent. Seine Kommilitonen müssen im überfüllten Hörsaal um Plätze kämpfen - er ist bereits eine gute halbe Stunde vor Vorlesungsbeginn mit akkurat gezogenem Seitenscheitel und aufgesetzt interessierter Miene da: Networking mit dem Prof eben. Während die anderen noch einen freien Platz für das rostige Rad suchen, hat er sein erstes selbst verdientes Auto bereits geparkt - so macht er sich auch seinen Anzug nicht schmutzig. Er hatte schon bei der Einführungsveranstaltung nur die Chefetage im Blick und erscheint selbst zum Unisport immer im Anzug mit Krawatte. Schließlich könnte ja ein Headhunter beim Basketball dabei sein. Zeit für Discobesuche, ausgiebiges Brunchen oder Verabredungen mit den Damen hat er keine - Zeit ist Geld! Quelle: Fotolia
Die IntellektuelleAuch wenn es auf den ersten Blick nicht so wirkt, aber die Intellektuelle ist eher mit dem Langzeit- als dem Turbostudenten verwandt. Denn obwohl sie ein unglaubliches Wissen besitzt, hat sie in der Regel eher wenig bestandene Prüfungen vorzuweisen. Dafür organisiert sie Weinseminare, Poetry Slams, Themenkinoabende und Selbsthilfegruppen für unverstandene Frauen in der Zeit des Postfeminismus. Quelle: Fotolia
Die TussiAnders als die Intellektuelle scheint die Tussi nur an der Uni zu sein, um von einem Akademiker geheiratet zu werden. Neben Make up, Nagellack und Mode interessiert sie nicht viel und in der Regel kennt sie sich auch nur mit diesen Themen aus. Die Tussi belegt deshalb eher selten naturwissenschaftliche Fächern wie Maschinenbau oder theoretische Physik. Quelle: Fotolia
Der FamiliäreDer Sprung von Schule zur Universität soll so klein wie möglich gehalten werden, deshalb wird an der Uni der Heimatstadt studiert. Laut einer Umfrage im Auftrag des Deutschen Studentenwerks wohnen 28 Prozent der deutschen Studenten zu Studienbeginn bei den Eltern oder anderen Verwandten. Vor Semesterbeginn war der Sprössling mit seinen Eltern oft schon einmal den Campus besichtigen. Das Essen in der Kantine meidet der Nesthocker - schließlich wird dort nicht wie im „Hotel Mama“ auf Sonderwünsche eingegangen. Hausarbeiten sind ein wahres Familienwerk: Papa kopiert im Geschäft, Mama und Oma lesen gegen. Angestrebt wird eine Beamtenkarriere, wie sie womöglich die Eltern vorleben, oder die Übernahme des Familienbetriebs. Quelle: Fotolia
Der AngeberEr ist Sohn aus gutem Hause und wie er sein Studium schafft, ist vielen ein Rätsel - aber er schafft es. Anschließende Karriere inklusive. An der Uni selbst fällt er durch seine schicken Autos, schönen Frauen, die Designerklamotten und die Wochenendtrips in europäische Metropolen auf. Quelle: Fotolia
Die PrinzessinSie ist von den Perlenohrringen bis zu den Wildledermokassins immer top gekleidet und macht sowohl in der juristischen Fakultät als auch auf dem Golf- oder Tennisplatz eine gute Figur. Sie ist Papis Liebling und mit den Professoren auf Du und Du. Mit ihrem mindestens genauso spießigen Freund ist sie seit der achten Klasse zusammen. Kennen gelernt haben sie sich in der Tanzschule beim Slowfox. Quelle: Fotolia
Die AlternativeSie ist vor allem in den geisteswissenschaftlichen Fakultäten anzutreffen, zu erkennen an den gefärbten Haaren (bevorzugt Henna), den Glöckchen, Klimperarmbändern und sonstigem Gebamsel an der Bio-Hanfkleidung. Neben ihrem Studium engagiert sie sich in der Studentenvertretung oder für die Rechte einarmiger, lesbischer buddhistischer Frauen mit Migrationshintergrund. Ihr männliches Pendant trägt Dreadlocks und Dreitagebart, ist Veganer und studiert Sinologie, Ethnologie oder vergleichende Religionswissenschaften. Holt er zu Beginn eines Seminars seine Zettelwirtschaft aus handgeschriebenen, unleserlichen Kladden aus der Tasche, rieselt auch gleich der lose herumfliegende Tabak für die Selbstgedrehten auf den Boden. Quelle: Fotolia
Der RucksackstudentAn der Uni ist er nur selten, aber wenn erzählt er ausgiebig von seiner letzten Fahrradtour durch Peru - nackt. Er kann in 14 Sprachen Bier bestellen und in mindestens 20 Sprachen Fluchen. Außerdem kann er am Stand der Sonne die Uhrzeit ablesen und nach Sternen navigieren. Nach seinem Studium wird er Erdkundelehrer oder eröffnet eine Tauchschule in Australien. Quelle: Fotolia
Der OttonormalstudentNeben all den Exzentrikern gibt es natürlich auch noch die Masse der normalen Studenten, über die es nicht viel zu sagen gibt: Sie studieren irgendetwas, tragen Jeans und Pullover, im Sommer auch mal kurze Hosen und T-Shirts. Sie spielen Fußball oder auch nicht und gehen am Wochenende gerne feiern. Dafür werden sie schnell übersehen und enden in der Regel als einfacher Büroangestellter. Quelle: Fotolia
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