Uni-Ranking Die besten Unis sind in der Provinz

Die RWTH Aachen und die Universität Mannheim führen das exklusive Hochschulranking der WirtschaftsWoche weiterhin an. Aber auch einige Universitäten aus der zweiten Reihe können überzeugen. Warum die Aufsteiger so beliebt sind.

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Das sind die besten deutschen Unis
Rang 1: Universität von Oxford Quelle: Creative Commons/Bill Tyne
Platz zehn: Uni Bonn Quelle: Universität Bonn, Dr. Thomas Mauersberg
Platz neun: Universität in Tübingen Quelle: dpa
Platz acht: Technische Uni Berlin Quelle: dpa
Platz sieben: Freie Universität Berlin Quelle: dpa/dpaweb
Platz sechs: Universität Freiburg Quelle: dpa/dpaweb
Platz fünf: Rheinisch-Westfaelische Technische Hochschule (RWTH) Aachen Quelle: dpa

Der Standort für ein neues Technologiezentrum will gut gewählt sein. Erst recht, wenn das Unternehmen der größte Landmaschinenhersteller der Welt ist; wenn es jährlich einen siebenstelligen Betrag investieren will; wenn es exzellente Arbeitskräfte, kompetente Kooperationspartner und eine gute Infrastruktur braucht. Genau deshalb entschied sich der US-Konzern John Deere im Jahr 2009 für: Kaiserslautern.

Die 100.000-Einwohner-Stadt am Rande des Pfälzerwaldes hat neben erstklassigen Riesling-Weinen und zweitklassigem Profi-Fußball noch eine weitere Spezialität zu bieten – die Technische Universität. Diese sei ein „hervorragender Kooperationspartner“, sagt Thomas Peuntner, der bei John Deere für die Hochschulkontakte verantwortlich ist. Er lobt die Praxiserfahrung der Studenten, die offenen Gespräche zwischen Universität und Vertretern der Wirtschaft sowie die Forschungseinrichtungen in der Nähe – darunter das Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering und das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz. Die Mischung machte es dem Konzern leicht, sich für Kaiserslautern als Entwicklungsstandort zu entscheiden.

Mit dieser Einschätzung ist John Deere nicht alleine. Das zeigen die Ergebnisse des aktuellen Uni-Rankings, das die Beratungsgesellschaft Universum Communications zusammen mit dem Recruiting-Dienstleister access KellyOCG exklusiv für die WirtschaftsWoche erstellt hat.

Im Wirtschaftsingenieurwesen konnte die TU Kaiserslautern den vierten Rang ergattern, im Fach Informatik reichte es immerhin für Platz fünf. Damit schließen die Pfälzer zu den großen drei dieser Fächer auf – der RWTH Aachen, dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und der TU Darmstadt.

Alte Spitzenreiter

An der Spitze der Ranglisten ändert sich allerdings wenig: Auch in diesem Jahr teilen die Aachener und die Universität Mannheim die Goldmedaillen fast unter sich alleine auf. Während die RWTH beim Maschinenbau, der Elektrotechnik, dem Wirtschaftsingenieurwesen, der Informatik und den Naturwissenschaften siegte, landeten die Mannheimer in BWL und VWL ganz vorne.

Diese Top-Ten-Universitäten kletterten im Vergleich zum Vorjahr am meisten (zum Vergrößern bitte Bild anklicken)

Im Bereich Wirtschaftsinformatik bevorzugen die befragten Personaler die TU Darmstadt, die Ludwig-Maximilians-Universität München bildet die besten Juristen aus. Doch wer genau hinschaut, entdeckt in den Listen durchaus Bewegung.

Es sind vor allem kleinere und weniger bekannte Bildungsstätten, die sich in die Spitzenklasse einschleichen oder schrittchenweise weiter nach oben kommen.

Unbekannte Aufsteiger

Das gilt besonders für Fächer, in denen geeignete Fachkräfte schwierig zu finden sind. Mehr als 60 Prozent der Personaler sagten den Experten von Universum, 2013 ihren Bedarf an Informatikern weniger gut oder gar nicht decken zu können. Bei den Elektrotechnikern waren es knapp 50 Prozent. „Vor allem in den Ingenieurwissenschaften müssen Unternehmen über den Tellerrand blicken, um gut ausgebildeten Nachwuchs zu bekommen“, sagt Stefan Lake, Deutschland-Geschäftsführer von Universum. Denn an den führenden Hochschulen buhlen sie verstärkt um die Gunst der Talente.

Das sind die teuersten Uni-Städte
Das Wintersemester steht vor der Tür und viele Studenten suchen derzeit noch ein WG-Zimmer. Doch das kann teuer werden, wenn man in beliebten Uni-Städten studieren möchte. Das Portal wg-suche.de hat die Mieten für ein WG-Zimmer dort verglichen. Als Grundlage für die Berechnung diente die durchschnittliche Warmmiete der jeweiligen Stadt für eine 3er-WG mit 80 Quadratmetern. Die Analyse zeigt, dass Studierende in vielen ostdeutschen Städten für rund 200 Euro ein Zimmer finden. Im süddeutschen Raum oder in besonders beliebten Uni-Städten müssen sie jedoch zum Teil mehr als das Doppelte bezahlen. Quelle: dpa
Platz 10: HamburgIn der Hansestadt kostet das Zimmer im Schnitt 383 Euro pro Monat. Studenten mit weniger Budget sollten sich für einen Studienort in mittleren Städten oder in ostdeutschen Hochschulstädten entscheiden. Besonders preiswert wohnen Studierende in Dortmund (259 Euro), Leipzig (239 Euro) oder Magdeburg (232 Euro). Die mit Abstand günstigste Studentenstadt ist Rothenburg in der Oberlausitz mit 171 Euro. Quelle: dpa
Studienanfänger sitzen am 14.10.2013 während ihrer ersten Juravorlesung in einem Hörsaal der Juristischen Fakultät der Universität Potsdam Quelle: dpa
Platz 8: HeidelbergHeidelberg liegt mit einer durchschnittlichen Monatsmiete von 392 Euro für ein WG-Zimmer auf Platz acht. Die beliebten Studentenstädte Köln (362 Euro) und Münster (325 Euro) gehören ebenfalls zu den teureren Städten. Quelle: AP
Platz 7: LörrachAuch Lörrach direkt an der Schweizer Grenze ist bei Studenten beliebt - mit entsprechenden Auswirkungen auf die Mieten. 394 Euro warm kostet dort ein Zimmer in einer 80 Quadratmeter großen Dreier-WG im Schnitt. Quelle: dpa
Mehrere Wohnungsgesuche von Studenten hängen am Schwarzen Brett Quelle: dpa
Platz 5: KonstanzWer in Konstanz am Bodensee studiert, zahlt für ein Zimmer in einer Dreier-WG mit 80 Quadratmetern im Schnitt 413 Euro pro Monat. Quelle: dpa

Vor allem an der RWTH Aachen ist der Andrang groß. 2010 sammelte die Hochschule im Dreiländereck fast eine Viertelmilliarde Euro Drittmittel ein – so viel wie keine andere Universität in Deutschland. Mit 72 Millionen Euro trug die Wirtschaft den größten Anteil bei. Jeden Donnerstagabend können sich Unternehmen den angehenden Absolventen als Arbeitgeber präsentieren. Im kommenden Sommersemester stellen sich unter anderem BASF, die European Space Agency und E.On vor. Mehr als 70 Spender-Firmen dankt die RWTH auf ihrer Homepage für deren Gelder. Doch nur die großen deutschen Konzerne wie BMW oder Audi können es sich leisten, auf Universitäten wie Aachen oder Mannheim festgelegt zu sein.

Auf welche Eigenschaften Personaler bei Hochschulabsolventen besonders achten (Angaben in Prozent, Mehrfachnennungen möglich, zum Vergrößern bitte Bild anklicken)

Erfolgsgarant Auto

Denn sie haben einen entscheidenden Vorteil. Kaum ein Produkt berührt die Deutschen so sehr wie das High-Tech-Erzeugnis Auto. So mancher sauste schon als Knirps mit Spielzeugautos durch das Wohnzimmer der Eltern. Und die attraktiven Produkte der Premiumhersteller sind allgegenwärtig – egal, ob auf der Straße oder in der Fernsehwerbung. Andere Unternehmen haben es da schon schwerer.

Zum Beispiel dann, wenn sie Mähdrescher und Rasentraktoren herstellen wie John Deere. Auch der Markenname ist bei Weitem nicht so bekannt wie der deutscher Dax-Konzerne. Deshalb ist es Peuntner recht, dass sich die Qualitäten der TU Kaiserslautern bislang nicht überall herumgesprochen haben und der Andrang noch nicht Aachener Ausmaße angenommen hat. So kommt das Unternehmen in Kaiserslautern problemlos an Nachwuchs.

Mittlerweile arbeiten dort schon 40 TU-Absolventen, regelmäßig laufen gemeinsame Projekte. Erst kürzlich erarbeitete ein studentisches Forschungsteam neue Ideen für die Sensoren an Mähdreschern, mit denen die Maschinen große Steine frühzeitig erkennen oder den Feuchtigkeitsgehalt im geernteten Getreide messen können.

Die beliebtesten Abschlüsse

Auf solche Kooperationen legt die Universitätsleitung ebenfalls großen Wert. Vizepräsident Lothar Litz und seine Kollegen richten Forschung und Lehre bewusst an den Bedürfnissen der Industrie in der Region aus. So entstand auch das Zentrum für Nutzfahrzeugtechnologie. Dort tüfteln Wissenschaftler der Hochschule mit Partnern wie Daimler oder Volvo. In einem Masterstudiengang können Studenten aus den Fächern Elektrotechnik, Maschinenbau und Informatik Spezialwissen sammeln, ein Semester ist ausschließlich für Projektarbeit reserviert.

Flugzeuge der Zukunft

Dieser Praxisbezug ist auch bei den Wirtschaftsingenieuren der TU zentraler Bestandteil des Studiums. Sie müssen mindestens 18 Wochen als Praktikanten in Betrieben arbeiten. Viele verdienen sich auch als wissenschaftliche Hilfskräfte an einem der Forschungsinstitute etwas dazu. Solche Kooperationen und Spezialisierungen sind gut fürs Hochschulimage.

Durchgestartet - Die Studenten der TU Kaiserslautern sammeln unter anderem im Rennsportteam der Uni Praxiserfahrung Quelle: TU Kaiserslautern

Das zeigt auch die Platzierung der TU Braunschweig. Im Fach Maschinenbau konnte sie sich um vier Plätze auf Position fünf vorschieben. Einer der Schwerpunkte ist die Luft- und Raumfahrttechnik. Erst im vergangenen Jahr eröffnete der Campus Forschungsflughafen. Dort arbeiten nun Studenten des Masterstudiengangs Luft- und Raumfahrttechnik gemeinsam mit Experten aus dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt „am Fliegen von morgen“, wie der damalige niedersächsische Ministerpräsident David McAllister bei der Einweihung im Mai 2012 sagte.

Vom Geheimtipp zum Aufsteiger

Ein weiterer Aufsteiger des Rankings ist die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt im Fach Betriebswirtschaftslehre. Bislang galt die bayrische Hochschule als Geheimtipp, doch dank ihrer forschungsintensiven Ausrichtung und dem familiären Betreuungsverhältnis kann sie immer mehr Personaler überzeugen. Auf etwa 5.000 Studenten kommen 120 Professoren sowie mehr als 200 wissenschaftliche Mitarbeiter und Dozenten. Obwohl es die betriebswirtschaftliche Fakultät am Standort Ingolstadt erst seit 23 Jahren gibt, hat sie bereits prominente Partner angeworben. 18 Unternehmen wie Siemens, die Deutsche Bank oder Vodafone bieten exklusive Praktika, Bewerbertrainings oder Exkursionen zu den Firmenstandorten. Damit sollen die Studenten einen Einblick in die Konzerne und den Berufsalltag erlangen.

Papierkram für Erstsemester
Eine Steuererklärung Quelle: dpa
Eine erkältete junge Frau Quelle: dpa
Füße vor einem Fernseher Quelle: dpa
Eine Studentin wohnt in einem Schaufenster Quelle: dpa
Ein Student bei seinem Nebenjob Quelle: AP
Ein Fahrrad wird geklaut Quelle: dpa

An der TU Hamburg-Harburg geht es damit noch früher los. Im Fach Elektrotechnik erwartet die Hochschulleitung von den Bewerbern bereits vor Beginn des Studiums praktische Erfahrung. Die Abiturienten sollen vorab zehn Wochen in einen Industriebetrieb hineinschnuppern, um ihr späteres Arbeitsumfeld kennenzulernen. Das gefällt auch den Personalern. Sie wählten die TU Hamburg-Harburg im Fach Elektrotechnik auf Rang sechs.

In den Naturwissenschaften kann die Goethe-Universität Frankfurt am Main neuerdings auf sich aufmerksam machen. Zum ersten Mal gelang ihr der Sprung unter die ersten zehn. Kein Wunder, denn die Frankfurter sind exzellent – im wahrsten Sinne des Wortes. Die Hochschule beheimatet gleich drei Exzellenzcluster. Das sind von Bund und Ländern geförderte Forschungsprogramme, die jährlich einen einstelligen Millionenbetrag erhalten.

Hochschulen profitieren vom Reputationsgewinn

Doch die Hochschulen profitieren nicht nur finanziell. Werner Müller-Esterl, Präsident der Goethe-Universität Frankfurt, vergleicht die Exzellenzcluster mit „Diamanten in einer Krone“. Sie würden die Aufmerksamkeit der Unternehmen wecken, denn „sie strahlen in alle Richtungen“. Dieser Reputationsgewinn wirkt sich vor allem auf die Naturwissenschaftler aus. Sie sind an zwei der drei geförderten Forschungsprojekte beteiligt. Das eine Programm ist am Institut für Organische Chemie und Chemische Biologie angesiedelt. Das andere beschäftigt sich mit Herz- und Lungenkrankheiten, gehört somit zwar zum Fachbereich Medizin. Aber die angehenden Ärzte arbeiten eng mit den Biologen zusammen.

Der gemeine Student - eine Typologie
Erstis„Welcher Hörsaal?“, lautet die meistgestellte Frage des Neulings. Noch etwas unsicher tapst er über den Campus - mit dem Orientierungsplan in der Hand. In die meisten Seminare kommt er trotzdem zu spät. Trotz allem ist der Ersti - mit dem beinahe noch druckwarmen Abiturzeugnis in der Hand - hochmotiviert. Nur, dass er sich für Klausuren in Listen eintragen muss, kostet ihn im ersten halben Jahr an der Uni einiges an Lehrgeld. Quelle: dpa
Der StreberGleich mehrere Jobs als studentische Hilfskraft bringen dem Streber die für ihn so wertvollen Kontakte zu den Professoren. Mit Vorliebe korrigiert er die Klausuren seiner Kommilitonen im Dienste seines Vorgesetzten - und führt privat eine Notenliste über die Ergebnisse. Die Campus-Party verpasst er, denn „lieber zu viel gelernt als zu wenig“, sagt er. Der Anspruch auf Verstehen ist begraben: Hauptsache, die Noten stimmen. Wenn er mal groß ist, wird er Spießer. Quelle: Fotolia
Der LangzeitstudentGefühlt war der Langzeitstudent schon während der Friedensbewegung in den 60er Jahren an der Uni - davon halten ihn auch die eingeführten Studiengebühren nicht ab. Auf dem Campus munkelt man, er habe die Matrikelnummer 000 auf seinem Ausweis. Aber „Student“ ist für ihn eben kein Status, sondern ein Lebensgefühl: Er genießt den Rabatt für Museum und Kino, mit dem Semesterticket fährt er günstig durchs Land. Die Mensa ist seine zweite Küche, ach was: seine einzige. Nicht nur für ihn: 85 bis 90 Millionen Vollmahlzeiten werden in den rund 400 Mensen des Studentenwerks an deutschen Unis im Jahr ausgegeben. Der ewige Student versackt hier auch, wenn er eigentlich an der Hausarbeit, die er schon seit vier Semestern vor sich herschiebt, schreiben sollte. Referate bebildert er mit vergilbten Dias und Schwarz-weiß-Overheadfolien. Quelle: Fotolia
Der TurbostudentKrasses Gegenteil vom ewigen Studenten ist der Turbostudent. Seine Kommilitonen müssen im überfüllten Hörsaal um Plätze kämpfen - er ist bereits eine gute halbe Stunde vor Vorlesungsbeginn mit akkurat gezogenem Seitenscheitel und aufgesetzt interessierter Miene da: Networking mit dem Prof eben. Während die anderen noch einen freien Platz für das rostige Rad suchen, hat er sein erstes selbst verdientes Auto bereits geparkt - so macht er sich auch seinen Anzug nicht schmutzig. Er hatte schon bei der Einführungsveranstaltung nur die Chefetage im Blick und erscheint selbst zum Unisport immer im Anzug mit Krawatte. Schließlich könnte ja ein Headhunter beim Basketball dabei sein. Zeit für Discobesuche, ausgiebiges Brunchen oder Verabredungen mit den Damen hat er keine - Zeit ist Geld! Quelle: Fotolia
Die IntellektuelleAuch wenn es auf den ersten Blick nicht so wirkt, aber die Intellektuelle ist eher mit dem Langzeit- als dem Turbostudenten verwandt. Denn obwohl sie ein unglaubliches Wissen besitzt, hat sie in der Regel eher wenig bestandene Prüfungen vorzuweisen. Dafür organisiert sie Weinseminare, Poetry Slams, Themenkinoabende und Selbsthilfegruppen für unverstandene Frauen in der Zeit des Postfeminismus. Quelle: Fotolia
Die TussiAnders als die Intellektuelle scheint die Tussi nur an der Uni zu sein, um von einem Akademiker geheiratet zu werden. Neben Make up, Nagellack und Mode interessiert sie nicht viel und in der Regel kennt sie sich auch nur mit diesen Themen aus. Die Tussi belegt deshalb eher selten naturwissenschaftliche Fächern wie Maschinenbau oder theoretische Physik. Quelle: Fotolia
Der FamiliäreDer Sprung von Schule zur Universität soll so klein wie möglich gehalten werden, deshalb wird an der Uni der Heimatstadt studiert. Laut einer Umfrage im Auftrag des Deutschen Studentenwerks wohnen 28 Prozent der deutschen Studenten zu Studienbeginn bei den Eltern oder anderen Verwandten. Vor Semesterbeginn war der Sprössling mit seinen Eltern oft schon einmal den Campus besichtigen. Das Essen in der Kantine meidet der Nesthocker - schließlich wird dort nicht wie im „Hotel Mama“ auf Sonderwünsche eingegangen. Hausarbeiten sind ein wahres Familienwerk: Papa kopiert im Geschäft, Mama und Oma lesen gegen. Angestrebt wird eine Beamtenkarriere, wie sie womöglich die Eltern vorleben, oder die Übernahme des Familienbetriebs. Quelle: Fotolia

Damit die Vorzeigeforscher der Goethe-Universität unter optimalen Bedingungen arbeiten können, wurden etwa 155 Millionen Euro in Neubauten am Campus Riedberg investiert. Herzstück ist das Biologicum. Zusammen mit den Gewächshäusern, Klimakammern und einem neuen Tierhaus löst es den in den Sechzigerjahren errichteten Biocampus im Stadtteil Westend ab. Bis spätestens 2017 sollen auch Mathematiker und Informatiker in den Norden der hessischen Metropole umziehen. Am Campus Westend sind ebenfalls herausragende Fakultäten der Frankfurter beheimatet. Die Personaler wählten die VWLer der Goethe-Universität auf Platz zwei.

Wie Absolventen von Privatunis im Vergleich zu jenen von staatlichen Hochschulen abschneiden (zum Vergrößern bitte Bild anklicken)

Auch international hat sich die hessische Hochschule etabliert. Beim Uni-Ranking der „New York Times“ schnitt sie im Oktober 2012 als beste deutsche Bildungseinrichtung ab und landete auf dem zehnten Rang weltweit, nur einige Plätze hinter dem Massachusetts Institute of Technology und der Princeton-Universität. International bekannte Hochschulen wie die Universität St. Gallen konnte sie sogar hinter sich lassen.

Tipps für die Studienplatzsuche in letzter Minute

Globale Mundpropaganda

Um diesen Spitzenplatz zu sichern, setzt Präsident Müller-Esterl auf seine Absolventen: Wenn die im Ausland Führungspositionen ergattern und gute Arbeit leisten, „beginnt die internationale Mundpropaganda“, hofft er. Und das ist gar nicht so unwahrscheinlich.

Immerhin kann sich mehr als die Hälfte der deutschen Hochschulabsolventen vorstellen, außerhalb Deutschlands zu arbeiten. Das ergab eine Studie, die das Institut für Demoskopie Allensbach im Jahr 2011 veröffentlichte. Die meisten wollen Auslandserfahrung sammeln, erhoffen sich bessere Gehälter und halten ihre Karrierechancen fernab der Heimat für größer.

Die gefragtesten Softskills der Personaler

Und auch wenn sie eines Tages zurückkehren, haben sie beste Berufsaussichten. Sehr gute Englischkenntnisse und Auslandserfahrung gehören nach wie vor zu den relevantesten Qualifikationen. Am meisten Wert legen die Personaler jedoch auf Persönlichkeit. Zum ersten Mal fragte Universum deshalb nach den wichtigsten Softskills der potenziellen Mitarbeiter. Das Ergebnis: Die Unternehmen wünschen sich vor allem, dass sich die Bewerber adäquat ausdrücken, lösungsorientiert und analytisch denken sowie im Team arbeiten können.

Was Berufseinsteiger verdienen
Wer Sprach- und Kulturwissenschaften studiert hat, der verdient beim Einstieg rund 32.864 Euro. Quelle: dapd
Wer beruflich mit Farben, Rastern etc. zu tun hat, der bekommt seine Tätigkeit relativ moderat vergütet. Der Einstiegsgehalt im Bereich Grafik/Design beträgt 33.166 Euro. Quelle: Fotolia
Studenten Gesellschafts- und Sozialwissenschaften können sich auf ein Einstiegsgehalt von etwa 34.287 Euro einstellen. Quelle: dpa
Wer beruflich den Lehren des großen Psychoanalytikers Sigmund Freud nachgeht, bezieht als Psychologe ein Einstiegsgehalt von 40.099 Euro. Quelle: dpa
Studenten der Wirtschaftswissenschaften dürfen sich sogar über ein Einstiegsgehalt von 43.309 Euro freuen. Quelle: dpa
Die von vielen gefürchtete Welt der Zahlen und Formeln wird sogar noch besser vergütet. Mathematiker/Informatiker beziehen ein Einstiegsgehalt von 45.529 Euro. Quelle: dpa/dpaweb
Studenten der Rechtswissenschaften bekommen bei ihrem Berufseinstieg etwa 46.468 Euro Gehalt. Quelle: dpa

Auch in diesen Anforderungen zeigt sich der Wunsch nach praxisorientiertem Nachwuchs. Aber vor allem Bachelor-Absolventen können Personalern in puncto Reife, Praxiserfahrung und Selbstständigkeit noch nicht überzeugen. Ein Grund, warum die Universität Frankfurt seit 2007 mehrtägige Workshops anbietet, in denen die Studenten ihre Schlüsselkompetenzen trainieren. Das Interesse daran ist groß: Für den Einführungskurs Rhetorik im Sommersemester gab es in wenigen Tagen doppelt so viele Anmeldungen wie Plätze.

Auf welche Softskills Personaler besonders viel Wert legen (Angaben in Prozent, Mehrfachnennungen möglich, zum Vergrößern bitte Bild anklicken)

Wie wertvoll diese Übungen sind, hat sich nicht nur unter den Studenten schnell herumgesprochen. Ehemalige Teilnehmer berichten von Personalern, die in Vorstellungsgesprächen die Teilnahmebescheinigungen solcher Workshops interessanter fanden als die Noten der Bewerber. Andere bedanken sich per E-Mail für die gute Vorbereitung auf den Berufsalltag. Selbstbewusst aufzutreten ist für sie jetzt kein Problem mehr.

Das gilt auch für die Aufsteiger des Uni-Rankings. Denn sie haben trotz der Übermacht einiger weniger Hochschulen auf sich aufmerksam gemacht und sich sukzessive nach vorne gearbeitet. An ein Ende des Oligopols an der Spitze des Rankings glaubt aber selbst der Kaiserslauterner Vizepräsident Litz nicht: „Es wäre verwegen, wenn wir das Ziel hätten, in ein paar Jahren die RWTH Aachen eingeholt zu haben.“

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