Uni-Ranking Die besten Unis sind in der Provinz

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Hochschulen profitieren vom Reputationsgewinn

Doch die Hochschulen profitieren nicht nur finanziell. Werner Müller-Esterl, Präsident der Goethe-Universität Frankfurt, vergleicht die Exzellenzcluster mit „Diamanten in einer Krone“. Sie würden die Aufmerksamkeit der Unternehmen wecken, denn „sie strahlen in alle Richtungen“. Dieser Reputationsgewinn wirkt sich vor allem auf die Naturwissenschaftler aus. Sie sind an zwei der drei geförderten Forschungsprojekte beteiligt. Das eine Programm ist am Institut für Organische Chemie und Chemische Biologie angesiedelt. Das andere beschäftigt sich mit Herz- und Lungenkrankheiten, gehört somit zwar zum Fachbereich Medizin. Aber die angehenden Ärzte arbeiten eng mit den Biologen zusammen.

Der gemeine Student - eine Typologie
Erstis„Welcher Hörsaal?“, lautet die meistgestellte Frage des Neulings. Noch etwas unsicher tapst er über den Campus - mit dem Orientierungsplan in der Hand. In die meisten Seminare kommt er trotzdem zu spät. Trotz allem ist der Ersti - mit dem beinahe noch druckwarmen Abiturzeugnis in der Hand - hochmotiviert. Nur, dass er sich für Klausuren in Listen eintragen muss, kostet ihn im ersten halben Jahr an der Uni einiges an Lehrgeld. Quelle: dpa
Der StreberGleich mehrere Jobs als studentische Hilfskraft bringen dem Streber die für ihn so wertvollen Kontakte zu den Professoren. Mit Vorliebe korrigiert er die Klausuren seiner Kommilitonen im Dienste seines Vorgesetzten - und führt privat eine Notenliste über die Ergebnisse. Die Campus-Party verpasst er, denn „lieber zu viel gelernt als zu wenig“, sagt er. Der Anspruch auf Verstehen ist begraben: Hauptsache, die Noten stimmen. Wenn er mal groß ist, wird er Spießer. Quelle: Fotolia
Der LangzeitstudentGefühlt war der Langzeitstudent schon während der Friedensbewegung in den 60er Jahren an der Uni - davon halten ihn auch die eingeführten Studiengebühren nicht ab. Auf dem Campus munkelt man, er habe die Matrikelnummer 000 auf seinem Ausweis. Aber „Student“ ist für ihn eben kein Status, sondern ein Lebensgefühl: Er genießt den Rabatt für Museum und Kino, mit dem Semesterticket fährt er günstig durchs Land. Die Mensa ist seine zweite Küche, ach was: seine einzige. Nicht nur für ihn: 85 bis 90 Millionen Vollmahlzeiten werden in den rund 400 Mensen des Studentenwerks an deutschen Unis im Jahr ausgegeben. Der ewige Student versackt hier auch, wenn er eigentlich an der Hausarbeit, die er schon seit vier Semestern vor sich herschiebt, schreiben sollte. Referate bebildert er mit vergilbten Dias und Schwarz-weiß-Overheadfolien. Quelle: Fotolia
Der TurbostudentKrasses Gegenteil vom ewigen Studenten ist der Turbostudent. Seine Kommilitonen müssen im überfüllten Hörsaal um Plätze kämpfen - er ist bereits eine gute halbe Stunde vor Vorlesungsbeginn mit akkurat gezogenem Seitenscheitel und aufgesetzt interessierter Miene da: Networking mit dem Prof eben. Während die anderen noch einen freien Platz für das rostige Rad suchen, hat er sein erstes selbst verdientes Auto bereits geparkt - so macht er sich auch seinen Anzug nicht schmutzig. Er hatte schon bei der Einführungsveranstaltung nur die Chefetage im Blick und erscheint selbst zum Unisport immer im Anzug mit Krawatte. Schließlich könnte ja ein Headhunter beim Basketball dabei sein. Zeit für Discobesuche, ausgiebiges Brunchen oder Verabredungen mit den Damen hat er keine - Zeit ist Geld! Quelle: Fotolia
Die IntellektuelleAuch wenn es auf den ersten Blick nicht so wirkt, aber die Intellektuelle ist eher mit dem Langzeit- als dem Turbostudenten verwandt. Denn obwohl sie ein unglaubliches Wissen besitzt, hat sie in der Regel eher wenig bestandene Prüfungen vorzuweisen. Dafür organisiert sie Weinseminare, Poetry Slams, Themenkinoabende und Selbsthilfegruppen für unverstandene Frauen in der Zeit des Postfeminismus. Quelle: Fotolia
Die TussiAnders als die Intellektuelle scheint die Tussi nur an der Uni zu sein, um von einem Akademiker geheiratet zu werden. Neben Make up, Nagellack und Mode interessiert sie nicht viel und in der Regel kennt sie sich auch nur mit diesen Themen aus. Die Tussi belegt deshalb eher selten naturwissenschaftliche Fächern wie Maschinenbau oder theoretische Physik. Quelle: Fotolia
Der FamiliäreDer Sprung von Schule zur Universität soll so klein wie möglich gehalten werden, deshalb wird an der Uni der Heimatstadt studiert. Laut einer Umfrage im Auftrag des Deutschen Studentenwerks wohnen 28 Prozent der deutschen Studenten zu Studienbeginn bei den Eltern oder anderen Verwandten. Vor Semesterbeginn war der Sprössling mit seinen Eltern oft schon einmal den Campus besichtigen. Das Essen in der Kantine meidet der Nesthocker - schließlich wird dort nicht wie im „Hotel Mama“ auf Sonderwünsche eingegangen. Hausarbeiten sind ein wahres Familienwerk: Papa kopiert im Geschäft, Mama und Oma lesen gegen. Angestrebt wird eine Beamtenkarriere, wie sie womöglich die Eltern vorleben, oder die Übernahme des Familienbetriebs. Quelle: Fotolia

Damit die Vorzeigeforscher der Goethe-Universität unter optimalen Bedingungen arbeiten können, wurden etwa 155 Millionen Euro in Neubauten am Campus Riedberg investiert. Herzstück ist das Biologicum. Zusammen mit den Gewächshäusern, Klimakammern und einem neuen Tierhaus löst es den in den Sechzigerjahren errichteten Biocampus im Stadtteil Westend ab. Bis spätestens 2017 sollen auch Mathematiker und Informatiker in den Norden der hessischen Metropole umziehen. Am Campus Westend sind ebenfalls herausragende Fakultäten der Frankfurter beheimatet. Die Personaler wählten die VWLer der Goethe-Universität auf Platz zwei.

Wie Absolventen von Privatunis im Vergleich zu jenen von staatlichen Hochschulen abschneiden (zum Vergrößern bitte Bild anklicken)

Auch international hat sich die hessische Hochschule etabliert. Beim Uni-Ranking der „New York Times“ schnitt sie im Oktober 2012 als beste deutsche Bildungseinrichtung ab und landete auf dem zehnten Rang weltweit, nur einige Plätze hinter dem Massachusetts Institute of Technology und der Princeton-Universität. International bekannte Hochschulen wie die Universität St. Gallen konnte sie sogar hinter sich lassen.

Tipps für die Studienplatzsuche in letzter Minute

Globale Mundpropaganda

Um diesen Spitzenplatz zu sichern, setzt Präsident Müller-Esterl auf seine Absolventen: Wenn die im Ausland Führungspositionen ergattern und gute Arbeit leisten, „beginnt die internationale Mundpropaganda“, hofft er. Und das ist gar nicht so unwahrscheinlich.

Immerhin kann sich mehr als die Hälfte der deutschen Hochschulabsolventen vorstellen, außerhalb Deutschlands zu arbeiten. Das ergab eine Studie, die das Institut für Demoskopie Allensbach im Jahr 2011 veröffentlichte. Die meisten wollen Auslandserfahrung sammeln, erhoffen sich bessere Gehälter und halten ihre Karrierechancen fernab der Heimat für größer.

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