Drei Studenten betreten den Raum und setzen sich. Ganz rechts ein schlaksiger Mittzwanziger, dessen blondes Haar schon schütter wird. Studium: Englisch und Geschichte auf Gymnasiallehramt. Links daneben: eine gleichaltrige Juristin mit Perlenohrringen und Nerdbrille. Ganz außen: eine Frau in sackigen Kleidern, die vom Alter her die Mutter der beiden sein könnte. Sie studiert Kunstgeschichte.
Alle drei sind an Hochschulen im Rhein-Main-Gebiet immatrikuliert. Ihre Namen müssen geheim bleiben, das ist die Bedingung des Gastgebers. "Diskretion ist unser Geschäft", sagt Herbert Jost-Hof. Er trägt ein senffarbenes Hemd, eine farblich darauf abgestimmte Krawatte und beginnt, die Studenten auszufragen. Ist an den Unis genug Forschungsliteratur vorrätig? Wie sieht die Betreuung aus? Fühlen sie sich alleingelassen? Es ist ein Gespräch über die Studienbedingungen an Massenuniversitäten. Oder: Marktforschung in einer Wachstumsbranche.
"Ich habe jetzt mal eine interessante Frage", platzt Thomas Nemet, der Agenturchef, dazwischen. "Wie nehmen Sie Ghostwriter wahr?" Erst antwortet keiner, dann der Lehramtsstudent. "Weiß nicht, ob ich das wahrnehmen würde", sagt er. "Wegen meines Anspruchs." Er knetet seine Hände. "Was ist, wenn Ihnen Begleitung angeboten wird, die es an der Uni nicht gibt?", fragt einer der Ghostwriter. Die Jura-Studentin nickt und sagt: "Im Grunde wie ein Repetitorium, oder?"
Das wollten die Leute im Raum Neckar hören: eine Zukunft, in der Ghostwriting so normal ist wie heute schon juristische Repetitorien.
5. Die PR-Offensive
Thomas Nemet liebt seine Konkurrenten. "Je mehr Leute an dem Markt teilnehmen", sagt er und klopft dabei auf die Tischplatte, als wolle er jedes Wort unterstreichen, "desto größer ist der Werbeeffekt." Nemet ist ein 44-Jähriger mit sanften Gesichtszügen. Er wirkt jungenhaft, trotz seines dunklen Anzugs. Harald Bahner, der Internetpionier aus Berlin, wirkte während des Interviews angespannt und wollte auf keinen Fall fotografiert werden. Thomas Nemet hingegen gibt sich locker und offen. Er scherzt, spielt Mitarbeiterdialoge nach und erzählt mir von seinem letzten schlimmen Liebeskummer. Nemet ist ein PR-Profi und sucht das Rampenlicht. Er gibt gerne Interviews, es sind sogar Homestorys über ihn erschienen. Thomas Nemet arbeitet hart daran, das akademische Ghostwriting als eine ganz normale Dienstleistung darzustellen. Gelänge ihm das, könnte das Geschäft mit den Hausarbeiten noch weiter wachsen.
Das Erste, was Thomas Nemet klarstellt, ist, wie wichtig ihm kollegiale Beziehungen sind – trotz der Streitereien mit Harald Bahner. Die GWriters und Roland Franke, ein Ghostwriter aus Ostwestfalen, kenne er persönlich, sagt Thomas Nemet. Er spricht ausschließlich positiv über sie.
Deutschlands beste Universitäten 2014
Technische Universität Kaiserslautern
Sie wurde 1970 von der rheinland-pfälzischen Landesregierung gegründet und erhielt eine naturwissenschaftlich-technische Ausrichtung, die sich bis heute bemerkbar macht. Im Fach Maschinenbau schaffte es die TU Kaiserslautern beim diesjährigen Hochschulranking aufs Treppchen. Im Bereich Elektrotechnik wurde sie Fünfte. Die Wirtschaftsingenieure sicherten sich den siebten, die Informatiker den achten Rang.
Technische Universität Berlin
Die 1879 gegründete TU Berlin schafft es gleich in fünf Fächern unter die ersten Zehn: Platz zwei in den Naturwissenschaften, Rang vier im Wirtschaftsingenieurwesen, Platz fünf in der Informatik. Sechster wurde die TU Berlin in der Elektrotechnik, siebter im Maschinenbau. Insgesamt konnte sich der Hochschulstandort in diesem Jahr deutlich verbessern und in zahlreichen Kategorien aufsteigen.
Universität zu Köln
Ihre Vorgänger-Uni wurde 1388 als vierte Universität im deutsch-römischen Kaiserreich gegründet. 1798 wurde sie unter napoleonischer Besetzung geschlossen. 1919 wurde sie neu gegründet. Auch 625 Jahre nach ihrer ursprünglichen Gründung ist die Hochschule noch auf dem neusten Stand, wie das Uni-Ranking zeigt. Die Volkswirte der Universität zu Köln schaffen es auf den zweiten Platz. Im Fach BWL reicht es diesmal für den dritten Rang. Unter die ersten Fünf gelangt sie außerdem bei dem Wirtschaftsinformatikern.
Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU München)
Doch die bayrische Hauptstadt beherbergt noch eine weitere Spitzenuniversität – die LMU München. Schon Konrad Adenauer, Theodor Heuss und Gustav Heinemann studierten hier. Die 1472 gegründete Hochschule zählt zu den renommiertesten Universitäten Deutschlands. Im internationalen Times-Higher-Education-Ranking wurde sie aktuell als beste deutsche Universität ausgezeichnet. Und auch die deutschen Personaler kann sie von sich überzeugen, vor allem in den Wirtschaftswissenschaften. Rang zwei erreicht sie im Fach BWL, in der Volkswirtschaftslehre reicht es für den dritten Rang. Die Bronzemedaille sicherte sich die LMU außerdem in den Naturwissenschaften.
Technische Universität München
Bereits 1868 gegründet, kann die TU München auf eine fast 150-jährige Geschichte zurückblicken, die von reichlich Erfolgen geprägt ist. So wurden zum Beispiel schon 13 Alumni und Professoren der Universität mit einen Nobelpreis ausgezeichnet. Auch im diesjährigen Hochschul-Ranking der WirtschaftsWoche kann die TU überzeugen. In der Wirtschaftsinformatik belegt sie hinter Darmstadt den zweiten Rang. Platz drei geht an die Informatiker der TU München. Auch im Maschinenbau (5. Platz), in der Elektrotechnik (4. Platz) und den Naturwissenschaften (5. Platz) punktete die bayrische Hochschule.
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Die Bankenstadt Frankfurt am Main bleibt auch im Uni-Ranking 2014 ihrem Image treu und punktet vor allem in den Wirtschaftswissenschaften: Sie siegt in der Volkswirtschaftslehre und schafft es im Fach BWL immerhin auf den fünften Rang. Genauso wie bei den Naturwissenschaften.
Technische Universität Darmstadt
Hoheitlich ist ebenfalls der Sitz des TU Darmstadt. Wie in Mannheim, beherbergt auch in Darmstadt ein Residenzschloss die Hochschule. Ihr universitärer Status ist allerdings nochmal 30 Jahre jünger als der Mannheimer. Seit 1877 ist sie eine Technische Hochschule, zur Universität wurde sie erst 1997. Getreu ihrem Namen liegen ihre Stärken im technischen Bereich: In der Wirtschaftsinformatik konnte die Universität ihren Sieg aus dem Vorjahr verteidigen. Im Maschinenbau, der Elektrotechnik und dem Wirtschaftsingenieurwesen belegt sie jeweils Rang drei. Platz vier wurde es in der Informatik.
Universität Mannheim
Junge Universität, alter Sitz. Erst 1967 wurde die Mannheimer Handelshochschule zur Universität erhoben. Die im Barockschloss heimische Hochschule gehört damit zu den jüngeren deutschen Unis. Aufgrund ihrer wirtschaftswissenschaftlichen Ursprünge zeigt sich in diesem Bereich auch die Kompetenz der Universität.
Im diesjährigen Hochschul-Ranking belegt sie in der Betriebswirtschaftslehre weiterhin den ersten Rang. Im Fach Wirtschaftsinformatik reichte es immerhin für Platz zwei, in der VWL für den vierten Rang. Eine weitere TopTen-Platzierung schaffte sie im Bereich Informatik – Platz sechs.
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (RWTH Aachen)
Obwohl die RWTH Aachen in gleich drei Disziplinen (Informatik, Wirtschaftsingenieurwesen und Maschinenbau) ihren Spitzenplatz ans KIT abgeben muss, gehört sie weiterhin zu den Top-Hochschulen Deutschlands. Das ist auch der Anspruch der RWTH Aachen, die als eine der wenigen deutschen Elite-Unis gilt. Mit ihrem Zukunftskonzept „RWTH 2020“ hat sie sich zum Ziel gesetzt, bis zum Ende des Jahrzehnts eine der weltweit besten „integrierten interdisziplinären technischen Hochschulen“ zu werden. Diese Anstrengungen fördert die Bundesregierung mit ihrer Exzellenz-Initiative. Neben den zweiten Plätzen in Informatik, Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen, konnten die Aachener in Elektrotechnik und den Naturwissenschaften die Konkurrenz hinter sich lassen.
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Die Uni Karlsruhe war die Informatik-Pionierin unter den deutschen Hochschulen. 1969 etablierte sie als erste deutsche Hochschule einen Informatik-Diplomstudiengang. Drei Jahre später entstand in Karlsruhe die erste deutsche Fakultät für Informatik. Das zahlt sich nun aus. In diesem Jahr kann das KIT sowohl in der Informatik als auch im Maschinenbau und im Wirtschaftsingenieurwesen den ersten Rang für sich beanspruchen. Und ist damit in den technischen Studiengängen der absolute Spitzenreiter, sogar vor dem langjährigen Erstplatzierten, der RWTH Aachen. Ihr muss sich das KIT 2014 nur noch in den Fächern Elektrotechnik und Naturwissenschaften geschlagen geben. Dort erreichten die Karlsruher die Plätze zwei und acht.
Sein Handwerk hat Thomas Nemet als Autor bei Hausarbeiten24.com gelernt, einer Ghostwriter-Agentur in Münster. Er sei ein sehr guter Autor gewesen, sagt sein damaliger Chef Dirk Bocklage heute. Aber das reichte Thomas Nemet nicht. Er gründete Acad Write, seine eigene Agentur. Das war 2004, sagt Nemet.
Seine Mutter sei anfangs skeptisch gewesen, aber jetzt gebe es Acad Write seit zehn Jahren, in dieser Zeit habe die Agentur 8.608 Aufträge bearbeitet. Insgesamt seien auf diese Weise 232,416 Seiten mit 418.348.800 Zeichen zusammengekommen. Nemet sagt, dass er sechs Mitarbeiter habe, allein für das administrative Geschäft, Controlling, Vertrieb, plus Hunderte freier Autoren. Der prognostizierte Jahresumsatz: zwei Millionen Euro.
Thomas Nemet ist ein Geschäftsmann, komplett mit Rolex am Handgelenk. Inzwischen habe er sogar einen Doktortitel, erzählt er. "Meine Kollegen sagten: 'Du musst jetzt mal promovieren.' – 'Wieso muss ich jetzt promovieren?' – 'Na, es verkauft sich besser.'" Ein Bekannter habe ihm eine Hochschule in Costa Rica empfohlen mit den Worten: "Das ist relativ einfach zu bewältigen, das Verfahren, dort werden dir nicht so viele Steine in den Weg gelegt."