Vorbildliches Bildungssystem Was finnische Schulen besser machen

Finnische Schüler sind Spitze bei PISA, das Schulsystem der Finnen gilt für viele Länder als Vorbild. Was machen die Finnen anders? Der Harvard-Professor Pasi Sahlberg erklärt das finnische Bildungswunder.

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Das finnische Schulsystem funktioniert ganz anders als das deutsche - und ist deshalb erfolgreicher. Quelle: dpa

Das finnische Bildungssystem wird weltweit beneidet. Bei der alle drei Jahre stattfindenden PISA-Studie (Programme for International Student Assessment) der OECD belegt Finnland regelmäßig einen der ersten Plätze. Nach Veröffentlichung der ersten PISA-Studie reisten Bildungsexperten und Politiker aus aller Welt nach Finnland, um das Bildungswunder zu bestaunen. Seit dem stellen sich Experten regelmäßig die Frage: Wie machen die das bloß?

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20001.4.3.
20031.2.1.
20062.2.1.
20093.6.2.
20123.6.2.

Liegt es an der späten Trennung der Kinder, also an der neunjährigen Grundschule oder sind die Finnen einfach klüger als deutsche Kinder?

Können Sie diese PISA-Aufgaben lösen?

Pasi Sahlberg, ehemaliger Generaldirektor des finnischen Bildungs- und Kulturministeriums, erklärt in einem Beitrag für den US-Nachrichtensender "CNN", was finnische Schulen besser machen als andere. "Viele sind überrascht, dass finnische Kinder nicht vor ihrem siebten Geburtstag eingeschult werden", sagt er.

Pasi Sahlberg war Generaldirektor des finnischen Bildungsministeriums und ist derzeit Gastprofessor an der Harvard Graduate School of Education. Foto: Damir Klaic-Kljuc Quelle: Presse

In Deutschland dagegen gab es lange einen Trend, Kinder möglichst früh einzuschulen. Erst langsam setzen sich Eltern dagegen zur Wehr und lassen ihren Kindern ein Jahr länger Zeit.

Finnische Kinder haben außerdem deutlich weniger Hausaufgaben auf als Kinder in anderen Ländern, so Sahlberg. Ihr gesellschaftlicher Hintergrund habe einen viel geringeren Einfluss auf ihren Bildungsweg und es gebe auch nur einen standardisierten Test, den alle Kinder machen müssen.

Wissenswertes über Finnland

Laut Sahlberg sind drei Dinge ausschlaggebend für den Erfolg des finnischen Schulsystems:

  1. Bildungsgleichheit: "Das bedeutet, es gibt Bildung für alle Kinder und das frühzeitig." Alle Schulen werden finanziell unterstützt, damit sie auf die Bedürfnisse aller Schüler eingehen können und entsprechende Bildungs- und Gesundheitsangebote für alle anbieten können. Auch für Kinder aus sozial schwachen Familien. Und man konzentriere sich auf das Kind als Ganzes und beschränke sich nicht nur auf dessen akademische Leistungen.
  2. Finnische Lehrer arbeiten mit ihren Kollegen zusammen. "Das gibt ihnen die Möglichkeit, Netzwerke zu bilden, Ideen gemeinsam zu entwickeln und sich über die besten Unterrichtsmethoden auszutauschen. Das ist eine wichtige Voraussetzung, um die Qualität des Unterrichts zu verbessern."
  3. Spielen gehört in finnischen Schulen dazu. Die Schultage sind kurz, es gibt viele Pausen, in denen die Kinder draußen spielen können. Auch der Nachmittag sei nicht zum Hausaufgaben machen da, sondern um sich mit Freunden zu treffen oder seinen Hobbies nachzugehen. Deshalb gebe es in der Grundschule nur wenig Hausaufgaben.

Laut Sahlberg lege beispielsweise das amerikanische Schulsystem zu viel Wert auf Tests und Zahlen. Außerdem spiele der finanzielle Hintergrund eine zu große Rolle: Wer Geld hat, seine Kinder auf gute Schulen zu schicken oder ihnen Nachhilfe zu finanzieren, hat Glück, Kinder armer Familien gehören zu den Bildungsverlierern. In Finnland sei das undenkbar.

Auch die Qualität der Lehrer beziehungsweise der Ausbildung spiele eine große Rolle. Zwar könne kein Land eine exakte Kopie Finnlands werden - aber es wäre schon einmal ein Schritt in die richtige Richtung, wenn Armut oder Reichtum nicht mehr über die Bildungschancen entscheiden würden.

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