Wann die Uni-Laufbahn scheitert Abendschüler brechen ihr Studium häufiger ab

Immer mehr junge Leute in Deutschland beginnen ein Studium. Und jeder Dritte bricht es wieder ab. Die Gründe sind vielfältig - doch es liegt hauptsächlich an den Schulen und Unis, die Abbrecherquote zu reduzieren.

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Die prominentesten Studienabbrecher
Mark Zuckerberg Quelle: REUTERS
Bill GatesWie Mark Zuckerberg baute auch schon Computergenie Bill Gates während seines Studiums an der Harvard University sein Unternehmen Microsoft auf. Dort entwickelte er 1974 Programme für den damals neuen Heimcomputer Altair 8800. Ein Jahr später brach er das Studium ab, um sich Microsoft komplett zu verschreiben. Eine kluge Entscheidung: Heute zählt er zu den reichsten Menschen der Welt und hat trotzdem einige Abschlüsse in der Tasche. Außer der 2007 verliehenen Ehrendoktorwürde der Harvard University trägt er auch Ehrendoktortitel der Königlich Technischen Hochschule Stockholm (2002) und der Cambridge University (2013). Quelle: AP
Erich SixtWas Erich Sixt von seinem BWL-Studium hielt, sagte der Unternehmer 2008 dem "Handelsblatt": „Die ganze Betriebswirtschaft basiert doch auf einem einzigen Axiom: Dass der Mensch rational handelt. Aber er tut es nicht. Und deshalb können Sie das alles vergessen.“ Mit so einer Einstellung konnte das natürlich nichts werden. Nach vier Semestern brach Erich Sixt ab und übernahm 1969 die lokale Autovermietung seines Vaters. Das Familienunternehmen baute er zu einem weltweiten Konzern aus. Quelle: dpa
Günther JauchJura war sein Studienfach, Journalismus seine Leidenschaft: Günther Jauch bewarb sich parallel zu seinem Jurastudium an der Freien Universität Berlin an der Deutschen Journalistenschule in München. Nachdem sie ihn angenommen hatte, brach Jauch sein Studium 1975 ab. Schließlich startete er nach seiner zweijährigen Journalistenausbildung als Sportmoderator beim Bayrischen Rundfunk. Sein paralleles Studium der Politik und Neuer Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München bleib dabei auf der Strecke. Als seine journalistische Arbeit ihn immer mehr einnahm, brach er nach zwei Jahren auch dieses Studium ab. Quelle: dpa
René ObermannStudium oder Selbstständigkeit? Für den ehemaligen Telekom-Chef René Obermann war diese Entscheidung relativ schnell klar: Nach seiner Industriekaufmannsausbildung bei BMW gründete er das Handelsunternehmen ABC Rufsysteme, das heute als „The Phone House“ firmiert. Als sich das Start-Up gut entwickelte, brach er sein 1986 aufgenommenes VWL-Studium in Münster nach zwei Semestern ab. Auch ohne Studium stieg er bis zum Chef der Telekom auf, dessen Posten er bis 2013 inne hatte. Aktuell ist er der Vorstandsvorsitzende des niederländischen Kabelunternehmens Ziggo. Quelle: dpa
Steve JobsSchon in seiner Kindheit war der 2011 verstorbene Apple-Gründer ein Überflieger: Aufgewachsen im Silicon Valley konnte Steve Jobs schon bei seiner Einschulung lesen und schreiben, langweilte sich in der Schule und übersprang eine Klasse. Sein 1972 aufgenommenes Studium am Reed College in Portland sah er als unnötigen Klotz am Bein und brach es nach einem Semester ab. Allerdings blieb Jobs noch am Campus und besuchte Vorlesungen. Ab 1974 arbeitete er bei Atarai und gründete zwei Jahre später Apple. Steve Jobs trug in den vergangenen Jahren gerne die Titanarmbanduhr der Firma eines berühmten deutschen Studienabbrechers: Ferdinand Alexander Porsche. Quelle: REUTERS
Ferdinand Alexander PorscheDer 2012 verstorbene Designer des Porsche 911 und Gründer der Porsche Design GmbH erschuf kreative Glanzstücke ganz ohne Studium. Zwar versuchte Porsche sich an der Hochschule für Gestaltung in Ulm, hielt es aber gerade mal zwei Semester durch. Hier ein Archivfoto von 1999. Quelle: dpa/dpaweb

Bill Gates hat es getan. Marc Zuckerberg und Anke Engelke auch. Herbert Grönemeyer, Günther Jauch und Brad Pitt ebenfalls. Diese Promis haben ihr Studium abgebrochen - der Erfolg ohne akademische Weihen gab ihnen später Recht.

Doch für den Normalsterblichen ist ein abgebrochenes Studium nicht der erste Schritt auf dem Weg zur Karriere als Entertainer oder milliardenschwerer Unternehmer. Für den Durchschnittsstudenten bedeutet der Abbruch Frust, Enttäuschung – aber auch verlorenes Geld und Zeit.

Und das sind viele. Knapp jeder Dritte (29 Prozent) verlässt die Uni ohne Abschluss. Und jeder Zweite denkt zumindest darüber nach, wie eine Befragung des Personaldienstleisters univativ zeigt, der sich darauf spezialisiert hat, junge Absolventen nach dem Studium in einen Job zu vermitteln. Der Befragung unter mehr als 1000 Studenten zufolge wollen die meisten Jungakademiker abbrechen, weil ihnen der Praxisbezug im Studium fehlt. Dahinter folgen enttäuschte Erwartungen, Überforderung und ganz einfach: zu wenig Geld.

Aus diesen Gründen wollen Studierende ihr Studium hinwerfen

Das Bundesbildungsministerium wollte es ganz genau wissen und hat das Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) beauftragt, nachzuhaken: Wie hoch ist die aktuelle Abbrecherquote? In welchen Fächern ist es besonders schlimm? Warum haben die Studenten abgebrochen, und was tun sie stattdessen? Mehr als 6000 Exmatrikulierte von 32 Unis und 28 Fachhochschulen haben geantwortet.

Das Ergebnis des DZWH:

Unbewältigte Leistungsanforderungen treiben 30 Prozent zum Abbruch, bei 17 Prozent ist es mangelnde Motivation. Für 15 Prozent ist der Wunsch nach mehr Praxis entscheidend. Finanzielle Engpässe spielen der Untersuchung zufolge eine nachrangige Rolle - diese Begründung wurde nur von elf Prozent angeführt.

Besonders an Fachhochschulen ist die Abbrecherquote gestiegen, weil sich hier inzwischen viele junge Leute für die „abbruchintensiven“ technisch-naturwissenschaftlichen Studiengänge einschreiben - und prompt scheitern.

Aus diesen Gründen brechen Studenten ihr MINT-Studium ab

Auffällig ist, dass 61 Prozent der Abbrecher ihre Hochschulzugangsberechtigung, sprich: ihr Abi, nicht auf dem regulären Weg gemacht haben, sondern an Abendgymnasien, Kollegs, Fachgymnasien, Berufs- und Fachoberschulen.

"Wesentliche Einflussfaktoren liegen bereits in der Phase vor dem Studium", sagen auch die DZHW-Wissenschaftler. Die alternativen schulischen Wege ins Studium seien weniger erfolgversprechend.

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