Christoph Maria Herbst "Es erstaunt mich, dass es so viele Strombergs gibt"

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Tyrannosaurus Boss
Der Milchbaron Theo Müller ist als streitbarer Sturkopf bekannt. Bis er kürzlich Heiner Kamps in die Gruppe holte, duldete er lange kaum andere Manager lange in wichtigen Positionen. Seine Söhne spürten den dominanten Patron ebenfalls. "Taucht der Vater auf, werden die Söhne zu Zwergen", erklärte einmal ein Ex-Mitarbeiter. Auch bei der Sanierung ist er wenig zimperlich. Als er 2004 den Ratiopharm-Manager Klaus Rättig holte um einen Großteil der Arbeitsplätze in der Verwaltung einzusparen, soll Müller gefordert haben: "Es muss Blut fließen." Wirklich wütend wird der "Polterpatriarch", wie ihn das „Manager Magazin“ betitelte aber wenn es um Greenpeace geht. Die Aktivisten führten eine Kampagne gegen "Genmilch" von Müller, der beglückwünschte seine Werksschützer dafür, dass sie Greenpeace-Aktivisten mit einem Feuerwehrschlauch vertrieben. Bei einer anderen Protestaktion lief er selbst mit vors Werktor und soll persönlich in Handgreiflichkeiten verwickelt gewesen sein, bei dem Fotografen verletzt und ihre Ausrüstung beschädigt wurden. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Augsburg wegen des Verdachts der Körperverletzung wurden gegen Zahlung von 45.000 Euro an karitative Einrichtungen eingestellt. Quelle: dpa
Da sie oft allein in den Filialen schuften mussten, waren Kassiererinnen bei Anton Schlecker lange ein bevorzugtes Opfer von Überfällen. Auch die Bezahlung sorgte immer wieder für Ärger: Schlecker feuerte Mitarbeiter, um sie über eine hauseigene Zeitarbeitsfirma wieder einzustellen. Verdi bezeichnete Schlecker als "Tyrann mit frühkapitalistischen Allüren" und selbst die damalige Arbeitsministerin Ursula von der Leyen sprach vom "Wilden Westen". 1998 wurde Schlecker gar zu einer Bewährungsstrafe und umgerechnet zwei Millionen Euro verurteilt, da er einer Mitarbeitern vorgemacht hatte, er würde sie nach Tarif bezahlen. Quelle: dpa
Wolfgang Grupp ist einerseits ein deutscher Vorzeigeunternehmer, der seit Jahren mit seinem Affen im Fernsehen für die hierzulande genähten Trigema-Klamotten wirbt. Gern wettert er auch in Talkshows gegen Größenwahn und Misswirtschaft in globalen Großkonzernen. Doch Grupp gilt auch als Egomane. Der "König von Burladingen" residiert in einer riesigen Villa mit Butler, Privatkapelle und einem protzigen Mausoleum. Im Umgang mit seinem Mitarbeiter pflegt der Patriarch einen eigenen Stil. Als "fürsorglichen Imperator" bezeichnet ihn sein Biograf Erik Lindner. "Vor jeder Näherin muss immer Ware liegen, damit's vorangeht. Wenn da wenig liegt, wird geschwätzt", erklärt Grupp in einer SWR-Doku die Notwendigkeit von Druck im Unternehmen. Quelle: dpa
Beispielhaft auch eine Episode über den Umgang mit Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Für den streitsüchtigen Fabrikanten ein Anlass, ins Grundsätzliche zu gehen. Als eine Aussiedlerin Ende der Neunziger Jahre kurz nach ihrer Einstellung eine zweiwöchige Krankmeldung einreichte, erhielt sie sofort die Kündigung. Daraufhin kehrte die Frau am nächsten Tag trotz eines ärztlichen Attests an die Maschine zurück, entschuldigte sich schriftlich und bat den Trigema-Chef persönlich um eine zweite Chance. Der aber legte sich lieber mit den Doctores an. "Ich habe schon immer behauptet, daß sinnlos krankschreibende Ärzte mitverantwortlich sind für unsere 4,5 Millionen Arbeitslosen und für die Diskriminierung des deutschen Arbeitsplatze", schrieb er an die Ärzte der Näherin. "Um eine korrekte Entscheidung zu treffen, müsste ich zuerst von Ihnen erfahren, wieso Sie zu dieser langen Krankschreibung kommen." Grupp erhielt keine Antwort, die Aussiedlerin keine zweite Chance; sie könne ihren Ärzten sagen, ließ er die Frau wissen, daß "sie verantwortlich dafür sind, daß Sie Ihren Arbeitsplatz auf Probe verloren haben". Quelle: dpa
Der Apple-Gründer Steve Jobs war so geliebt wie gefürchtet. Als "bezaubernden Tyrann" bezeichnete Ex-Mitstreiter Andy Hertzfeld Jobs einmal. Ein Wort des "iGod" konnte die Arbeit von Monaten zunichte machen und so schnell wie Mitarbeiter in seiner besonderen Gunst standen, wurde sie Ihnen auch wieder entzogen. Der Führungsstil war eine Mischung aus Zuckerbrot und Peitsche. Seine Mails um Mitternacht waren gefürchtet und Mitarbeiter wurden auch mitten in Besprechungen gefeuert oder vor versammelter Mannschaft gedemütigt. "Einen schönen Kuchen hast du da gebacken. Aber als Glasur hast du Hundescheisse genommen", erklärte er dann beispielsweise, wie Alan Deutschman in einem Buch über Jobs schreibt. Quelle: dpa
Der langjährige General-Electric-Boss Jack Welch wurde danach auch zum anerkannten Management-Experten. Doch viele ehemalige Angestellte sind weniger gut auf Welch zu sprechen. Immerhin stammt von ihm die sogenannte 20-70-10-Regel, die er auch praktizierte: Die besten 20 Prozent der Mitarbeiter gehören mit Boni belohnt, die mittleren 70 Prozent gefördert, die schlechtesten zehn Prozent gefeuert. "Minderleister vergiften das Klima", lautet ein beliebter Welch-Spruch. Quelle: rtr

Sie haben gleich sieben Themen an einem Tag behandelt – vom souveränem Auftreten über konsequente Führung bis zum Konfliktmanagement im Arbeitsteam. Im Fokus stand die Kommunikation. Was hätte Bernd Stromberg aus dieser Schulung mitgenommen?

Herbst: Stromberg eiert immer herum, er ist zur klaren Kommunikation nicht fähig, auch nicht zur Selbstkritik. Vermutlich täte ihm deshalb so ein Seminar mal ganz gut, aber ich fürchte, er würde nicht viel daraus mitnehmen. Ich selbst hatte im Übrigen auch noch nie so ein Managerseminar mitgemacht und war überrascht, dass es gar nicht so universitär zuging, wie ich mir das zunächst gedacht hatte. Da saßen 60 Managerinnen und Manager, teilweise aus sehr hohen Führungspositionen. Und der Jäger geht da zwischen die Reihen und bezieht die Leute mit ein, fasst sie an, gibt ihnen Impulse und führt ihnen vor Augen, wie wichtig es ist, die Mitarbeiter zu motivieren. Das war für mich als Schauspieler eine wirklich neue Erfahrung. In meinem Beruf sind Selbstmotivation und Eigenverantwortlichkeit ja grundlegend. Dass es so wichtig ist, seine Mitarbeiter zu motivieren – darüber hatte ich noch nie so nachgedacht. Mich hat auch überrascht, wie viele Herr und Frau Strombergs es da draußen gibt. In dem Seminar saßen schon einige.

Das erstaunt Sie?

Herbst: Mich erstaunt, dass der Stromberg'sche Prototypus in der Realität vorkommt, ja.

Jäger: Er kommt aber nicht nur in Führungspositionen vor, sondern auch unter den Mitarbeitern. Das war ein wichtiger Punkt in unserem Seminar. Mich hat dann sehr amüsiert, dass sich Herr Herbst ständig Notizen gemacht hat. Beispielsweise, als ich die 15 Standardausreden von Mitarbeitern durchgegangen bin. Sie kennen diese Sätze von Mitarbeitern, die erklären, warum sie ihre Arbeit nicht fertig bekommen haben. Diese Mitarbeiter argumentieren immer mit den Rahmenbedingungen, alles andere ist schuld, natürlich niemals sie selbst. Darum sprechen sie auch nie davon, dass es selbst unter diesen widrigen Rahmenbedingungen Kollegen gibt, welche die geforderte Leistung erbringen können.

Herbst: Das waren grandiose Sätze! Das musste ich mitschreiben. Ich habe diese Ausreden auch als Dialoganregungen an unsere Autoren weiter gegeben.

Also hat auch der Schauspieler etwas vom Managerseminar gelernt?

Herbst: Absolut, ja. Ich habe unzählige Anregungen für die fünfte Staffel Stromberg mitgenommen, die wir derzeit drehen.

Und was hat der Trainer vom Schauspieler gelernt?

Jäger: Dass es nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch in kreativen Berufen auf klare Kommunikation ankommt. In Gewisserweise bin ich in meinem Führungsstil noch einmal bestärkt worden.

Werden Sie künftig weitere Führungskräfteseminare geben?

Herbst: Diese Frage stellt sich mir zum einen zeitlich gar nicht, da ich sehr eingebunden bin. Zum anderen glaube ich nicht, dass man das wiederholen kann. Wir hatten einen Premiereneffekt, der sich nicht wiederholen lässt.

Jäger: Ich hatte auf jeden Fall viel Spaß bei der Zusammenarbeit, stehe aber auch gerne wieder allein vor den Teilnehmern.

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