Herr Herbst, Sie haben gemeinsam mit dem Managertrainer Roland Jäger ein Seminar für Führungskräfte gegeben, das mit dem Slogan warb: "Nie wieder Führungs- und Kommunikationschaos". Waren Sie in der Rolle des Bernd Stromberg der PR-Gag für die Veranstaltung?
Christoph Maria Herbst: (lacht) Nein, so war es nicht. Man hat mich auch nicht mit viel Geld gezwungen. Als wir die Anfrage auf den Tisch bekamen, hat meine Managerin gesagt: Das können wir wohl sofort absagen. Aber ich habe widersprochen und stattdessen zugesagt.
Warum? Sie haben immer wieder betont, dass Sie nicht auf diese Rolle reduziert werden wollen.
Herbst: Ich war neugierig darauf, echte Führungskräfte zu treffen und von ihren Problemen bei der Mitarbeiterführung zu hören. Ich bin übrigens nicht als Bernd Stromberg gekommen, sondern als Christoph Maria Herbst. Alles andere wäre Etikettenschwindel gewesen. Stromberg ist schließlich eine fiktive Figur.
Bernd Stromberg ist der Antitypus eines guten Chef. Was sollen Führungskräfte von so einem lernen, Herr Jäger? Hatten Sie als Trainer nicht Sorge, dass Ihnen Herr Herbst als Promi die Show stiehlt?
Roland Jäger: Ich hatte tatsächlich Sorgen. Ich wollte weder, dass Herr Herbst als Stromberg das Seminar nur dekorativ aufhübscht, noch wollte ich neben ihm um meinen Platz und die Aufmerksamkeit der Teilnehmer kämpfen. Also haben wir uns vorab zu einem Abendessen getroffen, um herauszufinden, ob die Chemie stimmt. Erst danach sind wir an die inhaltliche Planung gegangen und es war schnell klar, dass Herr Herbst sich als Schauspieler in Rollenspielen einbringt. Wir haben also verschiedene Aspekte rund um das Thema Kommunikation für Führungskräfte beleuchtet und zur Illustration Rollenspiele eingestreut, in denen Herr Herbst unter anderem auch den Stromberg gespielt hat.
Herbst: Ich hätte auch kaum eine andere Aufgabe übernehmen können. Ich war ja dort gewissermaßen ein Exot als Kreativer unter den Managern. Aber ich konnte als Schauspieler von meinen Erfahrungen mit Regisseuren erzählen, die ja für einen Schauspieler eine Art Vorgesetzter sind.
Herr Jäger ist als Verfechter eines konsequenten Führungsstils bekannt. Ist das die Schnittmenge zwischen Bernd Stromberg und dem Trainer?
Herbst: Das ist die Schnittmenge zwischen Christoph Maria Herbst und Roland Jäger. Stromberg ist ja nicht hart, er ist wie ein Stück Seife. Er gibt seine Härte nur vor. Aber so darf man als Führungskraft nicht auftreten. Ein Manager muss authentisch sein und mit dem, was er sagt, greifbar bleiben. Wenn er A sagt, muss er auch A meinen. Bei Stromberg wird aus diesem A jedoch immer ein B oder C. Insofern ist mir dieser klare und konsequente Führungsstil, für den Roland Jäger steht, sehr sympathisch. Auch am Theater oder am Set ist so ein klarer Stil und eine deutliche Kommunikation wichtig. Als Schauspieler muss man Ewigkeiten am Set warten und dann auf den Punkt genau Leistung erbringen. Das geht umso besser, wenn der Regisseur eindeutige Anweisungen gibt. Wie viele Parallelen zwischen Management und der kreativen Arbeit am Set bestehen, ist mir an diesem Tag erst richtig klar geworden. Man hat ja auch als Schauspieler recht wenig Möglichkeiten, so intensiv in eine völlig andere Branche hereinzuschauen.
Sie haben gleich sieben Themen an einem Tag behandelt – vom souveränem Auftreten über konsequente Führung bis zum Konfliktmanagement im Arbeitsteam. Im Fokus stand die Kommunikation. Was hätte Bernd Stromberg aus dieser Schulung mitgenommen?
Herbst: Stromberg eiert immer herum, er ist zur klaren Kommunikation nicht fähig, auch nicht zur Selbstkritik. Vermutlich täte ihm deshalb so ein Seminar mal ganz gut, aber ich fürchte, er würde nicht viel daraus mitnehmen. Ich selbst hatte im Übrigen auch noch nie so ein Managerseminar mitgemacht und war überrascht, dass es gar nicht so universitär zuging, wie ich mir das zunächst gedacht hatte. Da saßen 60 Managerinnen und Manager, teilweise aus sehr hohen Führungspositionen. Und der Jäger geht da zwischen die Reihen und bezieht die Leute mit ein, fasst sie an, gibt ihnen Impulse und führt ihnen vor Augen, wie wichtig es ist, die Mitarbeiter zu motivieren. Das war für mich als Schauspieler eine wirklich neue Erfahrung. In meinem Beruf sind Selbstmotivation und Eigenverantwortlichkeit ja grundlegend. Dass es so wichtig ist, seine Mitarbeiter zu motivieren – darüber hatte ich noch nie so nachgedacht. Mich hat auch überrascht, wie viele Herr und Frau Strombergs es da draußen gibt. In dem Seminar saßen schon einige.
Das erstaunt Sie?
Herbst: Mich erstaunt, dass der Stromberg'sche Prototypus in der Realität vorkommt, ja.
Jäger: Er kommt aber nicht nur in Führungspositionen vor, sondern auch unter den Mitarbeitern. Das war ein wichtiger Punkt in unserem Seminar. Mich hat dann sehr amüsiert, dass sich Herr Herbst ständig Notizen gemacht hat. Beispielsweise, als ich die 15 Standardausreden von Mitarbeitern durchgegangen bin. Sie kennen diese Sätze von Mitarbeitern, die erklären, warum sie ihre Arbeit nicht fertig bekommen haben. Diese Mitarbeiter argumentieren immer mit den Rahmenbedingungen, alles andere ist schuld, natürlich niemals sie selbst. Darum sprechen sie auch nie davon, dass es selbst unter diesen widrigen Rahmenbedingungen Kollegen gibt, welche die geforderte Leistung erbringen können.
Herbst: Das waren grandiose Sätze! Das musste ich mitschreiben. Ich habe diese Ausreden auch als Dialoganregungen an unsere Autoren weiter gegeben.
Also hat auch der Schauspieler etwas vom Managerseminar gelernt?
Herbst: Absolut, ja. Ich habe unzählige Anregungen für die fünfte Staffel Stromberg mitgenommen, die wir derzeit drehen.
Und was hat der Trainer vom Schauspieler gelernt?
Jäger: Dass es nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch in kreativen Berufen auf klare Kommunikation ankommt. In Gewisserweise bin ich in meinem Führungsstil noch einmal bestärkt worden.
Werden Sie künftig weitere Führungskräfteseminare geben?
Herbst: Diese Frage stellt sich mir zum einen zeitlich gar nicht, da ich sehr eingebunden bin. Zum anderen glaube ich nicht, dass man das wiederholen kann. Wir hatten einen Premiereneffekt, der sich nicht wiederholen lässt.
Jäger: Ich hatte auf jeden Fall viel Spaß bei der Zusammenarbeit, stehe aber auch gerne wieder allein vor den Teilnehmern.