Denn während Japaner seit den 1970er Jahren immer zur gleichen Zeit aufstehen, gehen sie mittlerweile immer später, nämlich erst gegen ein Uhr, ins Bett. Deshalb sind Bilder von schlafenden Japanern in den U-Bahnen oder auch an Flughäfen keine Seltenheit.
Diese Power-Naps sind allerdings keine Alternative zum Nachtschlaf, sondern führen lediglich dazu, dass wir die Geschwindigkeit aus unserem Alltag nehmen. Gesund ist und bleibt aber nur der Nachtschlaf.
Denn erst nach mehreren Stunden stellt sich die regenerative Wirkung des Schlafes ein, die auch das Gehirn braucht, um am nächsten Tag leistungsfähig zu sein.
Woher kommt nun aber die sich steigernde Müdigkeit? Es ist nicht nur die geringere Anzahl der Stunden, die wir schlafen, sondern vor allem auch die Störungen, etwa durch unregelmäßige Arbeitszeiten, unbehandelte Erkrankungen wie Depressionen oder auch technische Geräte. Denn gerade LED-Bildschirme machen uns wieder wach, wird durch das Licht doch die Melatoninproduktion unterdrückt.
Das Hormon gibt unsere innere Uhr vor – und die kann nur kaum bis gar nicht beeinflusst werden. „Der Rhythmus lässt sich maximal zwei Stunden verschieben“, sagt Autorin Stephanie Grimm. In ihrem Buch „Schlaft doch, wie ihr wollt“ ist sie der Frage nachgegangen, warum Schlaf in der Gesellschaft nur immer dann eine Rolle spielt, wenn es ein Problem gibt.
So schlafen Sie besser ein und stehen morgens entspannter auf
Auch wenn es schwer fallen mag: Wer sich vor dem Schlafen gehen an der frischen Luft bewegt, bekommt den Kopf frei und schläft besser ein und durch. Dafür reicht schon ein Spaziergang an der frischen Luft - es muss ja nicht gleich das Power-Workout-Programm sein.
Guter Schlaf hat viel mit Abschalten zu tun. Also schalten Sie Diensthandy und E-Mails aus, sobald Sie nach Hause kommen und kümmern Sei sich um Ihre Lieben und sich - und nicht um den cholerischen Chef.
Apropos Ihre Lieben: Nachdem Sie die letzten acht bis zehn Stunden mit Kollegen und Chefs verbracht haben, die Sie sich nur indirekt aussuchen können, verbringen Sie abends Zeit mit Familie, Kindern, Freunden oder Ihrem Goldfisch. Hauptsache, es ist etwas Lebendiges, das Sie mögen. Das entspannt enorm und sorgt für einen anderen Blick auf den Tag. Zumindest, wenn Sie sich mit Menschen beschäftigen.
Manchen Menschen hilft es, vor dem Schlafen gehen zehn Minuten zu meditieren. Sollte Ihnen der Spiritismus abgehen, lassen Sie einfach den Tag noch einmal an Ihrem inneren Auge vorbei ziehen - und zwar nur die guten Dinge. Konzentrieren Sie sich auf das, was gut gelaufen ist.
Bevor Sie sich ins Bett legen, tragen Sie kurz - schriftlich oder in Gedanken - zusammen, was Sie am nächsten Tag erwartet: Der Hund muss zum Tierarzt, Sie wollten Milch kaufen, den Müll runter tragen, die Präsentation fertig stellen und abends mit den Kollegen Fußball spielen. So klären sie Ihre Gedanken und schlafen besser ein.
Statt zum Einschlafen Fern zu schauen oder sich auf dem Smartphone Youtube-Videos anzusehen, lesen Sie lieber ein Buch. Das ist gut für die grauen Zellen und müde macht es auch.
Sie plädiert dafür, dass Schlaf nicht länger als Zeitverschwendung gesehen wird. „Wir brauchen eine kulturelle Umcodierung des Schlafes – von uncool zu cool“, sagt sie. Sie fordert eine gesundheitspolitische Kampagne, die zeigt, wie gut uns Schlaf eigentlich tut.
Das unterstützt auch Schlafforscher Pollmächer: „Was man sicher noch ein wenig mehr unter das Volk bringen muss ist, dass Schlaf absolut notwendig ist, und zwar in einer individuellen weitgehend genetisch bestimmten Dauer, nicht nur um Wach und seelisch gesund zu sein, sondern auch um die Funktionsfähigkeit von Stoffwechsel und Immunsystem zu gewährleisten.“
„Es gab und gibt allerdings Zeitgenossen, die in Unkenntnis der absoluten physiologischen Notwendigkeit des Schlafes, Schlaf für vergeudete Zeit halten“, gibt Pollmächer zu bedenken – und verweist damit unter anderem auf Regisseur Rainer Werner Fassbinder, der sagte: „Schlafen kann ich, wenn ich tot bin.“
In den 1980er Jahren hat man versucht, Menschen darauf zu trainieren, weniger zu schlafen und mit nur fünf Stunden auszukommen. „Das geht zwar eine ziemliche Weile formal ganz gut, aber es kommt eben zu Konzentrations- und Leistungseinbußen, wenn Menschen dauerhaft nicht die für sie individuell notwendige Zeit schlafen“, sagt er.