Was kann Glück im Arbeitsalltag bedeuten?
Das Glück im Arbeitsalltag besteht aus persönlichen, aber auch sozialen Faktoren. Jeder sollte sich zum Beispiel regelmäßig mit der Frage auseinandersetzen, ob er eine Sinnhaftigkeit in seiner Arbeit sieht, sich damit wohlfühlt und stärkenorientiert eingesetzt wird. Das zeichnet das Glück auf persönlicher Ebene aus. Wichtig für das soziale Glück am Arbeitsplatz ist insbesondere das Verhältnis zu den Kollegen – schließlich verbringen wir einen Großteil unserer Lebenszeit mit ihnen. Deshalb ist es wichtig, wie Mitarbeiter und Chefs miteinander umgehen, ob der Mensch bei der Arbeit in den Mittelpunkt gestellt und wie das Team gestärkt wird. Denn oft schauen Chefs nur auf Zahlen und vergessen dabei schnell den Menschen, der hinter diesem Erfolg steht.
Ich persönlich bin auch ein Freund von kollegialen Scherzen. Die Welt draußen ist ernst genug. Da sollte der Spaß auf der Arbeit nicht zu kurz kommen. Auch das kann Glück bedeuten.
Also kann der Einzelne sein berufliches Glück nur schwer beeinflussen, da es maßgeblich von den Kollegen abhängt?
Nicht unbedingt. Ein Mitarbeiter kann ja auch Vorbild sein. Wenn Kollegen schlecht gelaunt sind, sich streiten oder über eine dritte Person lästern, kann er mit gutem Beispiel voran gehen, indem er die Kollegen aufheitert, Streit schlichtet oder sie auf ihr Fehlverhalten hinweist. Kurz gesagt: Man kann auch versuchen, Angelegenheiten, die schlecht laufen, zum Positiven zu verändern.
So stellen Sie fest, ob die Arbeitsqualität stimmt
Können die Beschäftigten Einfluss auf die Arbeitsmenge nehmen?
Ist es ihnen möglich, die Gestaltung ihrer Arbeitszeit zu beeinflussen?
Können sie ihre Arbeit selbstständig planen?
Quelle: Gute-Arbeit-Index 2015
Bietet der Betrieb berufliche Weiterbildungsmöglichkeiten?
Können die Beschäftigten eigene Ideen in ihre Arbeit einbringen? Ihr Wissen und Können weiterentwickeln?
Haben Sie Aufstiegschancen?
Gibt es Wertschätzung durch Vorgesetzte? Hilfe von Kolleginnen?
Ein offenes Meinungsklima? Wird rechtzeitig informiert? Planen die Vorgesetzten gut?
Wird Kollegialität gefördert?
Haben die Beschäftigten den Eindruck, dass sie mit ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft leisten? Einen wichtigen Beitrag für den Betrieb?
Identifizieren sie sich mit ihrer Arbeit?
Wird am Wochenende gearbeitet? In den Abendstunden? In der Nacht?
Wird von den Beschäftigten erwartet, ständig für die Arbeit erreichbar zu sein?
Leisten sie auch unbezahlte Arbeit für den Betrieb?
Sind die Beschäftigten respektloser Behandlung ausgesetzt?
Müssen sie ihre Gefühle bei der Arbeit verbergen?
Kommt es zu Konflikten oder Streitigkeiten mit Kund/innen, Patient/innen, Klient/innen?
Muss in ungünstigen Körperhaltungen gearbeitet werden? Bei Kälte, Nässe, Zugluft?
Müssen die Beschäftigten körperlich schwer arbeiten?
Sind sie bei der Arbeit Lärm ausgesetzt?
Widersprüchliche Anforderungen und Arbeitsintensität?
Gibt es Arbeitshetze? Unterbrechungen des Arbeitsflusses? Schwer zu vereinbarende Anforderungen?
Werden alle arbeitswichtigen Informationen geliefert?
Müssen Abstriche bei der Qualität der Arbeitsausführung gemacht werden?
Wird die Arbeit leistungsgerecht bezahlt?
Hat das Einkommen ein Niveau, dass sich davon leben lässt?
Wird die Rente, die sich aus der Erwerbstätigkeit ergibt, später zum Leben reichen?
Gibt es ausreichend Angebote zur Altersvorsorge im Betrieb?
Werden Maßnahmen zur Gesundheitsförderung offeriert?
Werden Sozialleistungen geboten, z.B. Kinderbetreuung, Fahrtkosten- oder Essenszuschüsse?
Beschäftigungssicherheit / Berufliche Zukunftssicherung?
Sind die Beschäftigten in Sorge, dass ihr Arbeitsplatz durch technische Veränderungen oder Umstrukturierungen überflüssig wird?
Machen sie sich Sorgen um ihre berufliche Zukunft? Um den Arbeitsplatz?
Macht der Mitarbeiter sich so nicht selbst zur Zielscheibe – und macht sich dadurch unglücklich?
Das Risiko besteht immer und muss je nach Situation individuell eingeschätzt werden. Es kommt darauf an, wie schwerwiegend der Konflikt im Team ist. Das Problem ist: Wenn keiner versucht, etwas zum Guten zu ändern, dann wird sich die Situation wahrscheinlich verschlimmern. In jedem von uns steckt ein kleiner Feel-Good-Manager, der durch Kleinigkeiten – wie Streitschlichtung oder auch einer kleinen Geste wie einen Kuchen – sein Umfeld erfreut.
Angenommen, zwei Kollegen mögen sich nicht. Können sie sich trotzdem glücklich machen?
Ja. Auf jeden Fall. Manchmal denkt man zwar "Der ist blöd" oder "Der mag mich nicht". Das Problem dabei ist aber oft, dass man das Verhalten der anderen zu Tode interpretiert. Der Kollege guckt einmal schief und der erste Gedanke ist: "Was ist denn mit dem schon wieder los? Was hat er gegen mich?". Dabei hängt der gerade nur einem beruflichen oder privaten Gedanken nach, der nichts mit dem Kollegen zu tun hat. Viele Menschen neigen dazu, diesen Blick auf sich zu beziehen – ich nehme mich da nicht aus. Darunter leidet das Verhältnis. Wenn man seinen inneren Schweinehund überwindet und trotzdem mit einem netten Wort oder Lob auf den Kollegen zugeht – ihn also aufrichtig wertschätzt –, dann können die Missverständnisse zwischen zwei Kollegen leicht aus dem Weg geräumt werden.
Das soll funktionieren?
Ich ermutige jeden, den ersten Schritt zu machen. Man hat nichts zu verlieren. Entweder ist der Kollege so wie vorher oder das Verhältnis bessert sich und beide sind glücklicher.
Muss man sich denn mit allen Kollegen verstehen, um glücklich zu sein?
Es gibt ja diesen Spruch: "Entweder man kann sich riechen – oder eben nicht." Daran glaube ich auch. Das heißt aber nicht, dass man mit den Kollegen, die man weniger riechen kann, auf ewig verfeindet sein muss. Mit denen geht man dann mittags einfach keinen Kaffee trinken – was natürlich auch absolut in Ordnung ist. Schließlich geht es beim Glücklich-Sein nicht um die rosarote Brille. Es geht darum, dass wir freundlich und wertschätzend miteinander umgehen, damit wir unsere Lebenszeit bestmöglich miteinander verbringen können.