Der Tag für Lifestyle-Bloggerin Anna Kohnen beginnt meist mit einer Runde Yoga. Das stärkt nicht nur ihren Körper, sondern macht sie auch glücklich. Denn die Braunschweigerin ist überzeugt, dass Glück und Lebensfreude keine Zufallsprodukte sind. „Zerdenkt nicht jede Aktion, die ihr tun möchtet, sondern macht und seid glücklich dabei,“ schreibt sie. Mit dieser Einstellung ist sie nicht allein. Viele Menschen, die auf der Suche nach Glück sind, stellen schnell fest, dass sie selbst der Schlüssel sind.
Was ist Glück?
Doch kann man Glück aktiv erlernen? Eine Frage, die auf den ersten Blick ganz einfach erscheint und doch so viel Raum für Diskussionen lässt. Eng damit verbunden, ist eine weitere Überlegung: Was ist überhaupt Glück? „Die Glücksforschung bezeichnet das Glück als ‚subjektives Wohlbefinden‘. Glück bedeutet also für jeden Einzelnen etwas anderes,“ sagt Autorin Sandra Boltz.
Nach einem Zusammenbruch entwickelte sie mit ICare ein Achtsamkeitsprogramm und setzte sich intensiv mit dem Thema Glück auseinander. Für sie funktionieren Glücksgefühle nicht auf Knopfdruck, viel mehr kommt es auf die persönliche Einstellung und tägliche Entscheidungen an. Jeder Mensch ist also für sein eigenes Glücksempfinden verantwortlich. Wer schon am Morgen beschließt, dass der Tag nicht gut laufen wird, hat nur wenig Aussichten auf glückliche Momente. Ganz anders verhält es sich, wenn man sich dem Glücklichsein bewusst öffnet, Momente genießt und wertschätzt.
„Äußerst effektive Glücksaktivitäten wie zum Beispiel ‚lächele‘, ‚sei dankbar‘ oder ‚sieh das Positive‘ erscheinen trivial", sagt Bolz. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen jedoch, dass eben diese Strategien, wenn sie beherzt ausgeführt werden, sehr wirksam sind. Glück ist keine Glückssache, sondern es liegt an uns selbst und wir können es gezielt trainieren.“ Ist Glücklichsein letztendlich also alles nur eine Frage der Einstellung und des Wollens?
„Unsere Gene haben zwar einen gewissen Einfluss auf unsere Grundstimmung, aber für den Rest sind wir selbst verantwortlich,“ sagt Glücksexpertin Jenny Krapohl. Die Essenerin, die unter anderem als Coach, Bloggerin und Autorin tätig ist, verweist auf verschiedene Einstellungen, Gedanken und Handlungen, die zum Glücklichsein beitragen. Hierzu gehören beispielsweise ein achtsamer Lebensstil, ein positives Selbstbild, Freiräume, Sport, gesunde Ernährung, der Umgang mit Schwierigkeiten. „Die Summe der Einzelteile macht das aus.“
Nachhaltig zufrieden und glücklich sein
Wichtig ist dabei, stets daran zu denken, dass Glücklichsein ein stetiger Prozess ist. Man muss jeden Tag etwas dafür tun und aktiv werden, um dauerhaft glücklich zu sein. „Materielle Dinge sind allerdings kein Garant für dauerhaftes Glück, ebenso wie einzelne positive Ereignisse, wie zum Beispiel ein Vertragsabschluss oder ein höher dotierter Posten.
Unsere Glückskurve steigt lediglich für eine kurze Weile an, um sich dann schnell wieder einzupendeln. Äußere Umstände versprechen also kein dauerhaftes Glück.“, sagt Boltz. Das Erlernen von Glück muss vielmehr als nachhaltiger Prozess mit langfristigen Ergebnissen betrachtet werden.
Es kommt nicht auf den kurzen Glücksmoment – ausgelöst von einem tollen Schnäppchen, einem schmeichelhaften Kompliment oder einem auf der Straße liegenden Geldstück – an, sondern darauf, an sich selbst und seiner innersten Einstellung zu arbeiten. Außerdem sei es wichtig, sein Glück im Hier und Jetzt zu suchen. „Häufig verschieben wir das Glücklichsein in die Zukunft, planen ständig den nächsten Moment, in der Erwartung, dass von da an alles besser sein wird. Doch wir leben jetzt. Und genau dieses Jetzt gilt es bewusst wahrzunehmen. Sonst verpassen wir den Augenblick, in dem wir uns gerade befinden.“ Ihr Rat: Genau hinschauen und dankbar sein für all die großen, aber auch kleinen positiven Dinge in unserem Leben, auch wenn dieses nicht immer zu hundert Prozent perfekt ist.
Ob man Glück lernen kann, darüber ist sich Bloggerin Anna Kohnen nicht ganz sicher. Sie sagt: „‘Lernen‘ ist meiner Meinung nach der falsche Ausdruck. Ich glaube nicht, dass das Glück erlernbar ist. Bei mir war es ein Prozess, in dem ich mich gefunden habe, Altes und Negatives hinter mit gelassen habe und mich einfach dafür entschieden habe, glücklich zu sein.
Seitdem denke ich ganz anders über Rückschläge nach, sehe sie als Chance und ziehe mir aus jedem Erlebten nur das Positive heraus. Jeder kann ein glückliches Leben führen, wenn er dafür offen und dazu bereit ist.“