Haben Sie manchmal das Gefühl, dass Sie in immer kürzerer Zeit immer mehr erledigen müssen? Dass der Erfolgsdruck ständig steigt? Und dass irgendwie immer alles sofort sein muss? Das Phänomen Stress zieht sich durch die komplette Gesellschaft: Immer mehr Studenten brauchen psychologische Beratung, die Zahl der psychosomatisch bedingten Fehltage von Mitarbeitern steigt, immer mehr Manager schlucken Pillen, um ihre Leistungsfähigkeit zu steigern.
In den USA und Europa setzen Unternehmen verstärkt auf Coachings, um Führungskräfte und Angestellte fit und stressresistent für den digitalen Wandel, das nächste Verkaufsgespräch oder die Fusion zu machen. Entsprechend wächst der Markt. Laut der aktuellen Global Coaching Study der International Coach Federation (ICF) sind weltweit derzeit mehr als 53.300 professionelle Coaches tätig, darunter mehr als 10.000 Berater, die sich auf Führungskräfte spezialisiert haben, allein in Deutschland sind mehr als 8.000 Coaches registriert.
Deren Angebote variieren vom klassischen Gespräch, weil es dem CEO in seinem Unternehmen an ehrlichem Feedback fehlt, über Coachings mit Tieren bis zu eher esoterisch anmutenden Ansätzen inklusive Zenmeister.
Immer mehr Coaches bieten eine Methode an, die der Laie wahlweise mit Psychotherapie oder Zaubershow assoziiert: das Hypnose-Coaching. In nahezu jeder deutschen Großstadt gibt es einen Hypnose-Experten oder gleich ein ganzes Zentrum, die Einzelpersonen das Rauchen abgewöhnen, dem Manager den Glauben an sich selbst wiedergeben oder einer kompletten Abteilung den Stress austreiben und Teamgeist einbläuen. Eine davon ist Jane Uhlig, die in Maintal bei Frankfurt Manager und Unternehmer coacht – je nach Bedarf auch mit Hypnose.
Vier verschiedene Coach-Typen
Für willensstarke Menschen mit ausgeprägtem kaufmännischem Denken ist Führung eine Selbstverständlichkeit. Wettbewerbs- und ergebnisorientiert wollen sie stets die Besten sein – und erwarten dies auch von ihren Mitarbeitern. Diese Coaches setzen hohe Ziele und haben ebenso hohe Ansprüche.
Dieser Chef ist großzügig, kann sehr gut zuhören und setzt sich stets für sein Team ein. Er kennt die besondere Dynamik seines Teams und versteht es, die Zusammenarbeit verschiedener Gruppen zu optimieren. Als Coach investiert er viel Zeit und Energie in die Entwicklung seiner Mitarbeiter.
Er sprüht vor Kreativität und Ideen. Er liebt es, mit seinem Team neue Konzepte und Lösungen zu entwickeln. Zudem ermutigt er die Mitarbeiter, außerhalb der üblichen Gewohnheiten zu denken und flexibel auf Veränderungen zu reagieren.
Diagnostische Coaches führen ihre Abteilungen mit klarer Struktur und legen viel Wert auf funktionierende Prozesse. Bei diesem Coach wird das Team keine unangenehmen Überraschungen erleben, wenn es seinerseits langfristig und verlässlich agiert. Mit ihrer Fähigkeit, Probleme zu lösen, unterstützen sie ihre Mitarbeiter bei der Entwicklung der individuellen Stärken und ermutigen sie zu konstruktivem Denken, um solide Geschäftsstrategien zu erarbeiten.
Uhlig hat Sozialpädagogik und Kommunikationspsychologie studiert und arbeitete zunächst im klinischen Bereich mit Suchtpatienten, bevor sie Unternehmer, Vorstände, Führungskräfte und Selbstständige als Klienten entdeckte. Ihre Kunden kommen zu ihr, um Blockaden abzubauen. „Viele fühlen sich sehr stark unter Erfolgsdruck gesetzt“, sagt sie. Oder ihnen fehle Selbstbewusstsein, Kreativität oder Motivation – die soll Uhlig ihnen wiedergeben. Dafür fühlt sie ihren Klienten zunächst in Gesprächen auf den Zahn: Ein Vorstand, der abgesägt werden soll, hat andere Sorgen als der CEO, der vor einer großen Übernahme steht oder der Vertriebler, der einen neuen Großkunden an Land zu ziehen versucht. Anhand dieser individuellen Probleme entwickelt Uhlig Suggestionen, die dem Einzelnen helfen sollen, seine Probleme zu lösen.
Was ist gut an dem Bedürfnis nach Coaching?
dass man mit den üblichen Methoden nicht mehr erfolgreich sein kann;
dass das Weiterführende auf einer anderen Ebene zu suchen oder aus neuen Quellen zu schöpfen ist;
sich selber kritisch zu überprüfen und auch feste Überzeugungen doch in Frage zu stellen und aus Fehlern zu lernen;
sich immer wieder auf neue Erfahrungen einzulassen und, wenn auch in kleinen Schritten, so doch riskante Wege nicht zu scheuen;
sich zu bekennen als jemand, der nicht im Besitz der Wahrheit ist, sondern der immer noch aus Fehlern lernen muss, dem es aber vor allem um die Suche nach der besseren Lösung geht.
Erst dann geht es an die eigentliche Hypnose – die jedoch nichts mit den Fernseh-Hypnotiseuren zu tun hat, die ihren Freiwilligen suggerieren, sie seien ein Huhn oder ein Affe. „Viele haben Angst vor dem Begriff Hypnose, deshalb spreche ich lieber vom mentalen Training“, so Uhlig.
Denn wer Angst hat oder sich nicht fallen lassen kann oder will, bei dem funktioniert es nicht, wie sie sagt. Grundsätzlich muss man aber kein Esoterik-Fan oder Wundergläubiger sein, wie mein Besuch in der obersten Etage des Frankfurter Opernturms gezeigt hat. Grundsätzlich bin ich Atheist und glaube auch nicht an Pendeln, indianische Beschwörungsriten oder unsichtbare Mächte.
Mit Blick auf Commerzbank-Tower und die Türme der Deutschen Bank hieß es für mich zunächst: hinsetzen, Augen schließen und Musik hören. Dann sollte ich nacheinander Stirn, Augenbrauen, Kiefer, Nacken, Arme, Hände, Beine und Füße entspannen. Die Augenbrauen zu entspannen ist übrigens nicht so einfach. Uhlig bat mich, meine Atmung zu kontrollieren und langsam ein und aus zu atmen. Das Erstaunliche an der gesamten Prozedur: Während das Gehirn zunächst noch Gesagtes hinterfragt oder bewertet, hörte das ab einem gewissen Punkt völlig auf.