Fehlende Kollegialität Wenn Kollegen das Leben zur Hölle machen

Die Arbeit macht eigentlich Spaß, wenn da nicht dieser eine Kollege wäre, der immer wieder alles vermiest. Und jetzt wurde er auch noch befördert. Gespräch suchen oder ignorieren?

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Zehn Fehler, die Sie im neuen Job vermeiden müssen
Besserwisser im Job Quelle: Fotolia
Mann spielt mit Duplo-Steinen Quelle: Fotolia
Mann erklärt Frau die Welt Quelle: Fotolia
Papierkorb
Drei Frauen lästern Quelle: Fotolia
Lärm im Büro Quelle: Fotolia
Team Quelle: Fotolia

Er gibt ihn überall: Den Kollegen, der mit seinen dummen Sprüchen und seiner Art schon den Start in den Tag schwierig macht. Hier ein Witz auf Kosten anderer, dort eine Stichelei um selbst immer gut dazustehen – nicht nur vor dem Chef. Viele fühlen sich derartigen Angriffen hilflos ausgesetzt – das geht auf die  Psyche. Gleichzeitig wird das Arbeitsverhältnis negativ beeinträchtigt.

„Im Privatleben haben wir deutlich mehr Einfluss darauf, mit wem wir unsere Zeit verbringen, als bei der Arbeit. Das gehört dazu“, sagt Karsten Noack, Karrierecoach und Kommunikationstrainer in Berlin. Er rät zu Professionalität: „Schade, wenn einem jemand nicht sympathisch ist, doch das darf die Tätigkeit nicht beeinträchtigen.“

Vielmehr solle man sich und seinen eigenen Werten treu bleiben und sich nicht auf ein unangemessenes Niveau locken lassen. „Bleiben Sie respektvoll. Wird gelästert, halten Sie sich fern, selbst wenn Sie verärgert sind. Ärger ist kein guter Ratgeber“, sagt Noack. Wenn die Emotionen überschäumen, ist es selten eine gute Idee, eine Klärung zu versuchen. 

So werden Sie in Ihrem Unternehmer zum Konfliktlöser

Es kann deshalb zunächst eine gute Strategie sein, die Beziehung zu diesem Kollegen auf das Notwendigste zu beschränken oder den Kontakt ganz abzubrechen, sofern eine Zusammenarbeit nicht zwingend nötig ist. Denn oft zielt das Verhalten anderer darauf ab, eine Reaktion von ihrem Gegenüber zu erhalten. Fällt das weg, wird zumindest ein Teil der unangenehmen Kollegen aufhören, sich daneben zu benehmen. Die Motivation schwindet.

Mit wem wir uns im Beruf am häufigsten streiten

Resignieren aber sollten Sie nicht: Es braucht Gegenstrategien – und der Anfang könnte ein Gespräch sein. Das sollte aber keinesfalls auf dem Büroflur stattfinden, sondern unter vier Augen und in Ruhe. Das Fehlverhalten sollte direkt und bestimmt angesprochen werden. Manchen Kollegen ist gar nicht bewusst, wie ihr Handeln auf andere wirkt.

Aber das muss nicht immer funktionieren: „Manche Kollegen sind für Klärungen nicht so empfänglich und benötigen einen deutlicheren Hinweis, dass sie Grenzen überschreiten“, gibt Noack zu bedenken. Dann dürfe die Botschaft schon einmal deutlicher werden, wichtig dabei ist nur, konsequent zu bleiben. Wenn sich also jemand unangemessen verhält, dass „sollte das Kind beim Namen genannt werden.“

Hinter die Fassade schauen

Aussagen, die schlicht falsch sind oder Sachverhalte verallgemeinern, sollten nicht so stehen bleiben. Sie dürfen korrigiert und hinterfragt werden. Der Kollege bekommt Lob für ein Projekt, an dem Sie mitgearbeitet haben? Das ist nicht fair, aber ein Konfrontationskurs bringt jetzt wenig – viel mehr sollte mit Humor reagiert werden. Das hat letztlich den gleichen Effekt, um  zu zeigen, wie wenig einverstanden Sie damit sind.

Oft entpuppt sich der wahre Charakter eines Menschen erst, wenn man ihm Macht gegeben hat – etwa durch eine Beförderung. „Die entpuppen sich dann leider nicht immer als so positiv wie erhofft“, sagt Noack, „davon können gerade im Berufsleben viele Mitarbeiter ein trauriges Lied singen, weil sich beförderte Kollegen plötzlich als Belastung anstatt als Bereicherung entpuppen.“

Wichtig ist, sich zunächst klar zu machen, dass Personalverantwortliche auch nur Menschen sind – und sich irren können. Die wenigsten haben gelernt, hinter die Fassade zu schauen.

Die schlimmsten Sprüche schlechter Chefs
Eine Studie der Unternehmensberatung Towers Watson zeigt, dass nur 43 Prozent der Deutschen ihre direkten Vorgesetzten für effektiv halten. Genauso schlecht ist die Meinung der Deutschen über die Top-Manager in ihren Unternehmen. Insbesondere bei der Unterstützung der Entwicklung ihrer Mitarbeiter schneiden die Chefs schlecht ab. Ein rauer Umgangston wird vielen Chefs vorgeworfen. In dem Buch "Seien Sie gefälligst still, wenn ich Sie unterbreche!" (Piper-Verlag) haben die Autoren Stojan Rudan und Michael Köttingdie fiesesten Entgleisungen von Vorgesetzten gegenüber ihren Angestellten gesammelt. Darunter beispielsweise: „Man sieht nur von unten arrogant aus.“ Quelle: Fotolia
"Ich bin kein Arzt, aber ich denke, Sie leiden an einer akuten Intelligenzintoleranz." Quelle: dpa
Zu einer schwangeren Mitarbeiterin: "Ihr Bauch ist auch nicht dicker als meiner." Quelle: Fotolia
"Wenn Sie hoch hinaus wollen, dann gehen Sie klettern. Hier im Unternehmen wird das jedenfalls nichts." Quelle: dapd
"Wenn er es bis zum Arzt schafft, schafft er es auch ins Büro." Quelle: Fotolia
"Das Ergebnis ist ja jetzt nicht ganz so unglaublich scheiße, wie anfangs angenommen." Quelle: Fotolia
"Bei den Bienen zählen auch nicht die Flugstunden, sondern es zählt der Honig, den sie nach Hause bringen." Quelle: dpa

„So gelingt es beispielsweise viel zu häufig Personen mit narzisstischen Persönlichkeitstendenzen Beobachter zu blenden“, sagt Noack. Ausbaden müssen das die Kollegen. Und auch das Unternehmen zahlt einen hohen Preis dafür, wenn der Narzisst  zu spät erkannt wird und der Schaden ausufert. „Außerdem wollen sich die getäuschten Entscheider ihre Fehlentscheidung ungern eingestehen“, sagt der Karrierecoach.

So werden Sie in Ihrem Unternehmer zum Konfliktlöser

Wenn nun der Abteilungsquerulant zum Teamleiter befördert wurde und es sich partout nicht mit ihm arbeiten lässt, kann dessen Vorgesetzter um Rat gebeten werden. Aber erst dann, wenn alle anderen Kommunikationsversuche fehlgeschlagen sind.

Sollte gar nichts mehr funktionieren, und vor allem der Chef keinen Rückhalt bieten, dann sollte auch über einen Jobwechsel nachgedacht werden. Vielleicht sind die Kollegen an anderer Stelle netter.

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