Leistungsdruck Schöner Scheitern

Seite 2/4

Es lebe der Sport

Gibt es dabei aber einen universellen Anspruch, eine Regel, die man befolgen muss, um zu wissen, dass man alle Möglichkeiten ausgeschöpft hat, seine Talente zu nutzen? Der Sport hilft uns weiter. Im Sport beantworten wir in komprimierter Form oft die Frage, was Glück für uns bedeutet. Können wir nur glücklich sein, wenn wir gewinnen? Im Tennismatch stehen sich so gesehen zwei Individuen gegenüber, die sich nach Glück sehnen. In seinem Ideal will der Spieler jeden Schlag so gut treffen, dass er am Ende den Partner besiegt. Dadurch zerstört er zugleich aber den Traum des anderen.

So wie unser Glück eine wechselseitige Beziehung zum Unglück führt, so ist im Tennis die Gefahr einer Umkehrung vom Sieg zur Niederlage allgegenwärtig. Wie wir in die Waagschale werfen, mit einem Schlag zum Gewinner zu werden, riskieren wir auch, mit einem Return Verlierer zu sein.

Diese Zuspitzung ist auf den Leistungsgedanken zurückzuführen, der uns dazu zwingt, innerhalb kürzester Zeit schwerwiegende Entscheidungen treffen zu müssen. Wir haben das Gefühl, dass uns keine Zeit bleibt abzuwägen, und wir haben den Glauben daran verloren, dass Dinge sich besser entwickeln, wenn sie ihre Zeit haben. Wir wollen so schnell wie möglich ans Ziel kommen, und wenn wir dieses Ziel verfehlen, fehlt uns oft die Geduld und das Verständnis zu hinterfragen, woran es lag.

Das Internet ersetzt unser Sozialleben

Unser Gehirn ist die Schaltzentrale unseres gesamten Körpers. Dank seiner gigantischen Organisationsleistung und Komplexität gelingen uns so Dinge, die kein Computer der Welt zustande bringen könnte. Beim Tennis treffen wir zum Beispiel Entscheidungen, während wir gleichzeitig audiovisuell einordnen und erkennen. In Bruchteilen von Sekunden aktivieren wir die entsprechenden Zentren und reagieren somit auf die äußeren Umstände. Das Gehirn ist auch gleichzeitig der Sitz unseres emotionalen Empfindens. Wir sehen und erkennen nicht nur Dinge und Geräusche, sondern wir stellen auch einen Bezug zu unseren Gefühlen her und bewerten sie.

Manche rufen in uns Erinnerungen hervor, andere lösen Ängste aus. All diese komplexen Vorgänge beherrschen wir von Kindesbeinen an, aber leider verlernen wir mit der Zeit, einige dieser wunderbaren Eigenschaften wahrzunehmen und einzusetzen. Durch die zunehmenden technischen Möglichkeiten verlieren viele Menschen elementare Fähigkeiten wie Sinnesempfindungen oder sensorische Talente. Ein Smartphone ersetzt unser Gedächtnis, ein Navigationssystem unsere Orientierung und das Internet unser Sozialleben.

Das Gehirn verkümmert

Das Gehirn verkümmert mehr und mehr und wird von einem selbstständigen Organ zu einem Befehlsgeber degradiert, der uns nur noch einfache Dinge ausführen lässt: essen, trinken, schlafen, lachen, weinen und gelegentlich denken. Dabei könnten wir unserem Gehirn ruhig etwas mehr Verantwortung übertragen. Wir könnten unseren Empfindungen mehr vertrauen und unseren Gedanken viel häufiger freien Lauf lassen. Indem wir unsere Welt einschränken und limitieren, verlieren wir die grundsätzlichen Fähigkeiten, die uns die Natur zum Überleben mitgegeben hat.

So bringen Sie Ihr Gehirn im Alltag auf Trab
Jemand schreibt mit links Quelle: Fontanis - Fotolia
Tanzpaare Quelle: gms
Schallplattenspieler und Kopfhörer Quelle: All rights reserved © Corepics 2015 - Fotolia
Memory Quelle: dpa
Kreuzworträtsel Quelle: Stockfotos-MG - Fotolia
Studentenfutter Quelle: Simone Voigt - Fotolia
Ein Mann lehnt sich am Schreibtisch zurück Quelle: detailblick - Fotolia

Viele Dinge, die wir von Kindesbeinen an beherrschen, liegen in unserem Unterbewusstsein verborgen. Manches bleibt verdeckt, anderes können wir an die Oberfläche rufen und davon profitieren. Dabei gibt es unterschiedliche Faktoren, die uns den Zugang zu unseren unbewussten Fähigkeiten verwehren. Scham, Angst, schlechte Erfahrungen oder Empfindungslosigkeit sind nur einige der Gründe dafür, dass wir oft dem unmittelbaren Affekt unserer Handlungen ausgeliefert sind, statt uns auf unsere Intuition und unsere Fähigkeiten zu verlassen.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%