In einfachen Vorgängen wie dem richtigen Bewegungsablauf beim Schlag der Vorhand liegt also, obwohl es nicht so wirken mag, ein komplexes Gerüst verborgen, das uns Hinweise auf unser gesamtes Denken und unsere innere Konstitution geben kann.
Eine der ersten Übungen in der Schauspielausbildung ist nicht umsonst das Fallenlassen. Der Schauspielschüler steht mit dem Rücken zu einer Matte und muss sich einfach nach hinten kippen lassen. Später steigert man die Übung, indem die Matte entfernt wird und mehrere Kollegen den Fallenden auffangen.
Mit dieser simplen Übung lässt sich feststellen, wie sehr der Schüler sich selbst vertraut und welche verborgenen Ängste in seinem Inneren ihn daran hindern, loszulassen. Ähnlich verhält es sich beim Tennis. Die Gewissheit, mit seinem Schlag das Ziel nicht zu verfehlen, und das Selbstvertrauen, sich in wichtigen Momenten darauf verlassen zu können, dass der Ball dort landet, wo er landen soll, sind Grundvoraussetzungen für ein sicheres Spiel.
Den Umgang mit sich selbst lernen
Es muss also ein Weg gefunden werden, den Umgang mit sich selbst zu lernen und aus der Furcht eine Lust zu machen. Schauspieler wie Tennisspieler müssen das Match oder den Bühnenauftritt als willkommene Herausforderung betrachten, Fähigkeiten auszutesten und im Falle eines Misserfolgs zu verbessern und zu vervollkommnen. Jede Niederlage ist dabei ein natürlicher Schritt zu einer besseren Verfassung, und wer nicht akzeptiert, dass noch kein Meister vom Himmel gefallen ist, der wird auch nicht lernen, wie man als Meister in den Himmel findet.
Wer als Kind erlebt hat, dass er keine Fehler machen durfte, der wird auch als Erwachsener Angst davor haben. Wer aber als Kind die Freiheit genießen konnte, sich mit dem Rückhalt der Eltern auszuprobieren, der wird auch mit einem größeren Selbstbewusstsein auftreten und nicht gleich den Weltuntergang befürchten, wenn er etwas falsch macht.
Die Verarbeitung dieser erlernten Angst spielt eine wichtige Rolle, und ist sowohl beim Sport als auch in der Kunst der Schlüssel zu einer Selbstzufriedenheit, die einen unabhängig macht von fremder Anerkennung und Erfolg. Wenn man lernt, sich selbst zu genügen, bevor man es den anderen recht machen möchte, beginnt man, in den eigenen Grenzen zu bestehen und richtet sich nicht an anderen aus.
Selbstzufriedenheit statt Perfektionismus
Der Selbstgenügsame kann seine Aufmerksamkeit anderen Dingen schenken. Er steht nicht nur auf der Bühne, um Applaus zu ernten, sondern auch, um sich in einem anderen Rahmen zu erleben. Die Bühne gibt ihm die Möglichkeit, bestimmte Eigenschaften an sich zu vergrößern und besser zu verstehen; so wie auch das Tennisspiel nicht nur ein Kräftemessen bedeutet, sondern auch eine stetige Entwicklung der eigenen Fähigkeiten innerhalb einer vorgegebenen Struktur. Dabei so angstfrei wie möglich zu agieren, öffnet Möglichkeiten und verhindert allzu große Frustration. Vor allem aber ordnet es jede Erfahrung als Teil eines fortwährenden Lernprozesses ein, bei dem die Niederlagen und Rückschläge unerlässlich dazu gehören.
Wir müssen uns also in Selbstzufriedenheit üben und Perfektionismus scheuen. Aus Fehlern lernt man. So einfach diese Weisheit klingt, so wahr ist sie auch. Und so bleibt die wichtigste Aufgabe, unsere Ängste vor dem Versagen zu erforschen und zu verstehen und sie in einen produktiven Antrieb zu verwandeln.